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Des Teufels Maskerade

Des Teufels Maskerade

Titel: Des Teufels Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlederer Victoria
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Der Ton war durchdringend.
    »Verflucht! Sie wissen, dass wir hier sind.« Kurz blitzte Furcht in Felix’ Augen auf, dann löste er mit fliegenden Fingern die Riegel des größeren Käfigs. Der Drache stieß mit dem Kopf die Tür auf, zwei Sprünge und er war frei. Elegant reckte er seinen Lindwurmhals und breitete seine Schwingen aus. Mir blieb keine Zeit, das Wunder zu bestaunen, das sich mir da bot. Von draußen ertönten Stimmen, Schritte, die klangen, als schleiften Krallen auf trockener Erde. Hastig öffnete Felix auch den zweiten Käfig, drückte die Flamme aus.
    Sekunden später trat ein Wesen mit einer Fackel durch das Tor.
    Ich schreibe Wesen. Doch vielleicht sollte ich es eher Ungeheuer nennen? Denn im flackernden Licht stand eine Gestalt, wie einem wahnwitzigen Alptraum entsprungen. Sie mochte alles sein, nur kein Mensch. Obgleich mannsgroß, war das Wesen doch wenig mehr als ein Skelett mit glänzender, blassblauer Haut, die unter dem einfachen weißen Gewand hindurchschimmerte. Arme, Hände und Krallenfinger schienen im Verhältnis zum restlichen Körper viel zu lang. Das Beunruhigendste an der Gestalt war jedoch ihr Gesicht: eine böse Fratze mit riesigen, weißen Augen, die in der Dunkelheit glänzten. Klauenbewehrte Füße scharrten im Sand.
    Ich war wie gelähmt. Kalter Schweiß strömte mir über den Rücken. In Todesangst starrte ich dem Ungetüm entgegen, geradewegs
in glänzende Augen, in denen sich alle Boshaftigkeit der Welt spiegelte.
    Und dann schrie es. Es war ein Laut, den zu beschreiben mir die Worte fehlen, selbst wenn ich ihn bis an das Ende meiner Tage nicht vergessen werde.
    Die Drachen schnaubten, verharrten jedoch.
    Die Kreatur stieß erneut einen gellenden Schrei aus und schnellte vorwärts, ihre Fackel von sich schleudernd.
    »Lauf!«, hörte ich Felix rufen. »Warte nicht auf mich.«
    Ich wollte, ich könnte sagen, ich hätte gezögert. Doch ich stürzte an der Kreatur vorbei aus der Scheune und rannte, ohne mich umzusehen und stehen zu bleiben, bis ich das Dorf erreicht hatte.
    Nun graut der Morgen. Felix ist nicht wieder zurückgekehrt.

    22. September (später)
     
    Blutig und verdreckt taumelte Felix in den Salon. Das Frühstücksgeschirr war gerade abgeräumt worden, ich war allein zurückgeblieben und hatte fieberhaft überlegt, ob ich Yosch einen Suchtrupp zusammenstellen lassen oder selbst die Lokalitäten unserer wahnsinnigen nächtlichen Episode aufsuchen sollte. Mit der knappen Ankündigung, er habe mit mir zu reden, bedeutete mir Felix, ihm in seine Räumlichkeiten zu folgen.
    Tausend Fragen brannten mir auf der Zunge, doch ich hielt an mich, er sollte zunächst wieder einigermaßen er selbst werden können. Und so sah ich ihm schweigend zu, während er sich seiner zerfetzten Kleidung entledigte. Etliche Kratz- und
Bisswunden entstellten seinen drahtigen Oberkörper. Nicht alle davon waren oberflächlich, doch mein Anraten, den Regimentsarzt hinzuzuziehen, quittierte er mit einer müden Handbewegung.
    Die Augen des Dieners, der wenig später erschien, um uns ein Tablett mit Kaffee und Backwerk zu bringen, weiteten sich merklich, als er einen Blick auf die Verletzungen erhaschte, die Felix’ nachlässig gebundener Morgenmantel nur unzureichend verbarg, aber er war klug genug, zu schweigen.
    Endlich, als wir uns auf dem Diwan niedergelassen hatten, wagte ich zu fragen: »Die Gestalt von gestern … die Drachen … sie existieren wahrhaftig?«
    Nachdenklich bürstete Felix Zigarettenasche von seinem Hausmantel. »So wahrhaftig, wie du dir nur vorstellen kannst«, sagte er langsam. »Drachen und ihre Reiter. Wesen aus dem Alten Volk . Elfen werden sie in den Legenden genannt. Niemand weiß, woher sie kommen, oder wie viele es von ihnen gibt. Sie sind scheu, und sie ziehen es vor, unter sich zu bleiben.«
    Die Selbstverständlichkeit, mit der Felix seine Erläuterungen vortrug, ließ mich schaudern.
    »Das Alte Volk«, wiederholte ich, halb fragend, halb zweifelnd. »Und du arbeitest gegen sie?«
    Draußen, auf dem Gang, war das Poltern schwerer Stiefel auf den Steinfließen zu hören. Felix legte einen Zeigefinger an die Lippen, wies mit einer Kopfbewegung zur Tür. Wir warteten schweigend ab, bis die Schritte verklungen waren.
    »Nein, ich schütze das Kaiserreich, so wie du. Ich arbeite gegen all jene, die Gefahr für den Staat bedeuten.« Nach einem tiefen Atemzug fügte Felix hinzu: »Gegen all jene … Anderen.«
    »Die Anderen«, murmelte ich entsetzt und

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