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Des Sieges bittere Tränen

Des Sieges bittere Tränen

Titel: Des Sieges bittere Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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strebten zum Ausgang. Erst jetzt merkte Fallersfeld, daß sechs Beamte in der Halle herumgestanden hatten. Plötzlich sah er Labois mit anderen Augen an. Das ist ein ganz Stiller, ein vorzüglicher Schauspieler! Während er den leicht Vertrottelten spielte, arbeitete sein Polizeiapparat auf Hochtouren. »Fahren wir hinaus nach Saint-Cloud.«
    »Aber da war Hartung nicht!« rief Fallersfeld.
    »Wissen Sie das so genau?«
    »Auf Pedro ist Verlaß. Es gibt keine Mücke, die Pedro nicht sieht, wenn sie auf Laska sitzt.«
    »Wir suchen auch keine Mücke, sondern einen Menschen.« Labois verabschiedete sich von der Gräfin mit einer leichten Verbeugung. »Ich habe das Gefühl, in Saint-Cloud sehen wir klarer.«
    Angela Diepholt war am Gare du Nord vom stellvertretenden Equipechef Hans Lommel abgeholt worden. Er begrüßte sie mit einem Blumenstrauß, den er im Automaten gezogen hatte.
    »Weiß Horst, daß ich komme?« fragte Angela, nachdem sie sich gebührend für den Strauß bedankt hatte. Sie sah in dem dünnen Sommerkleid bezaubernd aus.
    »Natürlich nicht.« Lommel lachte jungenhaft. »Aber er würde sich wundern, wenn Sie nicht plötzlich am Parcours ständen.«
    Sie blickte kurz auf die riesige Bahnhofsuhr. »Er trainiert jetzt?«
    »Ja natürlich.« Lommels Stimme klang gedehnt.
    »Fahren wir direkt hinaus nach Saint-Cloud?«
    »Ich würde vorschlagen, erst ins Hotel zu fahren.« Lommel hielt die Tür des Taxis auf, das er bestellt hatte. »Der Baron möchte Sie sprechen.«
    »Wieder Schwierigkeiten mit Laska?«
    »Nein.« Lommel wich Angelas Blick aus, und das war etwas, das jede Frau nicht nur neugierig macht, sondern sie warnt.
    »Lommel, Sie verschweigen mir etwas.« Angela klopfte dem Taxifahrer auf die Schulter. »Nach Saint-Cloud. Zum Turnierplatz.« Der Wagen fuhr an, Lommel ließ sich in die Polster zurückfallen.
    »Der Baron frißt mich«, sagte er. »Ich soll Sie im Hotel abliefern. Aber wenn Sie unbedingt nach Saint-Cloud wollen! Ich kann Sie nur bitten, erst mit dem Baron …«
    »Was ist passiert? Lommel, raus mit der Sprache! Ist Horst gestürzt, verletzt, ist beim Training etwas geschehen? Mein Gott, reden Sie schon, ich bin nicht aus Zucker.«
    »Hartung ist weg«, sagte Lommel leise.
    »Weg? Was heißt das?«
    »Verschwunden. Irgendwo in Paris verschwunden. Keiner weiß etwas, niemand hat ihn gesehen. Er ist nach dem Essen gestern abend auf sein Zimmer gegangen. Aber das Bett war am Morgen unberührt, das Frühstück nicht angetastet.«
    »Eine – eine andere Frau?« fragte Angela und wandte das Gesicht zur Straße. Lommel schüttelte den Kopf.
    »Ausgeschlossen. Das – das wäre das erstemal …«
    »Man kann einen Mann nicht verurteilen, wenn er in Paris schwach wird. Für die anderen ist das bitter, aber …« Ihr Kopf fuhr herum. »Zum Training war er nicht da?«
    »Nein, und gerade das finden wir alle so merkwürdig. Ein Hartung, der Laska vergißt, das gibt es nicht.«
    »Wem sagen Sie das, Lommel?« Angela Diepholt knetete die Tasche, die auf ihrem Schoß lag. Sie kann sich großartig beherrschen, dachte Lommel. Jede andere Braut, deren Bräutigam verschwindet, hätte anders reagiert: mit endlosen Fragen, mit Tränen, Beschuldigungen, Verdächtigungen. Angela sagte nur: In Paris kann ein Mann schwach werden. Eine bewundernswerte Haltung. Nur ihre Hände verrieten, wie es in ihrem Innern aussah.
    Im Park von Saint-Cloud trafen sie Romanowski vor dem Stall an. Er saß in der Sonne, rauchte Pfeife und hatte eine heiße Schlacht siegreich geschlagen. Er hatte sieben Reporter abgewehrt, die von ihm wissen wollten, warum Hartung heute nicht trainiert hatte. Einen Tag vor dem ›Prix Rothschild‹, das war ungewöhnlich. Romanowski hatte eine simple Erklärung dafür: »Wenn eener so in Form is wie Herrchen, denn braucht er nich zu trainieren, wat?« sagte er. »Ick bin der Ansicht, die anderen brauchen erst jar nich zu springen – wir jewinnen den Pokal ja doch!«
    Ein Reporter, der lange Zeit in Berlin gearbeitet hatte, übersetzte Pedros kernige Worte ins Französische, und damit war das Interview beendet. Später rief Fallersfeld noch einmal an, ob Hartung gekommen sei. Und nun erschien auch noch Angela auf dem Platz.
    Romanowski steckte die Pfeife ein und rief schon von weitem: »Keene Sorje nich, Frolleinchen. Die spielen alle varrückt. Kann ja mal vorkommen, det man de Zeit vajißt. Ick reiß mir da keen Been aus.«
    »Der Schatten seines Herrn.« Angela lächelte sarkastisch. »Aus

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