Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Des Sieges bittere Tränen

Des Sieges bittere Tränen

Titel: Des Sieges bittere Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
mich, dachte er. Ein Jlück, det ick alles aufjeräumt habe. Den BH hat se verjessen. Den hab ick jetzt in der linken Hosentasche, 'n Fummel aus Spitzen. Wenn die bloß nich det Parfüm riechen!
    »Aba is die Laska een normales Pferd?« fragte er treuherzig.
    Fallersfeld gab sich geschlagen. »Irgend etwas muß sie ja haben«, sagte er ratlos. »Falsches Futter?«
    »Ausjeschlossen, Herr Baron.« Romanowski tat beleidigt. »Ick füttere ihr imma selber.«
    »Eine Erkältung?«
    »Bei der Hitze?«
    »Gerade!«
    »Dann tät se husten. Tut se det?«
    Dr. Rölle stürzte in den Stall. Er war gerade gekommen und sofort zum Stall V gerufen worden. Mit deutlicher Zurückhaltung blieb er vor der Box stehen.
    »Ist sie auch wirklich zahm?« fragte er.
    »Wenn sogar Hans-Günther neben ihr knien darf, dem sie keinen Sieg verzeiht!« rief Fallersfeld. »Doktor, sie liegt da wie gelähmt! Was kann das sein? Mein Pferdeverstand versagt.«
    »Eine Kreislaufschwäche.« Dr. Rölle packte das Stethoskop aus, kniete neben Hartung und Winkler in den Häksel und tastete Laska ab. »Das Herz ist nur wenig langsamer, das kann es nicht sein«, sagte er erstaunt. »Aber wenn ich mir die Augen ansehe, das ist überhaupt kein Laska-Blick mehr. So schaut ein müder Esel drein.« Er schob die Nüstern zurück, eine mutige Tat, denn niemand hätte früher gewagt, außer Hartung und Pedro, Laskas Nüstern zu berühren, und starrte in das Maul. Die Zunge glänzte bläulich und dick. Dr. Rölle setzte sich entgeistert an die Wand und zog die Beine an. »Vergiftet«, sagte er langsam.
    »Unmöglich!« brüllte Romanowski. »Ick war imma um se!«
    »Aber sie ist vergiftet. Eine überstarke Schlafmitteldosis!« Dr. Rolle hob beide Hände, als Romanowski wieder losbrüllen wollte. »Pedro, waren Sie ohne Unterbrechung im Stall?«
    »Ja!« schrie Pedro. Das war noch nicht einmal gelogen.
    »Sie waren keine Minute draußen? Luft schnappen, pinkeln?«
    Romanowski zog das Kinn an. Sein Gesicht fiel auseinander. »Wat der Mensch tun muß, muß er tun«, stotterte er. »Ick kann mir doch nich selbst ertränken.«
    »Aha! Wo waren Sie?«
    »Hinterm Stall. Aba nur drei Minuten. Sie sind ja Dokta. Rechnen Se mal aus, wie lang so 'ne menschliche Blase entleert werden kann. Mehr war nich.«
    »Drei Minuten!« Fallersfeld fuhr sich erschüttert über die Augen. »Diese drei Minuten muß der Täter abgepaßt haben. In drei Minuten kann man ein Dutzend Spritzen setzen. Doktor, bekommen Sie Laska bis zum Mittag wieder auf die Beine?«
    »Auf die Beine vielleicht. Aber für den Parcours fällt sie mit hundertprozentiger Sicherheit aus.«
    »Prost, dein Onkel Otto!« rief Fallersfeld. »Horst, du wirst sofort ›Fahnenkönig‹ abreiten. Romanowski!«
    Hackenknallen. Stramme Haltung. »Herr Baron!«
    »Du wirst ab sofort innerhalb des Stalles an die Wand pinkeln, verdammt noch mal! Los, Jungs, an die Arbeit, um Laska wird sich der Doktor kümmern. In ein paar Stunden müßt ihr siegen.«
    Bis zum Mittagessen war Laska durch Injektionen so weit gekräftigt, daß sie auf den Beinen stand. Sie schwankte wie eine Betrunkene, stieß mit dem Kopf überall an, und als sie an die Luft kam, begann sie zu zittern und wollte sich wieder hinlegen. Dann führte Romanowski sie herum, abseits von allen anderen Pferden. Er schämte sich. Da ist man einmal ausgerutscht, und schon hat's solch eine Wirkung. Die Liebe ist eine verflucht gefährliche Sache.
    Vom Turnierplatz klang Musik herüber. Hartung ritt ›Fahnenkönig‹ ein, Fallersfeld und die deutschen Reiter schritten die Hindernisse ab. Winkler maß die Distanzen, rechnete sich die Schrittlängen und die besten Anreitewinkel aus. Die große Arena begann sich mit Menschen zu füllen. Eine Farbenpracht, die das Auge blendete. Wolkenlos blau dehnte sich der Himmel darüber mit einer glühenden Sonne.
    »Was machste bloß«, klagte Romanowski. »Olles Luder, warum haste dir det Ding verpassen lassen? Ick weeß, ick weeß, meine Schuld is et! Siel mir da mit det rote Aas rum, und dich jeben se die Spritze. Du, det bleibt unter uns, wa? Meen liebes Luder!« Er umfaßte Laskas Hals und weinte in ihre Mähne hinein.
    Dr. Rölle traf sie eine Stunde vor dem Turnier in der Nähe des Stalles. Romanowski hatte wie ein todesmutiger Löwenbändiger seinen Kopf halb in das offengehaltene Maul Laskas gesteckt und schnupperte vernehmlich. Es war, als wolle er mit der Nase den Mageninhalt analysieren. Dr. Rölle tippte Romanowski auf die

Weitere Kostenlose Bücher