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Des Sieges bittere Tränen

Des Sieges bittere Tränen

Titel: Des Sieges bittere Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Fallersfeld lief mit einer ausgebeulten rechten Rocktasche herum, etwas Schweres drückte sich durch den Stoff.
    »Eine 08«, sagte er, als Hartung gegen die Tasche tippte. »Ich habe stehend freihändig auf fünfzig Meter die Zwölf geschossen!«
    Es war eine merkwürdige, gereizte, krampfhaft-fröhliche Stimmung. Nur Angela zeigte, daß sie Angst hatte. »Verzichte auf das Springen«, sagte sie immer wieder, wenn sie mit Hartung allein war. Nachts kam sie in sein Zimmer, kroch unter seine Decke und schmiegte sich an ihn. »Sei vernünftig, Horst. Du weißt doch, daß sie stärker sind als du. Sie haben hier die Macht. Tu es mir zuliebe, bitte. Sag das Turnier ab, oder zahle diese verdammten zwei Millionen Lire. Zwölftausend Mark. Laska ist das Zehnfache wert.«
    »Sie ist unbezahlbar.«
    »Dann gib nach.«
    »Nicht bei einem Menschen wie diesem Commendatore.«
    »In Mexiko hättest du 50.000 Dollar gezahlt.«
    »Da hatte ich Laska nicht mehr in den Händen. Aber heute ist sie sicher. Und bis übermorgen früh 10 Uhr wird uns kein Haar gekrümmt werden. Laska und ich sind ein lebendes Kapital. Tot nützen wir den Gaunern gar nichts.«
    »Und um eine Minute nach zehn?«
    »Soweit ist es noch nicht.«
    »Ich habe Angst um dich.«
    »Angi …« Er küßte sie. Sie schmiegte sich dicht an ihn und umarmte ihn, als wolle man ihn ihr entreißen. Ihr warmer, nackter Körper erfüllte ihn mit Glück. Er streichelte sie und spürte unter seinen Händen ihr Zittern. »Übermorgen um diese Zeit ist alles vorbei.«
    »Ich liebe dich. Ich will nicht, daß ich dich übermorgen in einem Sarg finde.«
    Sie war nicht zu beruhigen. Nachdem sie sich geliebt hatten, lag sie noch lange in seinen Armen, starrte in die Nacht und klammerte sich an ihm fest. Sie schlief erst ermattet ein, als die Dämmerung übers Meer kroch und die Wellen grüngolden schimmerten.
    Mit der Post erhielt Hartung ein Päckchen. Poststempel Syrakus. Vorsichtig – er hatte schon gelesen, daß in solcher Form kleine Höllenmaschinen verschickt wurden, die beim Lösen der Paketverschnürungen explodierten – öffnete er es, indem er blitzschnell die Fäden durchschnitt, hinter der Couch in Deckung ging und sich flach auf den Boden warf.
    Das Päckchen explodierte nicht. Hartung wickelte es aus, ein Karton kam zum Vorschein, und in dem Karton lag, sauber in Holzwolle gepackt, als sei er sehr zerbrechlich, ein kleiner schwarzer Sarg. Es war ein Meisterwerk der Schnitzkunst, nichts fehlte an ihm – das Kreuz und ein Palmwedel auf dem Deckel, die Griffe an den Seiten, die zierlichen Füße, Ornamentschnitzerei an den Seiten – ein typischer südländischer Prunksarg.
    Hartung hob den Deckel ab. Auf einem winzigen seidenen Kissen lag ein weißes Kreuz. ›H. Hartung‹ stand auf dem Querbalken.
    »Sehr sinnig«, sagte Fallersfeld, der als erster das makabre Geschenk betrachtete. »Und mit Stilgefühl, das muß man dem Commendatore lassen. Er hat Bildung. So gefühlvoll ist noch keiner gewarnt worden.«
    »Kein Wort darüber zu Angela, Baron. Ich bitte Sie!«
    »Mit Vorbehalt. Wo ist sie überhaupt?«
    »Sie macht einen Ausflug zum Ätna.«
    »Allein? Sie Wahnsinniger!«
    »Sie sind zu dritt und der Chauffeur. Ein hoteleigener Wagen, unauffällig. Es ergab sich plötzlich. Ein amerikanisches Ehepaar wollte zum Ätna, und im Wagen war noch ein Platz frei.«
    Fallersfeld betrachtete wieder den kleinen schwarzen Sarg. »Als Souvenir ist er zu gebrauchen«, sagte er, »aber nicht als Modell für einen richtigen Sarg, in dem Sie liegen werden.«
    »Sie reden wie Angi, Baron.«
    »Vertraue aufs Gefühl der Frauen, du kannst Paläste darauf bauen.«
    »Von Schiller ist das nicht.«
    »Von mir.«
    »Drum. Sie werden nie in die Literaturgeschichte eingehen, Baron.«
    »Lassen wir das dumme Gerede. Wir zahlen die zwei Millionen Lire.«
    »Nein.«
    »Ich will Sie lebend nach Deutschland zurückbringen!« brüllte Fallersfeld plötzlich. Die ganze aufgestaute Angst brach aus ihm heraus. »Dieser Sarg ist deutlich genug.«
    »Einen Nervenkrieg würden Sie verlieren. Das genau ist es, was der Commendatore mit uns macht. Ich warte noch – bis morgen um zehn!«
    »Bis dahin bin ich irrenhausreif.«
    Sie zuckten beide zusammen, als hinter ihnen auf dem Nachttisch das Telefon klingelte.
    »Lambordano«, sagte Fallersfeld tonlos.
    »Warum so schwarzsehen? Es kann Angi sein, Romanowski, Dr. Rölle, Kommissar Portaldi, irgendwer …«
    »Nehmen Sie endlich ab.« Fallersfeld war bleich

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