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Des Sieges bittere Tränen

Des Sieges bittere Tränen

Titel: Des Sieges bittere Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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anderen Reitern der deutschen Equipe an der Bar zum Abschluß des Tages noch ein Bier trank.
    »Unser Kulturpapst!« rief Fallersfeld ausgelassen. »Na, wie war's? Wie eiskalt ist dies Händchen – hast du's gewärmt, Horst?«
    »Einen Kognak und ein Bier! Heute besauf ich mich«, verkündete Hartung düster. Er kletterte auf den Barhocker und sah mit bereits alkoholisiertem Blick in die Runde. »Wenn ich jetzt ans Reiten denke, könnte ich kotzen.«
    »Morgen früh um acht Geländeübung.« Fallersfeld lachte dröhnend. »Vor nichts hat der Bengel Angst, nur vor dem Ja am Altar. Ein Kognak, ein Bier – mehr wird nicht erlaubt. Und übermorgen dürft ihr keine Nerven haben.«
    Die letzte Nacht vor dem Turnier.
    Angela ließ sich weiter verleugnen. Jede freie Stunde rief Hartung im Hotel ›Terminus‹ an, sie war immer unterwegs, nicht erreichbar, gerade ausgegangen. Schließlich sagte der Chefportier, wenn er Hartungs Namen hörte, nur noch: »Wie immer!« und legte den Hörer auf. Es hatte keinen Sinn, das Telefon weiter zu blockieren.
    Romanowski war hundemüde. Das Training war zermürbend gewesen, Laska sprang wie ein altes Weib über eine Pfütze, ohne Haltung, ohne den Blitz im Leib, wie Fallersfeld es nannte. Die Hindernisse nahm sie ausgesprochen lustlos, latschte beim Abreiten wie eine triefäugige Kuh, war sichtlich beleidigt bei der Cavaletti-Arbeit und wurde nur munter, als Dr. Rölle sie abhorchen wollte. Fallersfeld rannte herum mit hochrotem Kopf.
    »Das ist der letzte Parcours, das schwöre ich«, schrie er Hartung an. »Ich streiche Laska so lange von der Liste, bis sie Disziplin gelernt hat. Das ist das mindeste, was ich verlangen kann. Wir haben hier doch kein Cowboy-Rodeo!«
    Nur Romanowski war trotz aller Müdigkeit und allen Kampfes mit Laskas Dickschädel glücklich. Er hatte eine Bekanntschaft gemacht.
    Ein Mädchen, wie aus einem schwedischen Magazin. Überall rund, wo man es erwartete, rothaarig und eindeutig in Romanowski verliebt. Sie stand plötzlich überall dort, wo Romanowski mit Laska arbeitete, kullerte mit den Augen, drehte die Hüften in dem engen, kurzen Rock und schob die Brüste vor. Romanowski wurde es heiß unter der Mütze. Zuerst trank er Limonade, dann einen Whisky mit Eis, und als es gar nicht mehr auszuhalten war, sprach er die Rothaarige an.
    »Signorina«, sagte er, ging in die Knie und wippte auf und ab. »Schön hoppehoppe?«
    »Sär schön!« Die Rothaarige blinzelte Pedro an. »Isch libbä Pfärde.«
    Sie kann deutsch, jubelte Romanowski innerlich. O ewiges Rom, jetzt breche ich einen Stein aus dir!
    Adriana Lucca hatte ihren Auftrag begonnen.
    Es war – wie Bonelli gesagt hatte – ein leichtes Spiel. Romanowski brannte schon nach dem ersten Satz, den Adriana sprach, nach fünf Minuten näherer Bekanntschaft loderte in ihm ein Vulkan.
    Es ist eine alte Weisheit, daß Liebe die Hirnwindungen leerfegt und Männer rettungslos verblöden läßt. Wer dazu noch ein Mann wie Pedro Romanowski ist, dem freiwillig keine Frau nachläuft, ihn nicht einmal interessiert mustert, denn außer Kraft hatte die Natur ihm wenig mitgegeben, was ein Frauenherz entzückt, wer immer nur zugesehen und nie im Mittelpunkt gestanden hat, der überläßt sich glücklich der Leidenschaft, wenn ihn eine Frauenhand anders als abwehrend berührt.
    Adriana verstand ihr Metier. Mit allen Wassern weiblicher Verführungskunst gewaschen, eroberte sie Romanowski im Sturm. Er begriff gar nicht, wie so etwas möglich sein konnte. Ausgerechnet ich, dachte er immer wieder. Da laufen Hunderte von Männern herum wie aus einem Modejournal, und mich stinkenden Pferdeknecht hat sie herausgepickt.
    Beim Geländeritt fing es an. Hartung ritt Laska vorsichtig, er kannte die Tücken des Bodens nicht, versteckte Wurzeln, Mäuse- oder Kaninchenlöcher, Unebenheiten – alle möglichen Fallen, in denen sich ein Pferd den Fuß verstauchen konnte. Adriana trippelte neben Romanowski durchs Gelände, bestaunt von den anderen Reitern und Helfern, argwöhnisch beäugt von Fallersfeld, der noch genug hatte von Hartungs Affäre mit der schönen Luisa Gironi in Aachen. Er machte da keinen Unterschied zwischen Hartung und Romanowski – alle drei, mit Laska, bildeten eine Einheit. Wurde diese gesprengt, mußte es immer zu einer Katastrophe kommen. Die einzige Ausnahme war Angela. Sie würde die Dreieinigkeit bestimmt nicht zerstören, sondern sich völlig integrieren in diesen Block. Aber Hartung begriff das noch

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