Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Des Satans Schatten

Des Satans Schatten

Titel: Des Satans Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.G. Klimmek
Vom Netzwerk:
sicher, der sich offen zu seiner Widernatürlichkeit bekennt. Seine Tage wären gezählt, und sein Tod ein grausamer.«
    Gertrudis einzige Reaktion war ein leichtes Schlucken, das nur der bemerkte, der genau hinsah.
    »Nun war die junge Frau mittlerweile nicht mehr ganz jung, aber immer noch schön, sodass die Bedrängnis durch die Lüstlinge auch weiter anhielt. Also griff sie klug zu einer List, die ihr ermöglichte, ihre Neigungen zu verbergen und überdies die Männer abzuwehren. Sie war nämlich im Laufe ihrer Studien darauf gestoßen, dass ein Trank, bestehend aus vielerlei Ingredienzien sowie einem Hauch des Pulvers aus der Teufelsfußwurzel Trugbilder und Visionen vorzugaukeln vermag, und zwar solcherart, dass die Dinge sich des Öfteren in ihr Gegenteil zu verkehren scheinen. Ich selbst«, und glaubt mir, meine ruhmsüchtigen Zuhörer, es ist ein herrliches Gefühl, als ein Mann bestaunt zu werden, der es aus Pflichtgefühl und Mut zur Erfüllung seiner Aufgabe sogar mit der Radix Pedis Diaboli aufgenommen hat, »habe diese Mixtur gekostet und in der alten Stiena hier eine frisch erblühte Jungfrau erblickt.«
    Ich war nicht erfreut darüber, aber ich ließ ihr das meckernde Lachen durchgehen. Stattdessen wandte ich mich an Gertrudis.
    »Und Ihr solltet Euch an dieser Stelle überlegen, ob Ihr Euch besser der Gnade des Grafen anempfehlen und Euer Leben retten wollt, indem Ihr Euch zur Wahrheit bekennt. – War es so?«
    Sie hielt den Blick weiter gesenkt, doch ihre Stimme zitterte nicht.
    »Ja, es war so.«
    Ha, das Triumphgefühl, das mich ergriff, war nicht eben klein. »Ja, genau. Ihr hattet Euch im Lauf der Zeit mit der alten Hexe angefreundet, und sie versorgte Euch mit dem Ruhe und Zufriedenheit spendenden Mittel. Denn immer dann, wenn ein zudringlicher Freier überhaupt nicht anders abzuwimmeln war, gabt Ihr scheinbar nach und mischtet ihm bei seinem Besuch dieses Zeug unter. Es ist ein aufrichtiges Kompliment Eurer Schönheit, dass die Kerle danach in Euch eine monströse Ausgeburt der Hölle erblickten und schleunigst die Flucht ergriffen. Und natürlich mussten sie über ihr Erlebnis Schweigen bewahren, wollten sie sich nicht vor ihren Freunden unsterblich blamieren. – Wirklich und wahrhaftig, das war sehr klug ausgedacht. Doch so wie ich es herausgefunden habe, könnte es auch Bertram vermocht und Euch damit den allerbesten Grund geliefert haben, ihn für immer zum Schweigen zu bringen.«
    Als hätte man mit einem Hammer auf eine tönerne Skulptur geschlagen, fiel ihr Panzer von ihr ab. Die Röte schoss in ihre Wangen, als sie aufsprang und mit ungewohnt lauter Stimme bekannte: »Ja, ja, und nochmals ja, Bertram wusste von meiner Veranlagung. Aber nicht etwa, weil er alles aus verschiedenen Fakten gefolgert hat so wie Ihr. Er wusste es vom Moment unserer ersten Begegnung an, denn Menschen wie wir erkennen einander sofort – Bertram war ein Sodomiter! So, wie ich die Mädchen begehre, liebte er die jungen Männer. Wir hatten uns gegenseitig in der Hand. Würde einer den anderen verraten, wäre er selber des Todes. – Und deshalb ja, ich bin so, wie ich bin. Aber nein und wiederum nein, wenn es um einen Grund für Bertrams Tod geht.«
    Diese Offenbarung war mir freilich so neu, dass ich größte Schwierigkeiten hatte, meine Verblüffung zu verbergen. Und eine solche steht einem erfahrenen Inquisitor wahrhaft schlecht zu Gesicht. Doch ein kurzer Rundumblick beruhigte mich schnell, alle anderen Anwesenden waren noch verwirrter als ich.
    Der gutherzige Graf fand als Erster die Sprache wieder, indem er sich begütigend an Gertrudis wandte. »Ich kenne und vertraue Euch seit langem. Ihr habt oft bewiesen, dass es ein hervorstechender Zug Eures Wesens ist zu helfen, und nicht zu schaden. Euch soll kein Leid geschehen. Bleibt in Crange, solange Ihr wollt, mein Schutz ist Euch allzeit gewiss.«
    Während dieser Worte des Herrn von Crange hatte mich mein Weg hinter den Sessel von Ossenstert geführt, der sich mit einem Gesicht, aus dem alle Enttäuschung und Niedergeschlagenheit dieses Universums sprachen, zu mir umwandte und flüsterte: »Sie ... sie ist wie ... wie diese ... diese Priesterinnen von der Insel Lesbos. Ich Hohlkopf, ich Blinder. Ich werde niemals wieder hinter einem Weib ...«
    »Sag niemals nie!«, gab ich genauso leise zurück und setzte meine Wanderung fort.
    Dank sei dem Grafen für seine kurze Unterbrechung, der alte Frederik hatte sich wieder im Griff und konnte mit der Enttarnung

Weitere Kostenlose Bücher