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Des Sieges bittere Tränen

Des Sieges bittere Tränen

Titel: Des Sieges bittere Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nicht.
    »Madonna«, sagte Adriana am zweiten Tag, als Hartung über die Übungshindernisse sprang. »Und du machst Pfärd fit?«
    »Wer sonst?« Romanowski warf sich in die Brust. Da war allerhand – ein Brustkasten wie eine Truhe, Schultern wie ein Brückenpfeiler. »Herrchen – so nenne ick meinen Chef – reitet bloß. Ick sorje für die Kondition von Gaul und Reiter. Det is eene Lebensaufjabe, Mädchen.« Er bemühte sich, ein verständliches Hochdeutsch zu sprechen, aber nach einigen Anläufen gab er die Bemühungen auf. Was se vastehen will, bejreift se ooch so, dachte er. Und wenn ick ihr um die Taille fasse, is det international. »Ohne mir jebe et keene Parcours nich. Ick bin sozusajen det Schmieröl im Motor. Vastehste mir?«
    »Si, si.« Adriana Lucca lächelte ihn so zuckersüß an, daß Romanowskis Herz hämmerte. »Du großär Pfärdemann.«
    Mir knallt det Herz noch um die Ohren, dachte Romanowski. Det is 'ne Puppe für morgens, mittags und abends, und 'n Mann wie ick kann ooch noch 'ne Zwischenmahlzeit vertragen. Pedro, hol mal tief Luft und dann hinein ins Wasser.
    Er faßte Adriana um die Hüfte – der internationale Griff – und strahlte sie an. Adriana kicherte und bekam große Kulleraugen. Durch ihre roten Haare wehte der Wind. Romanowski geriet in Atemnot.
    »Isch zeige dir Rom«, sagte sie und schmiegte sich an ihn. Eine Katze hätte nicht zärtlicher geschnurrt. »Via Véneto, kleine Bar, du und isch, ganz soletto!«
    Romanowski versuchte einen Angriff. Er riß Adriana an sich, küßte sie wie ein Barbar, wunderte sich, daß sie quietschte wie eine Maus in den Krallen einer Katze, ließ sie los und holte tief Luft. Es war der erste Kuß seines Lebens, den er bis in die Zehenspitzen gespürt hatte. Ein völlig neues Lebensgefühl. Und ein gutes dazu.
    »Morjen, Puppe«, sagte er keuchend. »Morjen. Heute Nacht muß ick Laska bewachen.«
    »Heute. Soletto!« sagte Adriana. Sie hatte einen trotzigen Zug um den Mund. Ihre Augen blitzten. »Morgen nix! Jetzt.«
    »Puppe, det Turnier.« Romanowski wurde abwechselnd heiß und kalt. Er sah sich um, zog Adriana hinter einen Busch und küßte sie wieder. Dabei legte er die Hand auf ihre Brust, und dieser Griff ins Volle entschied alles. Was ist eine Laska gegen solche Lebensfülle? Wo bleibt die Moral bei so massiver Versuchung? Sie verdorrt wie eine Blume in der Wüste. »Ick schlafe im Stall«, sagte Romanowski rauh, ließ seine Pranke auf der Brust und sehnte sich nach einem eiskalten Bier. »Wenn dir det zu popelig is?«
    »Zu was?« fragte Adriana brav zurück.
    »Popelig. Mein Jott, wie soll ick dir det erklären? Popelig is, wenn de Appetit auf 'n Kotelett hast und kriegst nur 'ne Schrippe mit Gummiwurst. Vastehste?«
    »Alles«, sagte Adriana und hob sich auf die Zehenspitzen. »Un bacio«, bettelte sie. Und Romanowski verstand sie sofort.
    »Um zehn Uhr im Stall«, sagte er später. Er hob beide Hände hoch. »Zehn! Dann sind se alle weg! Ick mach uns 'n Lager wie aus Tausendundeine Nacht. Verdammt Puppe, wie heeßt du eigentlich. Ick bin Pedro.«
    »Il mio nome è Adriana.«
    »Adriana – det is wie Musik.«
    Er umarmte sie noch einmal mit seinen Pranken, küßte sie wie ein Verdurstender und hörte erst auf, als Hartung nach ihm rief.
    »Det is Herrchen«, seufzte er und umfaßte mit einem langen Blick noch einmal seine unfaßbare Eroberung. »Mein Jott, wer hätte det jedacht? Jetzt muß ick mir zerreißen.«
    Was Romanowski tat, das tat er gründlich.
    Er baute neben Laskas Box ein Liebeslager, wie es die Schweden im Dreißigjährigen Krieg nicht besser hatten. Viel Stroh, darüber weiche Decken, eine romantische Stallaterne, ein Brett mit Wurst, Schinken, Wein, Weißbrot und Orangen. Vor den Eingang nagelte er rechts und links eine Decke an den Balken fest, sie gab ein Gefühl von Abgeschlossenheit, von Intimität.
    Nach dieser Einrichtung seiner Liebeslaube begann Romanowski, sich selbst aufzupolieren. Er wartete, bis der normale Stalldienst gegangen war, holte dann zehn Eimer Wasser, goß sie in einen Trog, zog sich nackt aus und badete. Es kostete Überwindung – er stand eine Zeitlang sinnend vor dem Wasser, fühlte mit der Hand, tauchte ein Bein hinein, zuckte, holte dann tief Atem, ballte die Fäuste und setzte sich in das kalte Wasser.
    Alles für die Liebe, dachte er. Wenn sich bloß det Kalte nich auf anderes auswirkt!
    Das Bad erfrischte, wie Romanowski verblüfft feststellte. Da er allein war, lief er nackt und triefend

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