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Des Sieges bittere Tränen

Des Sieges bittere Tränen

Titel: Des Sieges bittere Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Zeit. So taucht sie überall auf, wo er ist, um zu zeigen, daß sie zumindest Zeit hat. Steter Tropfen, der den Stein höhlen soll. Und gerade hier ist sie nicht aufgekreuzt?«
    »Wir haben Hartung nur allein gesehen.«
    »Sehr verdächtig. Wenn sie heute oder morgen erscheint, ist dein Plan nur ein müdes Lächeln wert.«
    »Morgen ist Hartung schon mit Betty zusammen.«
    »Abwarten. Ich habe meine Sicherungen schon eingebaut.« Salti rieb sich die Hände. Manchmal konnte er sich kindlich freuen über etwas, das eigentlich banal war und das er sich ausgedacht hatte. »Waldon Harris steckt bis zu den Haarwurzeln in Schulden. Als ich ihm fünftausend Dollar anbot, hätte er fast ein Hallelujah gesungen. Er ist zu allem bereit, wenn es nur nicht auffällt. Und dafür habe ich gesorgt. Komm mal mit.«
    Salti führte Brollio in einen Nebenraum. Dort war das Modell eines Springhindernisses aufgebaut, ein Oxer mit drei Stangen. Joe verzog das faltige Gesicht.
    »Springst du da jetzt drüber? Trimm dich, Bruno!«
    Salti grinste zurück. Für diese Art von Humor hatte er Verständnis. Er winkte Brollio und dirigierte ihn an die Seite des Hindernisses.
    »Siehst du etwas, Joe?«
    »Nein. Doch – ja. Wenn ich die obere Stange antippe, fällt sie 'runter. Sie liegt nur lose in der Halterung.«
    »Idiot. Das ist normal. Sonst gäbe es ja keine Abwürfe. Aber jetzt nimm einmal an, diese Laska hüpft drüber. Immer ein paar Zentimeter höher als die Stangen, was dann?«
    »Null Fehler und Sieg.«
    »Normalerweise – ja. Aber hier nicht. Sie kann über die Hindernisse fliegen wie eine Taube, die Stange fällt.«
    »Vom Luftzug?«
    »Joe, du bist ein Mensch ohne Phantasie. Auf dem Parcours stehen vierzehn Hindernisse. An jedem Hindernis passen zwei Mann auf, daß auch alles in Ordnung ist. Diese achtundzwanzig Burschen hat Waldon Harris engagiert. Jeder von ihnen erhält ein Pflaster von hundert Dollar, dafür sind sie stumm wie Maulwürfe. Sie haben nur eine Aufgabe – immer eine Stange mehr fallen zu lassen als bei den anderen Reitern, wenn Laska auf dem Platz ist. In der Praxis: Macht ›White Star‹ vier Fehler, macht Laska acht. Eine einfache Rechnung. Und bei allen anderen Pferden ist's genauso. Jedes macht mehr Abwürfe als ›White Star‹.«
    »Sollen die Jungs die Stangen anpusten oder ›huh-huh‹ machen, wenn die Pferde drüberspringen?«
    »Viel einfacher, Joe.« Salti war sichtlich stolz auf seine Idee. Er zeigte auf einen fast unsichtbaren Nylonfaden, der aus dem Gewirr der Stangen und Büsche heraushing. Wer es nicht wußte, bemerkte ihn nie.
    »An diesem Fädchen hängt alles, nämlich die obere Stange. Setzt Laska über das Hindernis und hat einen Abwurf gut, zieht der Bursche am Hindernis ganz kurz am Faden, und die Stange fällt. Da er mit seinem Kollegen die Stange wieder auflegt, ist niemand da, der das merkt. In der Tasche haben alle achtundzwanzig Boys einen Summer, der von mir ferngesteuert wird. Soll das Hindernis fallen, brummt es bei ihnen, und sie wissen: Hundert Dollar, Junge – zieh an dem Nylonfaden.« Salti führte es vor – ein unsichtbarer Ruck, und die Stange polterte auf den Boden. »Na?« fragte er stolz.
    Brollio starrte auf die gefallene Stange, auf die so blödsinnig einfache Konstruktion und schüttelte den Kopf.
    »Genial«, sagte er.
    »Und was soll das Kopfschütteln?«
    »Daß ich nicht darauf gekommen bin!«
    Bruno Salti lachte zufrieden, faßte Brollio um die Schulter und schob ihn aus dem Zimmer. Dann tranken sie eiskalten Campari und waren sich sicher, daß ›White Star‹ den ›Grand National Cup‹ gewinnen würde. Das gewettete Geld war unwichtig, es ging nur um den Triumph.
    Chinatown ist ein Stadtteil von San Franzisko, durch den am Tage und auch in der Nacht ein Weißer spazieren kann, ohne Gefahr, für immer zu verschwinden oder krankenhausreif geprügelt zu werden. Ganz im Gegensatz zu New Yorks Harlem, wo ein Weißer allein nur ein Selbstmörder sein kann. Die Chinesen sind freundliche Menschen, nur auf ihr Geschäft bedacht, sie wollen verdienen, weiter nichts. Warum auch? Der große Laotse hat gesagt, daß Friedfertigkeit eine Stufe der Glückseligkeit auf Erden ist. Und so duftet Chinatown tagaus, tagein rund um die Uhr nach allen Gerüchen Asiens, nach gebratenem Fisch und Hühnern, Curryreis und Pfefferschoten, gedämpfter Ananas und gesottenem Hammelfleisch.
    Horst Hartung bummelte durch diesen bunten Stadtteil, fotografierte, trank bei einem alten Chinesen,

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