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Des Sieges bittere Tränen

Des Sieges bittere Tränen

Titel: Des Sieges bittere Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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dem Zeigefinger in die Luft. »Man könnte das Pferd beim Training erschießen, zum Beispiel.«
    »Der Platz ist abgesperrt.«
    »Es gibt hohe Bäume und Gewehre mit Zielfernrohren. Und es gibt hervorragende Schützen.«
    »Jetzt wird es Zeit, daß wir die Polizei holen!« schrie Fallersfeld. »Ich bin Zeuge dieser infamen Erpressung.«
    »Sie sind zwei und wir sind zwei – wem, glauben Sie, wird die Polizei zuhören? Sie sind Ausländer, ich bin Commendatore – wer wird wohl hier recht bekommen? Ihre Chancen sind gleich Null, wenn Sie nicht zahlen.« Lambordano stand auf. Cabuzzi folgte seinem Beispiel. »Sie haben noch drei Tage Zeit. Bis morgens um zehn am Turniertag ist unsere Kasse geöffnet. Später können wir leider nicht mehr für Ihren Schutz sorgen.«
    An der Tür verbeugte sich der Commendatore höflich, Cabuzzi grinste und schwenkte seinen weißen Hut.
    »Wir werden in diesen Tagen ein paarmal wegen Ihrer Entscheidung nachfragen«, sagte er. »Sogenannte letzte Worte spricht nur ein Sterbender. Auf Wiedersehen, Signori.«
    Die Tür klappte zu. Fallersfeld ließ sein Monokel aus dem Auge fallen und fing es geschickt auf. Das war bei ihm der äußerste Ausdruck des Mißmutes.
    »Unerhört!« sagte er heiser. »Wirklich unerhört! Verhältnisse wie zu Al Capones Zeiten.«
    »Seine Nachkommen sind nicht ausgestorben.« Hartung schenkte sich ein neues Glas Campari ein. »Auch der seriöse Commendatore ist nur ein kleiner Fisch, ein Zwischenglied. Die Zentrale ist unsichtbar, unangreifbar.«
    »Mafia«, sagte Fallersfeld gepreßt.
    »Ja. Ich überlege mir, wie wir aus diesem Druck herauskommen. Die Amerikaner haben bereits bezahlt, die anderen Nationen werden folgen – stillschweigend, denn wer hier den Mund aufmacht, kann sich gleich einen Sarg anmessen lassen. Die Polizei ist machtlos, die Behörden haben selbst Angst, Rom, das der Mafia mit Zerschlagung droht, ist weit, Zeugen sterben plötzlich, selbst hinter dicken Gefängnismauern werden sie vergiftet oder sogar auf offener Straße erschossen.«
    »Und dagegen wollen Sie anrennen?« Fallersfeld stand der Schweiß auf der Stirn. »Sie kennen mich, Horst. Ich lasse mich zu nichts zwingen, ich kenne auch keine Angst, aber Laska zuliebe sollten wir zahlen. Stillschweigend, wie die anderen.«
    »Das würden Sie für Laska tun?«
    »Ja.«
    »Das Biest, das Sie nicht leiden kann?«
    »Es ist ein Pferd.« Fallersfelds Gesicht zuckte. »Ihr Verstand steht im umgekehrten Verhältnis zu der Größe ihres Kopfes. Der Intelligentere muß verzeihen. Sagen Sie den Halunken, sie könnten die zwei Millionen Lire abholen, morgen nachmittag.«
    »Nein!« Hartung trat ans Fenster. Der Blick war zauberhaft. Unten der Hotelpark mit den Sonnenschirmen um den Swimming-pool; hinter der hohen Hecke die zerklüfteten Felsen, dann das tiefblaue Meer mit den leichten Schaumkronen an den Klippen. Ein goldorangefarbener Streifen durchschnitt das Wasser. Das Strahlenbündel der untergehenden Sonne. »Ich beuge mich keinem Terror. Vor allem kennen wir jetzt unsere ›Geschäftspartner‹. Kommen Sie, Baron, ich locke sie heraus.«
    »Wohin?«
    »Zur Polizei. Damit rechnen sie nicht.«
    Polizeikommissar Enrico Portaldi hörte sich Hartungs Bericht mit schief geneigtem Kopf und ungläubigen Augen an. Er unterbrach ihn nicht mit Zwischenfragen, er notierte sich aber auch nichts. Es war, als lausche er einem literarischen Vortrag. Erst als Hartung schwieg, sagte er mit hochgezogenen Brauen:
    »Commendatore Lambordano genießt den besten Ruf. Wissen Sie, was Sie da gegen ihn vorbringen?«
    »Natürlich.«
    »Ihre Anzeige ist Unsinn. Ich nehme sie gar nicht erst auf.«
    »Das habe ich erwartet. Und Piero Cabuzzi kennen Sie auch?«
    »Er ist ein angesehener Rechtsanwalt und Mitglied des Golfclubs.«
    »Das genügt?«
    »Wer im Golfclub spielt, ist ein Ehrenmann. Soll ich mich lächerlich machen, indem ich Ihre Anzeige aufnehme?«
    »Es entspricht alles den Tatsachen!«
    »Können Sie es beweisen?« Portaldi winkte ab. »Ich weiß, der Herr Baron. Was besagt das? Gegen einen Eid des Commendatore sind Sie machtlos, werden wegen übler Nachrede verurteilt, und ich werde strafversetzt. Glauben Sie, der Ätna hört auf zu spucken, wenn Sie sich auf den Krater setzen? Vergessen Sie das Ganze, Signor Hartung.«
    »Das heißt, die Polizei rät mir, an die Mafia zu zahlen?«
    »Ich habe kein Wort von Zahlungen gehört.« Portaldi blickte auf die Uhr. Ein Wink, daß er keine weitere Zeit an diesen

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