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Des Teufels Maskerade

Des Teufels Maskerade

Titel: Des Teufels Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlederer Victoria
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Lichtung etwas außerhalb der Stadt; banges Warten, ehe zwei elegant gearbeitete Duellpistolen sich aufeinander richten; peinvolles Ende von – ja, wovon?
    Stille, die erst gebrochen wurde, als Lysander auf den Couchtisch sprang und mutwillig eine Teetasse umstieß, deren Inhalt sich über die Abendzeitung und Esthers Brief ergoss.

    Mirko löste sich aus seiner Erstarrung. »Und wer hat gewonnen?« , stellte der die impertinenteste aller möglichen Fragen.
    Hatte einer der beiden Streiter an Gewinnen oder Verlieren gedacht, an jenem Septembermorgen vor neun Jahren? Hatte ihnen nicht davor gegraut, schuldbeladen das Sterben des anderen bezeugen zu müssen? Waren sie nicht zerrissen gewesen zwischen Ehrempfinden und so viel tiefer gehenden Emotionen, und hatte nicht doch der Lebenswille gesiegt, bei ihnen beiden?
    Kommentarlos zog ich das Hemd aus meiner Hose. Einen flüchtigen Blick gestattete ich meinen beiden Gefährten auf die hässliche Narbe an meiner Seite.
    Mirko stieß einen anerkennenden Pfiff aus. »Trubic!«
    Langsam schüttelte ich den Kopf, während ich meine Garderobe wieder ordnete. »Niemand.«
    Verständnislos ließ Mirko seine Blicke zwischen mir und Lysander hin und her wandern. Mit zusammengebissenen Zähnen zählte ich im Stillen bis zehn, ehe ich erklärend hinzufügte: »Vielleicht verstehst du jetzt, weshalb ich nicht sonderlich großen Wert darauf lege, Graf Trubic noch einmal zu begegnen.«
    Ich lehnte mich in meinem Sessel zurück. »Ein Duell auf Leben und Tod«, unter Aufbietung all meiner Kräfte bannte ich ein verräterisches Zittern aus meiner Stimme, »dass wir beide überlebt haben, kann als Versehen gewertet werden. Oder als Ungeschicklichkeit.«
    Aufgeregt nagte Mirko an seiner Unterlippe. »Meinst du, er will eine alte Schuld begleichen?«
    Unwillkürlich verzog ich meine Lippen zu einem kleinen, spöttischen Lächeln. O nein, Rachsucht war ihm immer ferngestanden, diesem Felix Trubic, den ich einst gekannt hatte vor zu vielen Jahren.

    Vor meinem geistigen Auge nahm ein grausiges Tableau Gestalt an und ließ mich geradewegs auf die halbvergessenen Ruinen der Vergangenheit blicken: blutgetränktes Laub in seinen bunten Schattierungen und das Lächeln in Trubics Augen, als ich mich wieder auf die Beine gekämpft hatte.
    »Tu es, mein Freund. Bring es zu Ende, wenn du es wagst«, hatte er mir zugeflüstert, und ich hatte die Pistole weit fort von mir geschleudert.
    »Lass es gut sein«, vernahm ich Lysanders leise Stimme wie aus weiter Ferne, und sein sanfter Tonfall war es wohl, der mich wieder zur Besinnung brachte. Ich brauchte, ja, ich wollte ihr Verständnis nicht für die Fehler und Verbrechen, die ich einst begangen hatte.
    »Wir kehren nach Prag zurück«, wechselte ich unvermittelt das Thema.
    Lysander keckerte amüsiert. »Wenn Mirko und ich nichts dagegen haben, würdest du es vorziehen, nach Hause zu fahren, meinst du wohl.«
    Mechanisch nickte ich und griff nach Mirkos silbernem Zigarettenetui, um mir einen seiner grässlichen orientalischen Zigarillos anzuzünden – stand mir an diesen Nachmittag doch der Sinn nach Selbstbestrafung.
    »Sollten wir vorher nicht noch diese ärgerliche Geschichte mit der Gräfin Mahler in Ordnung bringen?«, erkundigte sich Lysander. »Immerhin, einen Fehltritt der tugendsamen Dame können wir nach wie vor nicht nachweisen. Und in unserem Metier ist es höchst unratsam, angenommene Aufträge unerledigt zu lassen, das solltest du gut genug wissen.«
    Ich zuckte die Achseln. Die Comtesse Mahler kümmerte mich in jenem Moment genauso wenig wie mein Ruf. »Mirko, möchtest du die Gräfin verführen? Ihr wäre es sicherlich ein Vergnügen.«
    Der Junge errötete sacht. Bei all seiner sorgsam anerzogenen
Weltläufigkeit war er doch gänzlich unerfahren im Umgang mit der Damenwelt; dabei hätte es ihm an Chancen, soweit ich im Bilde war, kaum gemangelt.
    Mit dem Zigarillo beschrieb ich einen weiten Bogen in der Luft. »Kein Interesse?«, fragte ich resignierend. »Gut. Lysander, du siehst, auch diese Frage ist geklärt – ich bin ja nun wahrlich zu alt, um mich für schnöden Mammon an eine Gräfin zu verkaufen, also wirklich.«

2
PRAG
10. BIS 15. JUNI 1909

AUS DEN AUFZEICHNUNGEN BARON SIRCOS, PRAG, 10. BIS 15. JUNI 1909
    Umständlich neigte der livrierte Diener den Kopf. »Der Herr Graf ist leider nicht zugegen. Vielleicht …«
    »Ich warte auf ihn«, unterbrach ich den ältlichen Dienstboten grob. Die Ankündigung wurde mit einem

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