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Des Teufels Maskerade

Des Teufels Maskerade

Titel: Des Teufels Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlederer Victoria
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mich weit fort, hinaus über Himmel und Erde, an jenen Ort außerhalb der Zeit, den nur wahre Träumer und wahre Liebende je zu finden vermögen. An ihrer Seite tanzte ich durch Vergangenheiten und kostete vom Baum der Erkenntnis. Die Große Göttin war sie, und ich leckte ihr Blut von ihren Lippen.
    Ich starb.
    Ich wurde wiedergeboren.
    In des Kaisers Burg raunten die Dienstboten, ich sei verschleppt, ermordet worden. Währenddessen schlief ich in der Umarmung meiner Göttin.
    »Steh auf«, sagte sie eines Nachts. Das Werk hatte seine Vollendung
gefunden. Thomas Carlton war tot – ein Fremder blickte um sich und zum ersten Mal erkannte er, was die Dunkelheit wirklich bedeutete.
    Er nannte sich Alvin Buckingham. Dazu hatte er keinen anderen Grund, als dass ihm der Name gefiel.
     
    Sechs Tage nach seinem letzten Besuch bei Lišek kehrte er, der Unsterbliche, von seiner Göttin geleitet, abermals ins Verlies zurück. Sie sah mir lachend zu, als ich das Blut der Wachen trank und nur Kadaver zurückließ, und es war recht und billig erschienen. Nicht nur die Freiheit war nun mein, auch die Macht, zu tun, wonach der Sinn mir auch stehen mochte.
    Lišek erschrak nicht. Seinen blinden Augen blieb die Verwandlung seines Freundes und Verräters verwehrt.
    »Du bist der Fuchs, der Böhmens Träume träumt«, grüßte sie ihn. »Ja«, antwortete er schwach.
    »Du weißt, dass Böhmen einst mir gehörte, in den Jugendtagen unserer Stadt? Als Königin habe ich geherrscht, war eins mit diesem Land.«
    Da nickte er. »Seid Ihr zurückgekehrt, um wieder an Euch zu nehmen, was Euch zusteht?«
    Ihre blassen, kalten Finger streichelten durch die Gitterstäbe seine Wangen. »Nein, des Kämpfens, des Träumens bin ich so müde geworden. Aber du wirst mir dienen. Und wenn einst der Tag kommt, an dem du gesiegt hast, so werde ich aus meinem Schlaf erwachen.«
    Den Menschen Thomas Carlton hätten diese Worten gewiss erstaunt. Alvin Buckingham nahm sie hin. Er ging davon, den Schlüsselbund vom Gürtel einer der Wachen zu lösen.
     
    Als ich zurückkehrte, war die Königin und Göttin verschwunden. Auf Schleichwegen führte ich den geschwächten Lišek aus der Burg in eine Herberge, deren Wirt keine Fragen stellte; dann
suchte ich mir ein Versteck gegen das unbarmherzige Sonnenlicht und verschlief den Tag.
    Am nächsten Abend fieberte Lišek hoch. Unruhig wälzte er sich in den Laken. Bald phantasierte er von seinen alten Gefährten und einer anstehenden Schlacht, bald stöhnte er vor Schmerzen. Immer wieder verfluchte er abwechselnd mit lauter Stimme den Baron Trubic und rief nach seiner Königin. So vergingen die Stunden.
    Gegen Ende der Nacht kehrte sie endlich wieder. »Du hast mir dein Leben gegeben, um ihn sterben zu lassen?«, fragte sie mich. Ich verstand nicht. »Du wolltest ein Alchemist sein?«, neckte sie mich. »Nun, ich werde dir das Geheimnis der Verwandlung toter in lebendige Materie verraten.«
     
    Lili, opfern wir, die Untoten, nur einen Tropfen unseres kostbaren Bluts an einen Sterblichen, so erlangt er Jugend und Gesundheit wieder. Er kann sein Leben von neuem beginnen. Doch keine Gabe bleibt ohne Preis: Wage ich das Blutopfer, so fessele ich damit meine Seele an den Erwählten, so dass er mir fortan Herr und ich sein Knecht wäre. Was er spricht, was er wünscht, wäre mein Gesetz.
     
    Ich blickte hinab in sein schmales, zerstörtes Antlitz, und griff nach dem Messer an meinem Gürtel. Ein Schatten fiel über die zerschundene Gestalt; dann lag mein eleganter Freund vergangener Tage auf dem Strohkissen und blickte mir aus verwunderten grauen Augen entgegen.
    »Thomas? Das kann nicht sein …«, begann er, dann erhellte sich seine Miene. »Ich muss sehr betrunken gewesen sein. Denk nur, was ich geträumt habe! Ich wäre verhaftet und geblendet worden; und die sagenhafte Königin aus den grauen Vorzeiten unseres Lands hätte mich befreit und zu ihrem Ritter gemacht!«
    Da brach ich auf die Knie und gestand ihm alles. Ich wiederholte
meine Geschichte, flehte einmal mehr, mir zu verzeihen. Alles, alles würde ich für ihn tun, selbst Baron Trubic töten.
    Lišek lauschte meiner Beichte regungslos. »Nein«, sagte er zuletzt. »Ich verbiete dir für alle Zeiten, Milan Trubic, oder irgendjemanden, der den Namen seines Hauses trägt, zu töten.«
    Er überlegte und das Fuchslächeln kehrte in sein Gesicht zurück: »Und ich verbiete dir auch, dich von mir im Kampf um Böhmen verwenden zu lassen. Die Freiheit dieses Landes

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