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Des Satans Schatten

Des Satans Schatten

Titel: Des Satans Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.G. Klimmek
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sicherlich übersehen worden wäre. Nicht aber von meinem Freund, der in seiner Arbeit ein Muster an Sorgfalt war.
    Entsprechend geizte ich auch nicht mit dem zu Recht erwarteten Lob. »Doch trotz oder gerade wegen deines meisterlichen Könnens, mein Freund, wird damit unser Fall nicht klarer. Wenn unmöglich ist, dass
ein
Mörder in den verschlossenen und verrammelten Raum hinein- und wieder herausgekommen ist, wie haben gleich ihrer zwei das geschafft?«
    Die Frage hatte ich mehr an mich als an ihn gerichtet, gleichwohl wäre ich für eine Antwort dankbar gewesen. Aber so sehr wir auf der Basis der gewonnenen Tatsachen auch Lösungsmöglichkeiten durchprobierten, sie waren allesamt zu lächerlich, als dass ich euch, meinen gewieften Zuhörern, damit kommen dürfte. Erspart mir also freundlichst die Blamage absurder Konstruktionen und begnügt euch damit, dass auch Ossensterts Euphorie verflogen war und er wie eine nasse Katze abzog, als ich ihm bekennen musste, wie wenig förderlich mein Besuch bei der verstörten Anna gewesen war.
    Um mich abzulenken, machte ich anschließend einen Rundgang durch das Dorf, das hier und da erstaunlichen Wohlstand zeigte mit seinen prächtigen Fachwerkhäusern und weiten Koppeln. Den Menschen hier schien es rundum gut zu gehen. Umso stärker würden sie sich durch die unerklärlichen Ereignisse verunsichert und letztlich bedroht fühlen. Ich konnte den Grafen verstehen, wenn er verzweifelt darum rang, die Ruhe in seinem Land wieder herzustellen.
    Am Abend traf ich mich noch einmal mit Freund Johannes, aber auch ihm hatte die Zwischenzeit zwar eine neue Erkenntnis, jedoch nicht einen Funken der Erleuchtung beschert. Im Gegenteil.
    »Es hat mir keine Ruhe gelassen, und also habe ich mir die Leiche noch einmal angesehen. Und weißt du, was ich entdeckt habe? Die Mörder wollten offenbar besonders sicher gehen und dem Opfer nicht den Hauch einer Chance lassen. Denn sie haben nicht nur zu zweit auf Bühler eingestochen – eine Klinge, die schmalere, war obendrein vergiftet. Wenn ihr Stichkanal auch überlagert worden ist, so fanden sich bei genauester Untersuchung doch eindeutige Spuren von Gift. Ich vermute, es handelt sich dabei um eine Mischung aus Spinnen- und kristallisiertem Schlangengift. Mehr kann ich aber nicht sagen, da mir hier in Crange die Mittel zu einer besseren Analyse fehlen. Doch ich bin mir ziemlich sicher, dass ich Recht habe. – Bloß, hilft uns das in der Sache weiter?«
    Natürlich nicht. Es machte alles eher noch konfuser.
    So bestand schließlich unser klügster Einfall darin, uns im
Güldenen Apfel
einen knusprigen Schweinebraten auftragen zu lassen, den wir mit reichlich Bier hinunterspülten. Und selbst im Nachhinein betrachtet bin ich der Überzeugung, dass wir auf sehr viel dümmere Ideen hätten verfallen können.
    Als ich auch am nächsten Tag lieber an Schweinebraten als an die Morde dachte, wusste ich, dass es jetzt soweit war, mir Degustis Vorschlag näher erläutern zu lassen. Bevor ich zu Bett ging, heftete ich folglich einen seiner Zettel neben meine Tür.

Der Plan
    Als ich am nächsten Abend die Dorfschenke betrat, erwartete mich dort in der Nische am Kamin ein wissend lächelnder Degusti, der es sich bei kaltem Braten und Bier gemütlich gemacht hatte.
    »Es freut mich, dass Ihr Euch so schnell entschlossen habt. Denn es ist noch einiges vorzubereiten.«
    Der Wirt, der mir noch von meinem ersten Besuch nicht in bester Erinnerung war, hielt sich außer Sichtweite und schickte als Vertretung einen jungen Schankburschen. Dieser beeilte sich, diensteifrig einen günstigen Eindruck seiner Person zu vermitteln, und trug unter vielen freundlichen Worten unaufgefordert weiteres Geschirr sowie einen zusätzlichen Humpen des Gerstensaftes auf. Als sich der servile Knabe endlich geschlichen hatte, legte mir mein Gegenüber eine ziemlich dicke Pergamentrolle neben den Teller.
    »Hier, das sind in chronologischer Reihenfolge die Namen der Personen, deren Verschwinden nach meinem Dafürhalten auf demselben Grund beruhen könnte. Natürlich würde ich nicht für jeden einzelnen Fall die Gewähr übernehmen wollen, doch bei einem Aufkommen von über vierhundert Personen sollte ein Dutzend mehr oder weniger keine Rolle spielen. Demgegenüber ist ein breiter Bereich des Landes erfasst und nicht auszuschließen, dass nicht noch weitere Landstriche betroffen sind. Gleiches gilt für den Zeitraum. Hier sind nur acht Jahre belegt, aber es mag alles viel früher

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