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Des Satans Schatten

Des Satans Schatten

Titel: Des Satans Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.G. Klimmek
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bestätigen. Warum sollte ich bloß ...«
    Ich trat zurück und beorderte mit einem Wink zwei Wachen herbei, um bei dem fassungslosen Rodger meinen Platz einzunehmen. Dann bewegte ich mich wieder langsam um die Anwesenden herum.
    »So, so, dein Freund war er, der Bertram. Und wie kommt es dann, dass er selbst dich so deutlich des Mordes an ihm beschuldigt hat?«
    Ich war mir der kryptischen Bedeutung meiner Worte wohl bewusst, und deshalb verwunderte es mich nicht, dass selbst unser Gastgeber mich so ungläubig ansah, als hätte ich mich vor aller Augen in einen schwarzen Hahn verwandelt.
    »Oh ja, es war der Tote selbst, der noch mit letzter Kraft seinen Mörder zu benennen trachtete. Das geht zweifelsfrei aus seiner allerletzten Nachricht hervor, die er mit Wein auf die Dielen schrieb, bevor er verschied.«
    Sowohl der Graf als auch Gertrudis wollten hierzu eine Anmerkung machen, doch ich gebot mit einer kurzen Handbewegung Schweigen.
    »Ich weiß, ich weiß. Was ihr sagen wollt, ist primo: Bislang hat niemand den Inhalt seiner Botschaft entschlüsselt. Secundo: Warum hat er nicht einfach den Namen des Täters aufgeschrieben?«
    Auf meinen fragenden Blick nickten beide stumm.
    »Das habe ich mich auch gefragt und deshalb die Worte immer und immer wieder mein Gehirn durchwandern lassen, ohne zu einem Ergebnis zu gelangen. Non occides – Du sollst nicht töten, das ist leicht verständlich. Bertram will uns damit wissen lassen, dass kein natürlicher Tod, etwa durch Krankheit oder Unfall, eingetreten ist. Dass er die Nachricht mit Wein geschrieben hat, mag simpel bedeuten, dass ihm in diesem Moment kein anderes Mittel zu Gebote stand. Ich neige jedoch der Ansicht zu, dass es überdies der Wein war, der das Gift enthielt. Dies dürfte aber letztlich nicht entscheidend sein, denn dass er vergiftet wurde, ist für mich dank des Sachverstandes meines Freundes Ossenstert mit keinem Zweifel behaftet.«
    Das stimmte zwar nicht ganz, meine lernbegierigen Freunde, doch ist es in einer Situation wie dieser von überragender Bedeutung, in sich selbst gefestigt zu wirken und keinerlei Zweifel an der eigenen Qualifikation aufkommen zu lassen. Wie erwartet, hatten meine Worte ihre Wirkung nicht verfehlt, sodass ich beruhigt fortfahren konnte.
    »Sehr viel mehr Kopfzerbrechen bereitet da schon der übrige Teil der Botschaft. Waren A und O die Initialen des Täters? Waren 1 und 8, oder 18, interne Bezeichnungen für die Zimmer, in denen der oder die Mörder lebten? – Vielleicht wäre alles einfacher, hätte ich selbst die Schrift in Augenschein nehmen können, aber so? – Ich bin nicht so eitel zu verschweigen, dass ich viel Zeit damit vertan habe, mich mit solchen Überlegungen im Kreis zu drehen. Und hätte mir nicht ein wohlgefüllter Krug Wein bei dem Versuch geholfen, mich in die letzten Augenblicke des armen Bertram hineinzuversetzen, ich hätte das Rätsel wohl nie gelöst.«
    Habe ich gerade gesagt, ich bin nicht so eitel, meine leichtgläubigen Zuhörer? Wohlan, ich bin immerhin so eitel, dass ich mir nach dieser Eröffnung eine Kunstpause gestattete, bis endlich der Herr Graf die erlösenden Worte sprach: »Ihr wollt damit sagen, dass Ihr tatsächlich wisst, was die Schrift auf dem Boden bedeutet?«
    Ich hoffte, dass meine Miene, die mein Nicken begleitete, nicht allzu viel Selbstgefälligkeit erkennen ließ.
    »Genau das will ich. – Man kann nämlich primo und secundo in diesem Fall nur in cumulo betrachten. – Bertram spürte die lähmenden Wirkung des Giftes in seinem Körper. Die Beine versagten ihm bereits den Dienst. Er konnte sich nicht mehr vom Boden erheben und wusste, dass ihm nur noch wenige Momente auf dieser Welt bleiben. Also musste er zweierlei gewährleisten. Zum einen musste er die Person des Täters verifizieren, zum anderen musste er sicherstellen, dass seine Nachricht auch beim Adressaten, nämlich bei seinem Rächer, ankam.«
    Den Grafen hielt es kaum noch auf seinem Platz. »Aber warum dann nicht ...«
    »... der Name des Mörders?«
    »Wieso weiß man denn, dass er ihn überhaupt kannte?« Der Einwand kam diesmal von Gernot.
    »Das liegt nun wirklich auf der Hand. Weil er sonst gar nichts geschrieben hätte. – Also noch mal, warum nicht der Name des Mörders? – Weil genau das verhindert hätte, dass seine Botschaft ankam.«
    Ein Rundumblick zeigte mir nur ratlose Gesichter, sodass ich mich genötigt sah, die Deduktion alleine weiterzuführen.
    »Du sollst nicht töten! Damit hat Bertram

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