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Des Sieges bittere Tränen

Des Sieges bittere Tränen

Titel: Des Sieges bittere Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Augenaufschlag hätte geeiste Butter geschmolzen. »Darf ich Sie zu einem Drink einladen? Man trinkt nicht jeden Tag mit einem Horst Hartung.«
    Hartung sah auf seine Armbanduhr. Eine Stunde höchstens, dachte er. Dann ins Bett, fest geschlafen bis neun Uhr früh, gut gefrühstückt und hinaus zum Platz. Dort brauche ich meine Nerven, denn Laska spürt sofort, wenn etwas nicht stimmt. Sie ist empfindlich wie ein Seismograph.
    Betty verstand den Blick auf die Uhr falsch. »Nur ein Gläschen«, flötete sie. »Ich bin ja so froh, in Sicherheit zu sein.« Sie ging voraus, wippte mit dem Po und zog alle Register. Hartung folgte ihr. Sein Blick streifte über die Schönheit der Küste, die Klippen, das anbrandende Meer, die weißen Jachten auf dem Pazifik. Dann wunderte er sich über die Einrichtung des kleinen Bungalows. Sie war teuer, geschmackvoll, modern und farblich aufeinander abgestimmt. Salti hatte den besten Innenarchitekten mit der Ausstattung beauftragt. Hier verbrachte er ab und zu eine Nacht mit einem Girl, das für ihn nicht mehr bedeutete als ein Glas Wein. Mädchen, die er auf der Straße oder in den Lokalen auflas. Zufallsbekanntschaften, die auch so behandelt wurden. Aber der Rahmen mußte nach ›Salti riechen‹, wie er sagte.
    »Wunderschön«, meinte Hartung und setzte sich auf die breite weiße Ledercouch. Der Blick auf das Meer durch das große Terrassenfenster war hinreißend. »Sie leben allein hier?«
    »Ich bin Mannequin.« Betty mixte an der Bar zwei Cocktails in langen, schlanken Gläsern. Long Drinks, die mit viel Eis jetzt gerade richtig waren. Für Hartungs Glas benutzte sie ein Mixrezept, das von Joe Brollio stammte. Um die Gläser nicht zu verwechseln, steckte sie einen roten Rührquirl hinein. Mit strahlendem Gesicht setzte sie sich neben Hartung.
    »Ich zittere innerlich noch vor Aufregung«, sagte sie. »Nie mehr gehe ich allein durch Chinatown! Wenn Sie nicht zufällig … Cheerio!«
    Sie prostete ihm zu, Hartung nahm sein Glas, es fühlte sich herrlich kalt an, die Eiswürfel schwammen auf der rosa Flüssigkeit. »Wie heißt das Getränk?« fragte er.
    »Mexikanische Nacht.«
    »Klingt verlockend. Auf Ihre Rettung, Miss Simpson.«
    Hartung trank. Es tat ihm gut, erfrischte, belebte ihn. Mit drei Zügen war das Glas leer, nur die Eiswürfel klirrten noch. Betty beobachtete ihn aus den Augenwinkeln. Nanu, er fällt nicht um? Hat Joe ein falsches Fläschchen erwischt? Stimmte die Zusammensetzung nicht? Wenn irgend etwas schieflief – Angst kroch in ihr hoch, denn Joe war ein Mann, den ein praller Busen nicht von Grausamkeiten ablenkte.
    Hartung war fröhlich. Er erzählte vom Turniersport, von Abenteuern, die Betty mit »Oh« und »Ah« kommentierte – und plötzlich, als habe man den Tonarm von einer Schallplatte genommen, verstummte er und fiel seitlich von der Couch auf den dicken Teppich.
    »Endlich!« sagte Betty erlöst. »Da hat er wieder ein Teufelsding auf Lager gehabt.«
    Sie ließ Hartung liegen, schob ein Eisengitter vor die Terrassentür, ließ alle Fensterläden, die elektrisch reagierten, herunter und nahm den Schlüssel der Schaltung an sich. Um ganz sicher zu gehen, knüpfte sie um Hartungs Hände und Füße zwei Stricke und verließ dann das Haus.
    Oben auf der Straße wartete ein weißer Cadillac. Joe Brollio steckte den Kopf durch das heruntergekurbelte Fenster.
    »Alles okay, Baby?« rief er.
    »Alles. Er träumt selig. Tausend Dollar her, Joe.«
    »Bei Salti. Er wird sauer sein wie eine eingelegte Gurke.«
    Aber Bruno Salti war durchaus nicht sauer, zahlte aber auch die fünftausend Dollar nicht.
    »Nach dem Sieg von ›White Star‹, Freunde«, sagte er jovial. »Bis morgen mittag kann noch viel passieren. Ich zahle bei solchen windigen Geschäften nie im voraus.«
    Manchmal hat man eben Vorahnungen.
    Horst Hartung schlief fest bis zum nächsten Morgen. Niemand vermißte ihn, denn jeder in der Equipe wußte, daß er den Rest des Tages mit ›Landerforschung‹ ausfüllte, wie es Fallersfeld nannte. Er war vor seinem Ausflug nach Chinatown noch auf dem Abreiteplatz gewesen, hatte Laska begrüßt, ein paar Runden geritten und war zufrieden mit ihr. Sie hatte den Flug gut überstanden, ging gehorsam, sprang wie ein Floh und ärgerte sogar Romanowski nicht. Dr. Rölle untersuchte sie zum letztenmal, hörte sie ab, kontrollierte Hufe, Fesseln und alle Sprunggelenke.
    »Topfit«, sagte er. »Aber mir gefällt sie trotzdem nicht. Haben Sie gesehen? Ich durfte ihren

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