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Des Satans Schatten

Des Satans Schatten

Titel: Des Satans Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.G. Klimmek
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war mit ihm doch für mich einst ein Stück Wildbret abgeschnitten worden. Was mich nur in hohem Maße erstaunte, war die Tatsache, dass Degusti es einfach in seinem Opfer hatte stecken lassen. Was, zum Henker, hatte einen Mann wie ihn veranlassen können, nicht nur auf eine solche Klinge zu verzichten, sondern obendrein einen so deutlichen Beweis seiner Täterschaft zu hinterlassen?
    Ich schob den Dolch in meinen Gürtel und wandte mich dem hinteren Teil der Höhle zu. Dort sah alles noch genauso aus wie bei meinem ersten Besuch. Nur ein paar Ratten hatten sich eingefunden und anderes kleines Getier, das in seinen Löchern verschwand, bevor ich es identifizieren konnte.
    Sorgfältig leuchtete ich jede Ecke und jede Spalte ab und überwand mich sogar, Gliedmaßen und die an Haken baumelnden Torsi beiseite zu schieben, um auch hinter ihnen die Höhlenwände abzusuchen. Es fand sich jedoch keinerlei Hinweis auf eine geheime Kammer oder auch bloß eine Aushöhlung, die geeignet gewesen wäre, Pretiosen in der erwarteten Menge aufzunehmen.
    Und etwas anderes fand ich ebenfalls nicht. Nirgends war die Leiche Stapelmanns zu entdecken. Und ihn hätte Degusti am allerwenigsten leben lassen, wenn er um des schnöden Mammons willen selbst die eigenen Leute meuchelte.
    Obwohl ich der Überzeugung war, meine erste Suche mit größter Sorgfalt vorgenommen zu haben, machte ich mich ein zweites Mal ans Werk, doch blieb das Ergebnis dasselbe. Somit gab es nun wirklich nichts, was mich hätte veranlassen können, noch länger in diesem Massengrab zu verweilen, und ich war heilfroh, mich wieder in die sonnenbeschienene Oberwelt flüchten zu können.
    Nachdem ich mehrfach kräftig durchgeatmet hatte, überkam mich das Bedürfnis, auch meine Kleider ein wenig durchzulüften, so wie es mir seinerzeit nach meinem Aufenthalt im Kerker von Dorsten gegangen war. Also marschierte ich im hellen Sand auf und ab, wobei ich in einem fort mit den Armen wedelte. Einem zufälligen Beobachter würde ich vermutlich das Bild einer flugunfähigen Riesenkrähe vermittelt haben, die nur mühevoll zu der Einsicht gelangt, nicht mehr vom Boden abheben zu können. Hätte er gewusst, auf welchem Feld des Grauens ich hier herumhopste, ihm wäre das Lachen in der Kehle stecken geblieben.
    Danach hätte ich mich am liebsten auf den warmen Heideboden gelegt und die furchtbare Gegenwart für einige wenige Momente vergessen, hätte nicht der laue Wind gedreht und den Pferden, die ich an einem nahen Busch angebunden hatte, eine neue Witterung in die Nase getragen. So versetzte mich ihr Schnauben und aufgeregtes Scharren in sofortige Alarmbereitschaft.
    Die Tiere hatten aber nur ihresgleichen gewittert, denn vom Waldrand her wurde ihr Wiehern mit einem Echo beantwortet. Die Pistole erneut zur Hand, machte ich mich in geduckter Haltung in diese Richtung auf, bis mir nach wenigen Schritten bewusst wurde, wie albern mein Verhalten war. Hätte mir von dort tatsächlich Gefahr gedroht, so hatte sich in der Zwischenzeit mannigfach Gelegenheit geboten, mich mit einem sauberen Schuss zu erledigen. Folglich gab es keinen Grund, meinen Rücken länger zu malträtieren. Dass meine Überlegung nicht unbedingt zwingend war, fiel mir gleich darauf siedend heiß ein, denn immerhin musste der Feind in Können und Bewaffnung zu einem solchen Schuss auch in der Lage sein.
    Da ich mich aber bereits zur vollen Größe aufgerichtet hatte, konnte ich gleich Konsequenz beweisen und den ersten Schritt zur Kontaktaufnahme tun. Mein Rufen wurde jedoch nicht aus der Richtung beantwortet, in der ich bereits den Kopf eines Reittiers ausmachen konnte. Das verhaltene Stöhnen kam hinter einem dichten Gebüsch hervor, das sich linker Hand von mir befand.
    Wenn man mir eine Falle stellen und sich dabei nicht durch einen fehlgegangenen Pfeil verraten wollte, erschien mir dies als eine probate Methode. So zog ich also erneut meine Pistole und gab mir mit kräftigem Aufstampfen den Anschein, ich würde links um die mit wuchernden Brombeerranken verfilzten Wacholderbüsche herumkommen. Indem ich sodann drei aufgeklaubte Zweige nacheinander dorthin warf, wo man mich im nächsten Moment vermuten musste, hastete ich so leise wie möglich nach rechts um den grünen Verhau herum.
    Das Bild, das sich mir bot, veranschaulichte in aller Klarheit, wie überflüssig meine Vorsicht war. Lang ausgestreckt auf der Erde, den verklebten Haarschopf zu mir gewandt, lag der halb betäubte Degusti, eine aufgeplatzte

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