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Des Teufels Maskerade

Des Teufels Maskerade

Titel: Des Teufels Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlederer Victoria
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rastloser Geist durch einen magischen Unglücksfall an den Leib eines Fischotters gefesselt worden war, entwickeln zu können. Dennoch: Vaterersatz für den Jungen zu spielen war eine Rolle, die sich nur wenig mit meiner Selbstwahrnehmung sowie charakterlichen Disposition vertrug.
    »Dejan? Träumst du?«
    Lysander riss mich aus meinen Gedanken. Erst jetzt nahm ich wahr, dass ich mitten auf dem regennassen Gehsteig stehen geblieben war, und das offensichtlich seit geraumer Zeit.
    »Es tut mir leid«, murmelte Mirko, »den Unfall hätte ich wohl besser nicht erwähnen sollen.«
    Der Unfall. Bei dem Grand Prix de Dieppe, letztes Jahr, hatte ich nach einer leichten Kollision die Kontrolle über meinen Wagen verloren und war von der Fahrbahn abgekommen, um an einer Mauer zu enden. Ein Abenteuer, das ich mit mehreren Knochenbrüchen und schweren Verbrennungen an linker Hand und linkem Unterarm einigermaßen glimpflich überstanden hatte, auch wenn ich danach monatelang das Bett hatte hüten müssen. Seither trug ich aus Gründen ästhetischer Rücksichtnahme stets einen langen Lederhandschuh an meiner Linken, wenn ich ausging. Mir persönlich jedoch begannen die Narben zu gefallen, waren sie mir doch sowohl Mahnmal der eigenen Sterblichkeit als auch Ausdruck des Umstands, dass das Schicksal es offensichtlich gut mit mir meinte.
    »Ich habe nicht an den Unfall gedacht«, antwortete ich brüsk.
    Lysander keckerte boshaft dicht an meinen Ohr. »Oh, natürlich
nicht, wie könnte man nur annehmen, dass du nicht freiwillig hier im Regen Wurzeln schlagen willst.« Er hielt einen Augenblick inne. »Ich persönlich glaube ja, dass du jetzt, seitdem du bei dem Rennen in Wien angemeldet bist, sehr oft an den Unfall denkst. Und ich wollte dir lediglich in Erinnerung rufen – von Abenteurer zu Abenteurer –, dass es zuweilen tapferer ist, von Wagnissen zurückzutreten, als sich mutwillig in Gefahr zu bringen. Aber das ist wohl nur die bescheidene, persönliche Meinung eures hochverehrten Haustiers.«

     
    Prag, am 7. Juni 1909
     
    Meine Herren,
    hättet Ihr Euren Hausverstand – so einer von Euch im Besitze desgleichen ist – angewendet, wäre Euch vielleicht schon früher eingefallen, dass eine Stadt wie Preßburg im Juni für drei kosmopolitische Musketiere wie Euch keinerlei adäquaten Zeitvertreib bieten kann. Es sei denn, es steht dem dekadenten Reisenden der Sinn nach fleischlicher Zerstreuung – eine liebe Freundin hat kürzlich ihr eigenes Haus eröffnet, »Salon Eugenie«. (Gott soll mir helfen, ich kenn’ sie seit der Zeit, als sie noch die Stanja aus Budweis war.)
    Wenn ich schon mit dem Séparée-Geschwätz begonnen hab’, will ich Euch gleich noch eine denkwürdige Begebenheit schildern, die sich gerade neulich erst im Salon meines Hauses zutrug: Da kommt nämlich eines Abends, zu später Stunde, der Graf Trubic zu Besuch. Sehr diskret und heimlich, gerade so, als würd’ er sich in eine drittklassige Kaschemme in der Vorstadt schleichen. (Was mir beim Besuch eines der bekanntesten und – ohne in Selbstlob schwelgen zu wollen – besten Etablissements der Stadt, doch ein bisserl lächerlich vorgekommen ist, aber bitte.)
    Jedenfalls erkundigt er sich gleich nach der kleinen Französin, die ein paar Monate bei mir gearbeitet hat. Zumindest Du, Mirko, solltest Dich noch an Louise erinnern: Du hast einen Abend lang versucht, ihr schöne Augen zu machen, als wäre sie ein ganz unbedarftes Mäderl vom Land. Bub, Du brauchst noch recht viel Schliff in diesen Belangen!
    Wie dem auch sei, mit der Kleinen konnt’ ich dem Grafen nicht mehr dienen. Die ist ausgerechnet zwei Tage vorher mit diesem Nichtsnutz von selbsternannten Poeten, der drei Straßen weiter gewohnt hat, durchgebrannt. Angeblich nach Warschau, wenn den Gerüchten zu trauen ist. Daraufhin hat der Trubic dann nach langem Hin und Her mit der Mariana vorliebnehmen müssen, und die
hat mir am nächsten Morgen, wie er schon lange wieder fort war, etwas Kurioses erzählt: Nämlich, dass der erlauchte Herr sich recht eindringlich nach dem Baron Sirco erkundigt hat, der, wie man sagt, bei mir praktisch ein und aus geht.
    Du musst ja selber wissen, Dejan, dass das Mädel nicht viel hat erzählen können über Dich. Aber ein paar der Fragen – etwa ob sie dem Trubic was über die »Freundschaft« zwischen Dir und mir berichten könnte – sind der Mariana schon sonderbar vorgekommen. Und mir offen gesagt auch.
    Vielleicht findet sich ja hier das nächste

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