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Des Satans Schatten

Des Satans Schatten

Titel: Des Satans Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.G. Klimmek
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Hebelspannerarmbrust vertauscht hatte, war unsichtbar vom Wagen geglitten und hatte, selbst im Gebüsch verborgen, den Treckführer nicht aus dem Visier gelassen.
    Degusti klopfte ihm anerkennend auf die Schulter.
    Dann wurde er plötzlich sehr ernst. »Auf die Idee bin ich auch erst jetzt gekommen, dass ein solcher Treck genau das sein könnte, was wir zu finden befürchten. Bis zu sechs Personen hätten die mühelos niedergemacht, die Toten aufgeladen und den erbeuteten Wagen, kaschiert mit einer neuen Plane, einfach ihrem Zug zugesellt.«
    Er blickte mich kopfschüttelnd an und klatschte sich mit der flachen Hand vor die Stirn. »Was bin ich nur für ein Idiot, nicht auf eine solche Variante zu kommen. Statt folgerichtig zu denken, lasse auch ich mir den Geist von Teufelsvisionen, Werwölfen und solchen Spinnereien vernebeln. Und Ihr, denke ich, habt auch nicht anders reagiert. Wie die Dorftrottel haben wir uns einfangen lassen vom Geschwätz der Schenken und dem Gewäsch zittriger Weiber. Man muss einen Unsinn nur oft genug wiederholen, und schon fallen selbst kluge Köpfe wie die unseren darauf herein. – Mein schöner Plan mit sechs erstklassigen Kämpfern und dem Überraschungsmoment auf unserer Seite! Ha, die eben hätten
uns
überrascht, und wir lägen jetzt alle tot auf unserem eigenen Wagen.«
    Degustis Kopfschütteln wollte kein Ende nehmen. Sein Selbstvertrauen war schwer erschüttert, schwerer, als sein Atem ging. Rudolfo reichte ihm wortlos einen Weinschlauch herüber. Doch gleichgültig, welcher Güte sein Inhalt war, ein solches Maß an Ernüchterung beseitigte auch der beste Malväser nicht.
    »Warum, zum Henker, habe ich nicht versucht, mich in die Lage desjenigen zu versetzen, der all diese Leute hat verschwinden lassen? Warum habe ich mir nicht überlegt, wie ich es selber angestellt hätte? – Was bin ich nur für ein Tölpel!«
    Nach einer Weile, in der unsere Pferde im Schritt dahingetrottet waren, schien er sich ein wenig beruhigt zu haben. Er war sogar wieder in der Lage, sich ein gequältes Lachen abzumühen.
    »Ein Gutes hat das Ganze jedenfalls, wir können wieder umdrehen und in Crange noch ein wenig Schlaf finden. Danach sollten wir die Sache erneut und zur Gänze überdenken und den Schwerpunkt darauf legen, welche größeren Trecks zu den fraglichen Zeiten in der Nähe der jeweiligen Tatorte waren. Habe ich nicht selbst dazu erwähnt, dass es bei einem Raubritter hätte klappen können? Ich bin nur nicht darauf verfallen, dass er über eine fahrende Burg verfügen könnte, verflucht. – Und wir sollten so viel trinken, dass wir wenigstens für ein paar Tage vergessen können, wie viel wertvolle Zeit wir durch unnütze Überlegungen mit unserem selbstbeschränkten Verstand vertan haben. – Und nie mehr, gottverdammt, will ich etwas hören von Teufeln, Dämonen und menschenfressenden Werwölfen!«
    Weil niemand antwortete – seine Leute hatten sich wieder auf ihre Lager unter der Plane verzogen, und ich hing meinen eigenen Gedanken nach –, bewegten wir uns noch immer in die ursprüngliche Richtung. Degusti hatte natürlich Recht. Also hielt ich meine Augen, die sich mittlerweile ganz gut an die Dunkelheit, aus der überdies der eine und andere Stern hervorlugte, gewöhnt hatten, nach einer Stelle offen, an der wir auf dieser schmalen, holprigen Straße unser sperriges Gefährt ohne Schwierigkeiten wenden könnten.
    Dabei gewahrte ich durch die Büsche, an die zweihundert Schritte voraus und rechter Hand, einen hellen Schein. Ich gab Degusti, der mit den Sichtverhältnissen anscheinend noch besser fertig wurde als ich, mit der Hand ein knappes Haltzeichen.
    »Wenn wir schon so weit gekommen sind, sollten wir uns das da nicht näher ansehen?«
    Der immer noch von Resten seines Selbsthaders gepeinigte Degusti knurrte mürrisch zurück: »Was wird es schon sein? Die mickrige Kate eines armen Köhlers, der vor Hunger nicht schlafen kann. Doch es kann sein, dass sich die Straße dort ein bisschen verbreitert. Und vielleicht können wir da besser ...«
    »Und vielleicht können wir
hier
besser über die Worte der Kaufleute von vorhin nachdenken und uns ins Gedächtnis rufen, dass sie auf dieser Strecke kein Haus und keine Hütte gesehen haben. Was also soll das für ein Köhler sein, der sich, erschöpft von der Tageslast, zu Bett begeben hat, um dann wieder aufzustehen und nach Mitternacht sein Haus zu illuminieren? – Und vielleicht, vielleicht ... und vielleicht war Euer Plan doch

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