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Des Sieges bittere Tränen

Des Sieges bittere Tränen

Titel: Des Sieges bittere Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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dem quetscht keine Autopresse was heraus. Lommel, sparen Sie sich den anstrengenden Versuch, mich zu trösten. Wissen Sie etwas? Bitte ehrlich!«
    »Wir wissen alle nur, daß er verschwunden ist.«
    »Gut. Dann warte ich hier. Wenn Horst wieder auftaucht, wird er zuerst zu seiner Laska gehen.«
    »Das allein ist völlig sicher.« Lommel nickte.
    Romanowski nagte an der Unterlippe und vermied es, Angela anzusehen. Er blickte erst auf, als sie ihn mit der Faust anstieß.
    »Und du, Pedro, brauchst erst gar keine Warnraketen steigen zu lassen. Du bleibst immer in meiner Nähe, verstanden? Ich will als erste und allein mit Horst sprechen, wenn er kommt!«
    »Det is Ihr Recht.« Romanowski trollte sich zurück zum Stall. Er hatte ein ungutes Gefühl, nicht wegen Angela und den in der Luft liegenden Komplikationen, sondern wegen Hartung selbst.
    Auch Romanowski glaubte nicht mehr an eine durchbummelte Nacht. Die Angst um ›Herrchen‹ machte ihn fast verrückt, aber niemand sah es ihm an.
    Das Landschloß der Gräfin de Béricourt lag am Rande der Wälder von Chaville.
    Ein langgestreckter Spätrenaissancebau mit verzierten Giebeln, einem Wald von Schornsteinen, einer breiten, pompösen Freitreppe und einem Park mit Schwanenteich, Teehäusern, verschwiegenen Wegen, Bänken, Steinfiguren, Putten, einem Springbrunnen und einem Freigehege mit Fasanen. Ein Landsitz voller Romantik, efeuumwachsen, dornröschenhaft. Nur der elegante knallrote Sportwagen vor der Freitreppe wies auf die Gegenwart hin.
    Elise de Béricourt bewohnte das Schloß allein, das heißt ohne Mann, ohne Verwandte. Die Angestellten zählten nicht, eine Köchin, ein Zimmermädchen, ein Gärtner, dreimal wöchentlich drei Putzfrauen, die dafür sorgten, daß das Schloß nicht verstaubte. Einmal im Monat glitzerten im Festsaal alle Kristallüster, dann gab Elise eine Party, von der man in eingeweihten Kreisen die widersprüchlichsten Dinge erzählte. Nach einer solchen rauschenden Nacht versank das Schloß wieder in Schlaf. Elise de Béricourt lebte zurückgezogen, fuhr allein nach Paris, kaufte ein, besuchte Theater und Oper, ihre elegante Erscheinung war auf den großen Einkaufsboulevards bekannt, ab und zu soupierte sie im Maxim, wo sich die Elite des Geldadels traf, von Gulbenkian bis Onassis. Nie sah man sie mit einem Mann, das war erstaunlich. Sie ist so kühl, wie sie schön ist, hieß es bald, nachdem sieggewohnte Kavaliere bei ihr abblitzten und die Playboys vom Dienst jämmerlich Schiffbruch erlitten. Eine unglückliche Liebe zu einem verheirateten Mann hat ihr Herz versteinert, flüsterte man später. Zweimal im Jahr verreiste sie mit unbekanntem Ziel, da wird sie sich austoben, wo keiner sie kennt. Geld genug hat sie ja als Erbin einer der größten Konservenfabriken Frankreichs.
    Elise de Béricourt war vom Mittagessen in Paris zurückgekommen. Sie hatte den roten Sportwagen vor die Treppe gefahren, war ins Schloß gelaufen, als werde sie verfolgt, und stürzte nun in eines der großen Schlafzimmer im ersten Stockwerk. Ein Raum mit schweren Portieren, geschnitzten und goldverzierten Decken, einem riesigen Himmelbett auf einem Podest, venezianischen Spiegeln an den seidenbespannten Wänden. Ein erdrückender Prunk.
    Elise warf die Tür hinter sich zu und lehnte sich an das geschnitzte Holz. »Sie suchen dich«, sagte sie triumphierend. »Diese Aufregung! Inspektor Labois will Rundfunk, Fernsehen, Presse und Plakate einsetzen! Ganz Paris wird dich suchen! Aber hierher werden sie nicht kommen. Ich habe mit Labois gesprochen. Eine Béricourt verdächtigt man nicht.«
    Horst Hartung saß auf dem prunkvollen Bett, die Beine angezogen, neben sich einen Servierwagen mit Sandwiches und Gebäck und Flaschen mit Mineralwasser, Kognak, Whisky, Wein und Likör. Er hatte nichts angerührt, betrachtete jetzt mit auf die Hand gestütztem Kopf Elise wie einen exotischen Vogel und wartete auf weitere Berichte. Elise lachte dunkel, knöpfte das Kleid auf und begann, sich auszuziehen.
    »Sie sind verrückt, Gräfin«, sagte Hartung. Er sprang auf und ging zum Fenster. Wundervolle schmiedeeiserne Gitter verhinderten einen Einbruch – aber auch eine Flucht. Der Blick über den Park war paradiesisch – der Teich mit den Schwänen, die Goldfasane, die Zypressen und Oleanderbüsche. Hartung seufzte und wandte sich wieder um. Elise stand völlig unbekleidet hinter ihm, ein vollendeter Frauenkörper. »Verzeihen Sie, aber ich finde kein anderes Wort dafür. Denken Sie

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