Des Satans Schatten
Er wollte es wohl so aussehen lassen, als hätten wir uns bei einem Streit um die Beute gegenseitig getötet.«
»Von ihm selbst fehlt jede Spur. – Dort am Waldrand habe ich nur ein einziges Pferd gefunden. Er wird sich mit seinem aus dem Staub gemacht haben.«
Degustis Lächeln wirkte bitter. »Dann ist er so schlau wohl doch nicht, wenn er mein Pferd zurücklässt, dass ihm beim ständigen Wechsel der Tiere zu einem schnelleren Fortkommen verholfen hätte. Ich jedenfalls gebe die Hoffnung nicht auf, ihn doch noch zu erwischen. – Seid so gut und lasst mir Euer Wasser da. Es geht mir bereits um einiges besser, und das Brummen in meinem Schädel wird auch wieder leiser. Ich werde später die Höhle nach dem Gold durchsuchen.« Er wischte meinen Einwand beiseite. »Ich weiß, ich weiß, aber vielleicht ist doch irgendwo eine Kleinigkeit übersehen worden. Und sei es auch nur ein Hinweis auf ein Versteck anderswo. – Wenn ich mich in der Lage fühle zu reiten, werde ich anschließend meine Herren aufsuchen und mit ihnen beraten, wie es weitergehen soll. – Hier, nehmt das!«
Er holte drei dieser gekritzelten Zeichnungen heraus, wie ich sie auch in Bertrams Nachlass gefunden hatte, und drückte sie mir in die Hand.
»Wenn Ihr mich zu sehen wünscht, heftet einfach eines dieser Blätter an die Hauswand der Dorfschänke. Ich werde davon erfahren und versuchen, an einem der nächsten Abende dort zu erscheinen. Ansonsten werdet Ihr von mir hören, wenn ich Stapelmann und damit auch das Gold gefunden habe. Ein nicht geringer Teil davon steht fraglos Euch zu, das werde ich nicht vergessen. – Und jetzt meinen innigsten Dank für alles, was Ihr für mich getan habt, mein Freund, und lebt wohl!«
Als er sich mit unsicheren Schritten zur Höhle aufmachte, konnte er nicht verbergen, dass sein Gesicht schmerzverzerrt war. Im Eingang drehte er sich noch einmal um, winkte herüber und blinzelte mir aus seinen eigentümlichen Augen zu, die nun in der Farbe von dunklem Bernstein aufblitzten. »Ihr werdet von mir hören!«
Fröschchen, Fröschchen
Das Gehöft lag im Sonnenschein wie bei meinem früheren Besuch. Zu den tollenden Hunden hatte sich ein kleiner dritter gesellt, und da ich nun wusste, wo ich Anna zu suchen hatte, machte ich sie unschwer an ihrem Lieblingsplatz am Tümpel aus.
Dass ich mich hierher auf den Weg gemacht hatte, lag daran, dass seit über drei Wochen keine Nachricht von Degusti eingetroffen war. Ich hatte täglich darauf gewartet, weil ich mich mit ihm über die Verfolgung von Stapelmann beraten wollte, der unser Schlüssel zur Mehrung unseres Reichtums sein sollte – aber vergeblich. Natürlich hätte ich es auch mit den Papieren versuchen können, die er mir eben zu diesem Zweck überlassen hatte. Aber ein unbestimmtes Gefühl sagte mir, dass Degusti zum gegenwärtigen Zeitpunkt wohl kein allzu großes Interesse daran hatte, sich hier in der Gegend sehen zu lassen. Da war es für mich nahe liegend, den Kontakt über die Person zu suchen, deren Oheim der Italiener war.
Die ersten Veränderungen bemerkte ich, als ich mich dem Haupthaus näherte. Keine bewaffneten Männer, keine schwarze Dogge, niemand da, der mir in den Weg trat.
Ich band mein Pferd an die weit herabhängenden Zweige eines Birnbaums und bewältigte das restliche Stück zu Fuß. Den Beutel mit Gebäck hatte ich bei mir.
Als Anna mich gewahrte, vermutete ich zunächst aufgrund ihrer Reaktion, sie hätte mich mit Degusti verwechselt. »Mein Oheim, wie schön, dass Ihr mich wieder besucht. Habt Ihr wieder was zum Naschen mitgebracht? Und erzählt Ihr mir auch eine Geschichte?«
Ich gab ihr den Beutel und grub in meiner Erinnerung nach einem Märchen, in dem ein Frosch mit einer Königskrone in einem Brunnen wohnte und auf dessen Grund mit einer goldenen Kugel spielte.
Der Mann, der über die Wiese auf uns zugelaufen kam, belehrte mich hinsichtlich meiner Annahme eines Besseren. Als er sah, dass Anna keine Gefahr drohte, blieb er einige Schritte entfernt stehen. »Sie verwechselt Euch nicht mit einem anderen. Ihr Geist ist verwirrt. Für sie ist jeder ihr Freund, ihr Oheim, ihr Geliebter, oder sonst was, wenn sie ihn schon einmal gesehen hat und er ihr obendrein Süßigkeiten mitbringt. Wenn sie Euch so anredet, müsst Ihr folglich schon einmal hier gewesen sein. Ja, jetzt erinnere ich mich. Ich habe Euch da von weitem gesehen. Es war der Tag, an dem die Leute des Herrn Degusti hier waren. – Was ist Euer Begehren?«
Ich rückte
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