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Des Sieges bittere Tränen

Des Sieges bittere Tränen

Titel: Des Sieges bittere Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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herum in die Dunkelheit.
    Es wird heute noch behauptet, daß Hartung hinter dem Zelt gebetet hat.

Die ›ehrenwerten Männer‹
    Die Deutschen kommen«, sagte Bruno Salti und drückte auf den Knopf, der das Radio zum Schweigen brachte. »Jetzt ist es sicher! Sie landen morgen auf dem Flugplatz, fangen übermorgen ihr Training an und siegen am Sonntag beim ›Grand National Cup‹. Leute, es muß was geschehen. Die Deutschen werfen unser ganzes Programm durcheinander. Erst hieß es, sie kommen nicht. Dann wieder, sie kommen doch! Vor drei Tagen – die Pferde können sich nicht so schnell akklimatisieren, das harte Turnier in Paris, der Flug, das ist eine Quälerei. Und nun sind sie doch da!«
    Bruno Salti blickte aus dem riesigen Panoramafenster. Vor ihm rauschte der Pazifik, seine Wellen brachen sich an den Klippen, schäumten hoch, übergossen die Felsen mit Gischt und zerrannen dann im Geröll. Wenn die Sonne abends versank, war das Meer rot, und oft stand Salti dann an diesem Fenster und genoß mit einem prickelnden Schaudern die Illusion, Blut sprühe gegen sein Haus.
    Der Gedanke war gar nicht so abwegig. Mit Blut hatte Salti sein Imperium in San Franzisko aufgebaut. Vor genau vierunddreißig Jahren war er aus Sizilien herübergekommen, ein armseliger Bauarbeiter, der in seinem Dorf Terrasole mehr Staub als Nahrung schluckte, der neun kleine Geschwister miternähren mußte und die Großeltern dazu. Da schrieb ihm Giorgio Brusco aus New York. »Komm 'rüber, Bruno. Hier braucht man Jungs wie Dich. Steine und Mörtel brauchst Du nicht mehr zu schleppen, hier gibt es Möglichkeiten, von denen Du nicht einmal träumst.« Und Bruno Salti war ausgewandert, Giorgio hatte zusammen mit einem Unbekannten namens Jim Brazzer für ihn gebürgt, und plötzlich stand er in der Steinwüste von New York, bewohnte ein Zimmer für sich allein – was bis dahin für ihn unvorstellbar war –, erhielt sofort hundert Dollar Handgeld und lernte einen Haufen Leute kennen, die alle arme Schweine wie er gewesen waren.
    Aber das Leben ist hart, ob auf Sizilien oder in New York. Jim Brazzer, so stellte sich heraus, hatte nicht nur aus Menschenfreundlichkeit gebürgt, sondern verlangte Gegendienste. Bruno Salti geriet in die Kolonne, in der auch Giorgio arbeitete: Er verkaufte in den Nachtbars Heroin. Das ging so lange gut, bis Salti sich ausrechnete, daß er erbärmlich bezahlt wurde, während die anderen einen fast tausendfachen Gewinn einsackten. Eines Nachts holte er von der ›Zentrale‹ für hunderttausend Dollar ›Stoff‹ ab, fuhr statt zu den Bars zum Flugplatz und verschwand. Jim Brazzer erschoß daraufhin den unschuldigen Giorgio, aber das erfuhr Salti erst viel später und erregte sich nicht sonderlich darüber. Er schickte einen guten Mann nach New York, der Jim Brazzer in den Hafen lockte und mit vier Zentnern Beton an den Füßen versenkte.
    Zu dieser Zeit war Bruno Salti in San Franzisko schon ein großer Mann. Er hatte mit seinem Startkapital eine Maklerfirma gegründet, handelte mit Grundstücken, die er billig erwarb, indem er die Besitzer unter Druck setzte, billig zu verkaufen oder selbst in die Erde zu kommen (was dreimal geschah, und die Witwen verkauften sofort), baute am Strand des Pazifiks südlich von San Franzisko kleine Bungalows, ganze Kolonien, die man später ›Salti-Stadt‹ nannte und vollzog einen Zusammenschluß, der ihn unangreifbar machte: Er wurde Mitglied der ›Cosa Nostra‹. Zwar knabberte die Vereinigung der ›Ehrenwerten Männer‹ an seinem Gewinn, aber niemand belästigte ihn mehr, er brauchte keine eigenen Schutztruppen mehr, er meldete unliebsame Zeitgenossen dem Liquidationskommando, dessen Einfallsreichtum in bezug auf Todesarten unerschöpflich war, stiftete ein Waisenhaus, wurde Präsident mehrerer Wohltätigkeitsvereine und schuf sich eine weiße Weste, wie sie reiner nicht sein konnte. Selbst seinen Alleingang in New York verzieh man ihm, denn er zahlte der Mafia die hunderttausend Dollar zurück.
    Bruno Salti, das war ein Name, bei dem der Gouverneur von Kalifornien sich immer die Hände rieb. Und am Pazifik baute und baute die Firma Haus nach Haus – weiße, kleine Villen für die biederen Amerikaner, die gern das Meer rauschen hören und mit der Angel zwischen den Felsen sitzen.
    Das war die eine Seite. Die andere war unbekannt und lag in Chinatown und am Hafen. Hier gehörten Salti jede Menge von Nachtlokalen, Bordellen und Spielsalons, die Dirnen lieferten seinen Kassierern

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