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Des Sieges bittere Tränen

Des Sieges bittere Tränen

Titel: Des Sieges bittere Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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vertrauten Geruch ein. Gehorsam trat sie ein paar Schritte zur Seite, als Luciano sie mit einem Klatschen gegen den Hals dirigierte. Ahnungslos, voll Vertrauen auf ihren Freund Pedro, zuckte sie bloß kurz zusammen und wandte den Kopf zurück.
    Luciano tastete die Flanken ab, fand die richtige Stelle und stach ein. Ebenso schnell drückte er die Flüssigkeit in den warmen Pferdeleib, riß dann die Nadel heraus, rieb mit dem Handballen über die Einstichstelle und schlüpfte hinaus auf den Stallgang.
    Laska schnaubte verwundert. Sie drehte sich, preßte den Kopf gegen das vergitterte Oberteil der Tür und sah Luciano an. Der zog Romanowskis Jacke wieder aus, hängte sie an den Nagel zurück, lüftete einen Zipfel der Decke und betrachtete kurz die verschlungenen Glieder auf dem Strohlager. Mit schnellem Griff riß er die Stallaterne an sich und blies sie aus.
    Romanowski grunzte laut, fluchte und warf in der Dunkelheit das Brett mit Wein und Schinken um.
    »Da hätt ick mir den Hintern verbrennen können!« sagte er und tastete nach der Laterne. »Mensch, Puppe, hast du 'n Schenkeldruck!«
    Luciano rannte aus dem Stall. Unhörbar klappte die Tür zu. Ein paar Minuten später folgte Adriana. Romanowski hatte die Lampe wiedergefunden, angezündet und hockte nun auf seinem zerwühlten Strohlager, setzte die Weinflasche an den Mund und trank sie mit einem Zug leer.
    Saufen – Himmeldonnerwetter, nur noch saufen! Jetzt ist sie davongelaufen. Einen Schock hat sie bekommen. Wenn unsereiner schon mal Glück hat, fällt die Lampe vom Nagel. Zum Kotzen, Leute …
    Dann schlief er ein und träumte von roten Wolken, die alle das Gesicht von Adriana trugen. Erst als diese Wolken zu regnen begannen, sprang er mit einem Schrei auf.
    Hartung stand vor Romanowski und hielt noch den Eimer in der Hand, den er ihm über den Kopf geschüttet hatte. Nebenan in ihrer Box lag Laska auf der Seite und schlief.
    »Was hast du mit Laska gemacht?« schrie Hartung. »Sie rührt sich nicht!«
    »Mit La …?« Romanowski schüttelte sich wie ein nasser Hund, blickte über die Boxenwand und erschrak. Dann wurde er rot und holte tief Luft. »Aufstehen!« brüllte er, daß Hartung erschrocken zurückprallte. »Allez hop!«
    »Bist du übergeschnappt?« stotterte Hartung. »Und besoffen bist du auch!«
    »So weck ick det Luder imma!« schrie Romanowski. »Aufstehen!«
    Aber Laska blieb liegen. Apathisch hob sie nur den Kopf, blinzelte und ließ ihn zurückfallen. Entsetzt starrte Romanowski auf den goldbraunen Fellberg.
    »Det macht se extra«, stammelte er. »Nu hat se 'ne neue Tour. Spielt tote Fliege. Herrchen, wenn se man bloß det Vieh nich jekauft hätten! Se bringt mir um den Verstand!«
    Es war ein absolutes Rätsel. Laska blieb liegen, auch als Hartung ihr zuredete, mit der Peitsche drohte, ihr auf die Kruppe schlug, sie anschrie. Das einzige, was sie tat, war ein leises Schnauben, ein Hochstemmen auf die Vorderbeine, dann brach sie wieder ein und rollte sich zur Seite.
    »Mein Gott, sie hat irgendeine Schwäche«, sagte Hartung leise. »Du siehst doch, daß sie nicht hoch kann.«
    In den Stall kamen jetzt die anderen Pferdepfleger, Fallersfeld, Hartwig Steenken, Winkler und Schockemöhle. Romanowski tanzte um Laska herum, beschimpfte sie, lockte, kniete neben ihrem Kopf und hob ihn in seinen Schoß. Laska blieb ruhig. Aus müden, halbgeschlossenen Augen musterte sie die Welt. Hartung hatte sein Ohr auf ihren Leib gelegt und horchte sie ab.
    »Einen Arzt!« schrie Fallersfeld, der sofort die Situation erfaßte. »Wo ist Dr. Rölle? Sofort hierher! Horst, hörst du was?«
    »Nichts.« Hartung richtete sich auf. Winkler und Schockemöhle bemühten sich, Laska an der Trense hochzuziehen, Romanowski gab ihr Schläge auf die Kruppe. Es war, als wollte man einen Klumpen Fleisch das Tanzen lehren. Laska lag da und rührte sich nicht.
    »Gehen wir systematisch vor!« sagte Fallersfeld mit bebender Stimme. »Wer hatte Stallwache?«
    »Ich!« Romanowski stand stramm wie zum Rapport.
    »Und?«
    »Keine besonderen Vorkommnisse, Herr Baron.«
    »Was machte Laska?«
    »Se pennte, Herr Baron.«
    »Das wissen Sie genau?«
    »Ick hab imma über de Wand jeguckt, Herr Baron. Imma!«
    »Und Sie haben nichts bemerkt?«
    »Nix, nee, Herr Baron.«
    »Der Mann ist nicht nur blöd, sondern auch blind!« schrie Fallersfeld. »Liegt so ein Pferd da?«
    »Keen normales, Herr Baron.« Romanowski holte tief Luft. Er dachte an Adriana. Wenn die det wissen, kastrieren se

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