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Des Teufels Maskerade

Des Teufels Maskerade

Titel: Des Teufels Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlederer Victoria
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verbrannte Gestalt Alvin Buckinghams, des Vampirs vom Vyšehrad im Gras. Ich starrte auf die Masse an geschwollenem, geschmolzenem Fleisch, die einst ein menschliches Antlitz gewesen war. Das zu einem jungen, gut aussehenden Abenteurer gehört hatte, der vor Jahrhunderten nach Prag zog, um sein Glück zu machen. »Es tut mir leid, Master Carlton«, sagte ich leise. »Es tut mir sehr leid.« Ich glaube nicht, dass er mich hörte. Und vielleicht war es besser so.
    Lysander fand als Erster wieder zu sich. »Es dämmert bald. Wir müssen ihn fortschaffen. Lili, wären Sie wohl so freundlich, nachzusehen, ob die Tür zur Rotunde verschlossen ist?«, übernahm er wie selbstverständlich das Kommando. »Exzellent«, fuhr er fort, als Lili die Tür aufstieß. »Mirko, du bringst den Herrn zu seinem Wagen und sorgst dafür, dass er auch dort bleibt.«
    Marionettengleich stolperten der Chauffeur und Mirko davon.
    »Dejan, was hast du nur getan?«, fragte Felix kopfschüttelnd, während er die letzten Flammen austrat.
    Zahllose Fragen, Anschuldigungen und Flüche lagen mir auf der Zunge, und doch schüttelte ich nur stumm den Kopf. Eine große Müdigkeit erfasste mich mit einem Mal.
    »Meine Herren«, ungeduldig scharrte Lysander im Staub. »Lässt es sich bewerkstelligen, ihn noch vor Sonnenaufgang in die Kapelle zu schaffen?«
     
     
    Nur einmal stöhnte der Vampir leise auf, als wir ihn in die Rotunde trugen. Seit der Gründung der Stadt hatte dieses Bauwerk bereits als Begräbniskapelle gedient, so hieß es wenigstens. Wie Schändung dieses Heiligtums schien es mir, als wir Buckingham hinter den Altar betteten, wo die unbarmherzigen Sonnenstrahlen
ihn nicht erreichen konnten. Der Gestank verbrannten Fleisches haftete an mir, als ich ins Freie taumelte. Ich sank auf die Knie und übergab mich mit beschämender Heftigkeit.
    »Wir können einen schwer verletzten Vampir nicht einfach hier zurücklassen«, stellte Lysander fest. »Die Gefahr, dass er bis Einbruch der Nacht entdeckt wird, ist zu groß.« Nervös zuckten seine Ohren. »Ich will sehen, ob sich eine Transportmöglichkeit finden lässt.«
    »Ein Sarg, idealerweise«, pflichtete ihm Felix bei, der an die Schwelle der kleinen Kirche getreten war. Der besorgte Seitenblick, mit dem er Lili bedachte, entging mir nicht: Wie ein Kind kauerte sie, die Arme um ihre angezogenen Knie geschlungen, im Gras.
    Sie weinte.
    »Ich werde bleiben und Wache halten«, sagte ich.
    Lysander betrachtete mich angewidert; widersprach jedoch nicht, wohl, um meine nur noch spärlich bemessenen Kräfte zu schonen.
    »Gut. Lili, Sie kommen mit mir. Meinen Sie, Sie könnten Mirko und mir helfen, unseren Zeugen sicher zu verwahren, und einen Sarg aufzutreiben?«, schickte er sich an, das Mädchen aus ihrer Apathie zu reißen.
    »Ich …«, begann Felix.
    »Bemühe dich nicht, Papa.« Ungeschickt, mit zitternden Fingern zog Lili das Kuvert aus ihrem Jäckchen und reichte es mir. »Lesen Sie das Ende seiner Geschichte, Baron.« Mit dem Handrücken wischte sie sich Tränen aus den Augen. »Mich interessiert es nicht mehr.«
     
     
    Felix folgte mir ins Innere der Rotunde.
    »Warum?«, fragte ich ihn, als wir die Tür verriegelt hatten und wie fromme Sünder auf der Bank an der Seite saßen.

    Er zuckte die Achseln. »Ich habe mir geschworen, ihn … nun, nicht zu töten , aber aufzuhalten, sollte er sich Lili noch einmal … nähern. Schon als sie sich letzte Nacht davongestohlen hatte, ahnte ich, dass es mit dem Vampir zu tun hatte.«
    »Woraufhin du ihr gefolgt bist und unsere Wohnung überwachen ließest«, fasste ich, den Blick starr auf den Altartisch gerichtet, zusammen.
    »Es ist erstaunlich, wie hilfsbereit sich verwahrloste Kinder gegen ein kleines Entgelt zeigen. Ich habe im Wagen um die Ecke gewartet, ausgerüstet mit den wenigen Hilfsmitteln, derer es bedarf, einen Vampir unschädlich zu machen. Dass ihr mich unten am Kai habt passieren lassen, war sehr entgegenkommend. Wusste ich doch längst um euer Ziel Bescheid.«
    Er wagte tatsächlich, zu lächeln. Schaudernd rückte ich von ihm ab.
    »Wenn du mir vorwerfen möchtest, dass nicht der Vampir, sondern ich das Ungeheuer sei, nur zu«, höhnte er daraufhin.
    Ich erwiderte nichts. Zu gut kannte ich Felix und seine Skrupellosigkeit, seinen Selbstschutz.
    »Wir werden einen Agenten aus der Centrale anfordern müssen, damit er Buckingham in Gewahrsam nimmt«, überlegte er plötzlich laut.
    »Wir?«, wiederholte ich. »Was haben wir in

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