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Des Sieges bittere Tränen

Des Sieges bittere Tränen

Titel: Des Sieges bittere Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zu haben, und man würde sich nicht wundern, wenn man in den Spiegel blickt und sieht seine Nase an den Ohren sitzen.
    Horst Hartung hatte an diesem Tag schon allerhand erlebt. Laska hatte sich beim Transport die linke Flanke aufgescheuert. Das Fell war weg, die Unterhaut, das rohe Fleisch näßte. Romanowski raufte sich die Haare, untersuchte den Transporter, fand keine einzige scharfe Stelle, wo man sich so verletzen konnte, die Polsterungen waren unversehrt, nirgendwo ein Splitter in der Holzverkleidung, und trotzdem diese Wunde. Mit gesenktem Kopf ertrug er das Gebrüll Hartungs, sagte nur: »Herrchen, det is wieda so 'ne Schikane von dem ollen Luder!« und ließ den wütenden Redeschwall weiter über sich ergehen.
    Dr. Rölle war nicht zur Stelle. Er hatte auf der Autobahn eine Panne, mußte abgeschleppt werden und kam erst Stunden später mit einem Taxi nach. So wurde die Wunde mit dem Penicillinpuder behandelt, den Romanowski immer im Turniergepäck mit sich führte.
    Fallersfeld quälte sich mit einem Furunkel im Nacken herum, einem Mordsding, das wollte trotz Zugsalben und anderen Medikamenten nicht aufgehen. Antibiotika, die ihn schläfrig machten, lehnte er ab. Er lief mit einem Verband um den Hals herum, war deshalb gereizt wie ein Stier und weigerte sich, das Geschwür schneiden zu lassen. Jeder der deutschen Reiter ging ihm aus dem Weg, soweit das möglich war.
    Das Pferd Steenkens lahmte auf dem linken Hinterfuß. Winkler hatte einen Schnupfen, und das mitten im Sommer, Hartlings Bandscheibe meldete sich wieder, wenn er morgens aufstand, war er krumm wie ein Fragezeichen und mußte sich zuerst ›einlaufen‹, wie er es nannte. Beim Training biß er die Zähne zusammen, dachte, sein Kreuz breche entzwei, und mußte sich schmerzstillende Spritzen geben lassen.
    Kurz, alles war verhext, und das einen Tag vor der großen ›Renn-und-Turnier-Woche‹ in Baden-Baden.
    Die Kurstadt war überfüllt. Was Europa an Eleganz zu bieten hatte, promenierte im Kurpark oder versammelte sich in den Sälen der Luxushotels. »Hier sind jetzt einige Milliarden beisammen«, sagte Fallersfeld beim Morgenkaffee. »Und ein kleines Heer von Ganoven. Übrigens, Horst, ich muß Sie nachher sprechen.«
    »Laska geht es besser. Dr. Rölle hat eine Salbe auf die Wunde gestrichen.«
    »Laska! Es ist privat!«
    Hartung nickte. Über den Rand der Kaffeetasse beobachtete er Fallersfeld. Wenn der Alte ›privat‹ sagte, war es noch unangenehmer als der ewige Streit um Laska. Daran hatte sich in den vergangenen Monaten nichts geändert. So konstant Laskas Leistung blieb und sie von Sieg zu Sieg sprang, so unverändert war ihre Abneigung gegen den Baron. Keiner wußte, warum. Fallersfeld war ein Reiter der alten Schule, der mehr Pferdeverstand besaß als die Pferde selbst, aber wenn Laska ihn sah, schoben sich ihre Nüstern hoch, sie begann zu tänzeln, legte die Ohren nach an den schönen Kopf und war bereit, zu beißen oder auszuschlagen.
    »Ein hysterisches Aas!« sagte Fallersfeld dann giftig. »Irgendwo hat sie einen Wurm im Gehirn!«
    Für Baden-Baden war diese Woche der Galopprennen, der Dressur und des Springens um den ›Großen Preis‹ das festlichste Ereignis des Jahres. Die Renn- und Turnierplätze waren von einem Fahnenmeer umgeben, der Parcours zählte zu den schönsten der Welt, vielleicht Aachen ausgenommen, die Rennbahn mit den modernen Startmaschinen wurde zum Treffpunkt der schönsten Frauen und attraktivsten Männer, die sich diesen Luxus leisten konnten. An den Wettschaltern des Pferdetotos wurden Millionen umgesetzt. Die besten und berühmtesten Vollblutpferde standen auf den Startlisten, Namen, die die ganze Welt kannte. Vermögen auf vier Beinen. Es gab kein namhaftes Gestüt, das hier in Baden-Baden nicht vertreten war.
    Die Woche der Superlative. Und ein Himmel wie Seide, wolkenlos, unendlich, von der Sonne wie mit Gold überstäubt.
    Fallersfeld erwartete Hartung in der Halle des Hotels ›Schwarzwaldpalast‹, in dem die deutsche Equipe wohnte. Ein Hotel von grandiosen Ausmaßen, um die Jahrhundertwende erbaut für die Grafen und Fürsten, die – das gehörte zum guten Ton – einmal im Jahr Baden-Baden besuchten.
    Fallersfeld saß in einem der tiefen Gobelinsessel, trank ein Glas Orangensaft mit Eis, hatte Schmerzen im Genick, wo sein Riesenfurunkel klopfte und hämmerte und nicht aufging. Dr. Rölle hatte ihn untersucht.
    »Ohne Schneiden ist das unmöglich«, hatte er gesagt. »Baron, Sie haben ein zu

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