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Des Sieges bittere Tränen

Des Sieges bittere Tränen

Titel: Des Sieges bittere Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nicht an den Skandal, wenn das alles herauskommt! Eine Frau entführt einen Mann!«
    »Weil ich dich liebe!«
    »Und das berechtigt Sie, mich einfach zu kidnappen?«
    »Du bist sofort ein freier Mensch, wenn du mich geliebt hast.« Sie drehte sich vor ihm. Das Sonnenlicht schimmerte auf ihrer Haut. Ein lautloser Tanz, in dem jeder Schritt, jede Bewegung der Arme, der Beine, des Kopfes und des Rumpfes eine einzige Verlockung darstellte. Die großen braunen Augen waren weit geöffnet, glänzten feucht.
    »Bin ich so häßlich?« fragte sie. Ihre Stimme klang heiser.
    »Ich habe eine ganze Nacht lang versucht, Ihnen zu erklären, warum ein Abenteuer zwischen uns zur Katastrophe werden muß. Sie wollen es nicht einsehen, sperren mich ein, als lebten wir im Mittelalter, was versprechen Sie sich eigentlich davon?«
    »Ich lasse mich nicht beleidigen!«
    »Beleidigen?« Hartung starrte sie ungläubig an.
    »Ich stehe nackt vor dir, und du siehst mich an wie ein Stück Holz. Ohne Regung, ohne Gefühl, ohne ein Blitzen in deinen Augen, als hättest du da drinnen kein Herz, kein Herz, nur einen Klotz – einen widerlichen, verrostenden Eisenklotz!« Sie trommelte mit den Fäusten gegen seine Brust. Ihr nackter Körper war jetzt ganz nahe bei ihm, er brauchte ihn nur zu umfassen, an sich zu drücken, die samtweiche Haut zu streicheln, die bebenden Lippen zu küssen, und wenn er sie auf seine Arme nahm und zum Bett trug, wenn er Liebe heuchelte, ihr Erfüllung schenkte – was folgte dann?
    Das Ringen um den Besitz, der Anspruch auf ihn, der Stolz der Siegerin, der Kampf gegen Angela und am Ende das Drama des Auseinandergehens.
    Sie preßte sich an ihn. Ihre Brüste waren hart, und als er die Hand auf ihren Rücken legte, spürte er die Spannung ihrer Muskeln.
    »Bist du kein Mensch?« flüsterte sie. »Bin ich keine Frau? Fühlst du es nicht?« Plötzlich ergriff sie seine Hand, führte sie über ihre glatte kühle Haut, von den Brüsten bis zum Schoß. Sie dehnte sich wohlig, wand sich, stöhnte.
    »Du weißt nicht, wie gemein du bist«, stammelte sie. »Stehst da wie ein Stück Eisen! Ich möchte dich umbringen, hätte ich nur die Kraft, dich zu erwürgen!«
    Hartung hob Elise hoch, trug sie zum Bett und ließ sie auf die Decken fallen. Sie zuckte, zerfetzte ein Kissen und warf schreiend die Federn in die Luft. Dann lag sie reglos da und ließ sich von dem Daunenregen zudecken.
    »Vorbei?« fragte Hartung, nüchtern wie ein Arzt, der den Anfall einer Patientin beobachtet hat. »Können wir jetzt vernünftig miteinander reden?«
    »Nein. Du bleibst bei mir, solange ich will.«
    »Das ist doch Wahnsinn!« Hartung schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Sie können mich doch nicht tagelang …«
    »Tagelang?« Sie hob den Kopf. »Ein ganzes Leben lang!«
    »Gräfin –«
    »Komm her und liebe mich.«
    »Mir ist jetzt endgültig klar, daß alles Reden sinnlos ist.« Hartung blickte sich um. Das Fenster vergittert, die Tür aus schwerem, massivem Holz. Ein Gefängnis aus venezianischen Spiegeln, Marmorboden und einem riesigen Bett. Elise beobachtete ihn und streute spielerisch die Federn über ihren Körper.
    »Kein Ausgang«, sagte sie. »Und um uns herum Einsamkeit. Wir sind die einzigen Menschen auf dieser Welt.«
    »Morgen um 14 Uhr muß ich auf dem Parcours sein.«
    »Du bleibst hier!«
    »Ich werde die Tür aufbrechen!«
    »Mit bloßen Händen? Bist du Samson?«
    »Gräfin, ein letzter Versuch. Ich bitte Sie, vernünftig zu sein.«
    »Liebe mich!«
    Es hat keinen Zweck, dachte Hartung. Wozu noch reden? Der einzige Weg aus diesem Zimmer führt durch die Tür. Aber sie ist abgeschlossen, den Schlüssel hat sie in der Tasche ihres Kleides.
    Mit einem Sprung war er an der Tür, wo auf dem Boden Elises Kleider lagen. Aber sie erkannte seine Absicht, sprang aus dem Bett, erreichte Hartung nicht mehr, warf sich vor die Tür und riß von der Wand ein langes ziseliertes Damaszenerschwert.
    »Dieses Schwert hat eine Geschichte«, sagte sie leise. »Jean de Béricourt brachte es als Kreuzritter aus dem Orient mit. Der Henker in Caesarea hieb damit allen Christen die Köpfe ab. Die Klinge ist so scharf, daß sie Seidenpapier schneidet! Willst du's sehen?«
    Sie schleuderte mit dem Fuß ihr Unterkleid durch die Luft, führte einen Schwertstreich – ein Zischen, und das Hemd fiel in zwei Hälften auf den Marmorboden zurück.
    »Was ist dagegen ein Hals«, sagte sie tonlos.
    »Sie würden wirklich zuschlagen?« fragte Hartung

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