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Des Satans Schatten

Des Satans Schatten

Titel: Des Satans Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.G. Klimmek
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lächelnd über den Tisch zu.
    Ihr, meine lebensklugen Zuhörer, werdet mir beipflichten, wenn ich behaupte, der Mensch ist ein seltsames Wesen. Wir befanden uns immer noch in der Situation, einen Mörder überführen zu müssen, und die Stimmung drohte angesichts des rehabilitierten Rodger so fröhlich zu werden, dass ich den Zweck dieser Zusammenkunft gefährdet sah. Höchste Zeit also für mich, die Versammelten wieder mit der Realität zu konfrontieren.
    »Dieses Ergebnis mag für unseren Rodger zwar erfreulich sein, führt aber nicht an der Tatsache vorbei, dass wir auf diese Weise dem wahren Täter damit nicht um die Breite eines Weißpfennigs näher gekommen sind.«
    Ich hatte meine Stimme erhoben und mit diesen Worten augenblicklich für die angemessene Ruhe gesorgt.
    »Deshalb sollten wir uns an dieser Stelle vielleicht besser der Art und Weise zuwenden, wie Bertram umgekommen ist. Er starb an einem Gift mit Namen Torquisium. Warum es so heißt, wie es wirkt, wie man es verabreichen muss und wie kurz die Zeit ist, bis es seine Wirksamkeit einbüßt, wird euch der sachkundige Herr Johannes Ossenstert erläutern, der auf diesem Gebiet bestens bewandert ist.«
    Einen größeren Gefallen hätte ich meinem Freund kaum erweisen können, zumal sich ja Gertrudis unter den Zuhörern befand. So machte es der gute Johannes denn auch ein wenig ausführlicher als eigentlich erforderlich und blühte dabei richtig auf. Er spulte die ganze Litanei ab, die er mir damals vorgetragen hatte, als er mich das erste Mal in meinem Zimmer im
Güldenen Apfel
besuchte, und walzte alles ordentlich aus.
    Mir bot sich dadurch die Gelegenheit, heimlich die Reaktionen der Anwesenden zu beobachten, von denen mir die Regungen der alten Stiena am aufschlussreichsten erschienen. Sie wusste haargenau, worüber Ossenstert dozierte, und nickte an verschiedenen Stellen unbewusst dazu. Daher wandte ich mich auch gleich an sie, als die Rede meines Freundes ein Ende gefunden hatte.
    »Nun, Frau Hexe, kannst du dies bestätigen, und kannst du frei heraus dazu stehen, dass auch du in der Lage bist, ein solches Gift zu destillieren?«
    »Oh ja, ich kann’s. Und ich kann es auch freimütig zugeben, denn ich habe mit euren Morden nichts zu tun, wie ihr alle gerade gehört habt. In statu nascendi muss es sein, das Torquisium, sonst hat es schon nach einigen Minuten seine Kraft verloren. So ist es doch, nicht war, Herr Alchimist? Und also frage ich: Hat mich jemand jemals vor dem heutigen Tage in der Burg gesehen? Oder seid ihr so töricht zu glauben, ich wäre nächtens auf dem Besen dahergeflogen gekommen?« Dabei lachte sie wieder ihr meckerndes Lachen.
    Hier griff der besonnene Hausherr selbst ein. »Ihr steht unter keinem Verdacht und Ihr werdet keiner Missetat beschuldigt, Frau Stiena. Ihr wurdet hierher gebeten als mein Gast. Und dabei wird es bleiben. Doch mir ist bekannt, dass Ihr in naher Verbindung zu Personen steht, die unter meinem Dach leben. Deshalb ist durchaus denkbar, dass sich der Täter ohne Euer Wissen an Euren Mitteln bedient hat, die Ihr ihm in gutem Glauben zu einem ganz anderen Zweck beschafft habt.«
    Schluss war es mit dem Lachen trotz der nicht unfreundlichen Worte, und die Alte setzte eine verkniffene Miene auf. »Ich habe nichts Unrechtes getan. Ich habe immer nur geholfen, wenn ich darum gebeten wurde. – Und außerdem, außer mir gibt es noch andere, die sich mit den Pilzen auskennen. Fragt auch einmal die!«
    Ich wollte kein allgemeines Geschwafel, das mich selbst nur verwirren und davon abhalten würde, folgerichtig zu argumentieren. Ich musste einschreiten. »Wir wissen das. Und wir wissen auch, wen du meinst. Du selbst hast ihn ja angelernt, damit er die richtigen Sorten für dich findet bei seiner ständigen Pirsch durch die Wälder. Tag für Tag allein im dunklen Tann ohne einen Zeugen weit und breit, was mögen einen da für Gedanken beschleichen, wenn man immer wieder auf kleine Gruppen von vertrauensseligen Reisenden trifft, fremd in der Gegend, die niemand so schnell vermissen wird. Wie leicht kann da der Wunsch übermächtig werden, sich mit einer Bande zusammenzutun und sie mit den richtigen Hinweisen zu versorgen, wenn sie einen dafür an der Beute beteiligt? Soll das keine ernst zu nehmende Versuchung für einen jungen Mann sein, der gerade erst eine Familie gegründet hat?«
    Gernot war bei meinen Worten kreidebleich geworden, was mich allerdings wenig beeindruckte.
    »So kann ein früherer Wilddieb, doch

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