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Des Sieges bittere Tränen

Des Sieges bittere Tränen

Titel: Des Sieges bittere Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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geworden. »Das Klingeln macht mich verrückt.«
    Hartung hob den Hörer ans Ohr. Dann verzog sich sein Gesicht, und er nickte Fallersfeld zu. »Piero Cabuzzi. Einen schönen guten Morgen, signor avvocato. Wie ist Ihr Befinden? Meines ist gut. Ich habe blendend geschlafen, bin viermal durch den Swimming-pool geschwommen, habe hervorragend gefrühstückt und bewundere jetzt eine sizilianische Schnitzarbeit. Ein Meisterwerk. Ist das kleine Kreuz mit meinem Namen geweiht?«
    Cabuzzi schien Mühe zu haben, die gute Laune Hartungs zu verdauen. Er schwieg, als Hartung fröhlich lachte. Fallersfeld raufte sich die Haare.
    »Provozieren Sie nicht!« zischte er. »Mein Gott, seien Sie doch vernünftig.«
    »Kann ich den Scheck holen?« fragte Cabuzzi knapp.
    »Nein.«
    »Unterschätzen Sie uns nicht, Signore.«
    »Auf gar keinen Fall, aber ich überschätze Sie auch nicht. Ich werde Ihnen etwas Schreckliches sagen, schrecklich für den lieben Commendatore: Laska ist mir keine tausend Lire wert. Noch weiß es niemand, aber bei ihrem Abenteuer in Mexiko – Sie haben sicherlich davon in den Zeitungen gelesen – hat sie sich beim Sprung über die Felsenmauer den linken vorderen Huf angeknackst. Noch merkt man nichts, unser Dr. Rölle pumpt das Bein mit Spritzen voll und macht nachts Umschläge. Aber wenn Laska länger geht, beginnt sie zu lahmen. Ob sie den Parcours bis zum Ende durchhält, weiß ich nicht. Nur eines wissen wir – sie ist nicht mehr zu heilen und wird in Deutschland eingeschläfert werden. Schießen Sie also ruhig auf Laska, mir ist's egal.«
    »Das ist eine Lüge!« Hartung hörte, wie Cabuzzis Stimme vor Erregung schwankte. »Sie bluffen, aber schlecht.«
    »Beobachten Sie das Training, nach zwanzig Minuten hinkt Laska.«
    Cabuzzi verzichtete auf eine weitere Diskussion. Er warf den Hörer auf die Gabel und rief dann sofort den Commendatore an.
    Fallersfeld starrte Hartung mit offenem Mund an. »Ist, ist das eine Tatsache?« stotterte er.
    »Natürlich nicht. Aber Romanowski weiß Bescheid, und Laska hat bei den Zigeunern alle unerlaubten Tricks gelernt. Sie hinkt auf Kommando, und das wird sie ab sofort tun.«
    »Und damit glauben Sie, die Schurken aufhalten zu können?«
    »Zumindest habe ich sie in Verwirrung gebracht. Der Commendatore muß sich etwas Neues einfallen lassen.«
    »Er wird Sie allein aufs Korn nehmen.«
    »Genau das will ich. Laska habe ich, so scheint's, gerettet, um mich habe ich keine Angst. Außerdem bin ich Ihnen keine zwei Millionen Lire wert, nicht wahr, Baron?«
    »Sie dämlicher Hund!«
    Mit schnellen Schritten verließ Fallersfeld das Appartement. Ich werde eigenmächtig mit Lambordano verhandeln, dachte er. Ich gebe ihm die zwei Millionen Lire, ohne daß es Hartung weiß. Aber, verflucht, wie komme ich an Lambordano heran?
    Er versuchte es telefonisch. Bei dem Commendatore meldete sich nur eine Mädchenstimme, eine Angestellte, die kein Wort Deutsch verstand. Auch bei Rechtsanwalt Piero Cabuzzi war niemand im Haus, nur ein Schreiber, der stotterte, und das noch auf italienisch. Fallersfeld legte resigniert auf, putzte sein Monokel und sagte laut:
    »Scheiße!«
    Der Ausflug zum Ätna endete auf der Straße zwischen Augusta und Catania an einer einsamen Straßenstelle. Das Auto hatte gerade den winzigen Ort San Leonardo durchfahren, als zwei Motorräder quer über der Straße standen und vier Männer in schwarzen Lederanzügen mit einer Polizeikelle Halt geboten. Der Chauffeur bremste sofort, sprang aus dem Wagen und hob die Arme. Für jeden Sizilianer war es klar, daß dort keine Polizei die Straße sperrte. Das amerikanische Ehepaar zückte ahnungslos seine Pässe, Angela blieb wie versteinert sitzen und klammerte sich an dem Griff am Armaturenbrett fest.
    Die vier schwarz gekleideten Männer kamen an das Auto, blickten dramatisch auf die amerikanischen Pässe, grinsten dann Angela an und winkten. Der größte von ihnen, ein Tarzantyp, zeigte auf die Straße und sagte höflich:
    »Steigen Sie bitte aus, Signorina.«
    »Nein«, stammelte Angela. Todesangst schnürte ihr die Kehle zu. »Nein! Ihr Chef bekommt das Geld, er bekommt es bestimmt! Bitte!«
    »Man muß ihn leider immer daran erinnern, den berühmten sig nor cavalcatore. Steigen Sie aus, wir sind Damen gegenüber immer höflich, aber manchmal müssen wir gegen unser Gefühl handeln!«
    Er zerrte Angela aus dem Wagen, zwei der schweigsamen Männer nahmen sie in ihre Mitte und führten sie weg in einen kleinen

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