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Des Teufels Maskerade

Des Teufels Maskerade

Titel: Des Teufels Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlederer Victoria
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Abenteuer für Euch? Wenn ein Trubic sich auf diese Weise nach Dir erkundigt, dann tut er das doch sicher nicht nur, um Informationen einzuholen. Der weiß doch ganz genau, dass ich Dir die Begebenheit prompt berichten werde, und ich wette mit Dir um die Schmuckschatulle der alten Erbtante, die ich nicht habe, dass das ganz in seinem Sinn ist.
    Ansonsten macht mir Alena ein bisserl Verdruss in letzter Zeit. Sie vermisst Dich, Lysander. Vor ein paar Tagen hat sie doch tatsächlich vor versammelter Belegschaft von ihrem Onkel, der nicht nur ein sprechender Fischotter, sondern zu allem Überfluss auch noch Engländer ist, erzählt. Glücklicherweise ist sie gerade in dem Alter, wo Kinder gern und häufig flunkern, und die Mädchen haben sich nur über ihre herzige Phantasie amüsiert.
     
    Gebt gut Acht auf Euch
Esther
     
    PS: Dejan, falls Du noch immer Sponsoren suchst für das Rennen in Wien: Vorige Woche hatte ich das Vergnügen, mit einem piemontesischen Marchese zu soupieren, den mir der junge Herr von Schwarzenberg vorgestellt hat. Jener Marchese, dessen Name ganz und gar unaussprechlich ist und sich noch viel weniger dazu eignet, niedergeschrieben zu werden, hat letztes Jahr seine Karriere als Rennfahrer beendet, und hat nun durchaus vor, Verstand und
Vermögen beim Aufbau eines Rennstalls aufs Spiel zu setzen. Ich hab’ mir erlaubt, ein bisserl Werbung für Dich zu machen. Der Marchese ist ein sehr eleganter Salonlöwe und versteht ganz großartig zu plaudern. Ich bin mir sicher, Du wirst dich blendend mit ihm verstehen.

AUS DEN AUFZEICHNUNGEN BARON SIRCOS, PRESSBURG, 9. JUNI 1909
    »Kurios«, wiederholte Lysander in ausgesprochen indifferentem Tonfall, kaum dass ich den Brief niedergelegt hatte. Ich wusste mit einiger Gewissheit, dass die Aussage meines Gefährten sich nicht auf den Umstand bezog, dass Trubic sich nach mir erkundigte, sondern vielmehr auf die Art, wie er es tat.
    Warnend blinzelte ich ihm zu, doch Lysander sprach ungerührt weiter: »Wie lange ist es her, seit deine Pfade jene des hochwohlgeborenen Herrn von Trubic kreuzten?« Offenkundig zog er es vor, mein Zwinkern als vorübergehenden nervösen Tick abzutun. Er richtete sich auf seine Hinterpfoten auf, seine dunklen Knopfaugen, die so viel mehr Geist offenbarten denn tierhafte Intuition, fixierten mich.
    Halte ein, signalisierte ich ihm stumm. Lysander gab ein Schnaufen von sich, ein Laut, der, wie ich bereits vor langer Zeit gelernt hatte, dem Äquivalent eines menschlichen Seufzers entsprach.
    Mirko erhob sich von dem Sofa, auf dem er lässig hingegossen Esthers Brief gelauscht hatte. Langsam trat er zum Fenster, starrte einen Moment in den wolkenverhangenen Himmel, ehe er sich wieder mir zuwandte. Neugier und Vorfreude auf das mögliche Abenteuer brannten hellrote Flecken über seine Wangenknochen. Immer wieder versetzte es mich in Erstaunen, wie sehr Kind dieser hochgewachsene Junge, der bei Bedarf
Manieren und Eleganz eines Gentlemans an den Tag legen konnte, doch noch war. »Du bist mit Graf Trubic bekannt?«, hakte er nach; angeborene Intuition hatte ihn sogleich das eigentlich Wesentliche der Aussage erfassen lassen. »Aber das ist doch kolossal! Ist es wahr, dass er in seiner Jugend der persönliche Spion für Seine Kaiserliche Majestät war? In den ganz delikaten Privatangelegenheiten war er unterwegs; hat mir der Ludvik erzählt, du weißt schon, der immer in den ›Drei Kronen‹ sitzt und manchmal fürs Tagblatt schreibt …«
    »Ich kannte ihn«, setzte ich dem enthusiastischen Wortschwall ein Ende; ertappte mich gleichzeitig dabei, wie ich nach meinem Spazierstock griff und den Knauf drehte, bis die verborgene Klinge sich aus ihrer harmlosen Hülle ziehen ließ. Mehr lächerliches Spielzeug als Waffe, aber Felix Trubic hatte den Stock als »raffiniert« bezeichnet, als er ihn mir zu irgendeinem Anlass schenkte. Aus unerfindlichen Gründen hatte ich mich niemals von ihm getrennt.
    Überrascht hob Mirko den Kopf, starrte mich geradewegs an. Schon bereute ich den harschen Tonfall dieser wenigen Worte. »Die Begegnung endete nicht unbedingt glücklich«, fügte ich etwas versöhnlicher hinzu.
    Mirko zog eine Augenbraue hoch.
    »In einem Duell«, präzisierte ich.
    Die Stille, die diesem Kommentar folgte, schien mir beinahe greifbar, für einige Sekunden hallte selbst das Ticken meiner Taschenuhr zu laut in meinen Ohren. Eine schmerzhafte Stille, erinnerungsbeladen und blutbefleckt: frischer, kühler Herbstmorgen auf einer

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