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Des Teufels Novize

Des Teufels Novize

Titel: Des Teufels Novize Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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konnte.«
    Sie kehrten zu der Stelle zurück, an der die Abdeckung aus Erde und Blättern jetzt entfernt war und die zackigen Umrisse von Stämmen entblößt hatte; das Holz war geschwärzt, hatte jedoch seine Form behalten. Der Unterführer und seine Männer legten die Werkzeuge weg und machten sich mit den Händen an die Arbeit. Sie hoben die Stämme nacheinander herunter und stapelten sie abseits, wo sie nicht im Weg waren. Sie kamen nur langsam voran; und die ganze Zeit stand Meriet reglos und stumm und beobachtete sie.
    Der tote Mann tauchte nach mehr als zwei Stunden Arbeit Stück für Stück aus seinem Sarg auf. Er hatte auf der windabgewandten Seite dicht am Feuerschacht gelegen, und das Feuer war stark genug gewesen, um bis auf einige wenige Fetzen seine ganze Kleidung zu verbrennen; doch es hatte sich zu schnell weitergefressen, um das ganze Fleisch von den Knochen zu brennen – nicht einmal sein Haupthaar war beschädigt. Sie fegten umständlich Holzkohle und Asche und halb verbranntes Holz von ihm herunter, doch der Körper blieb nicht heil. Der teilweise Zusammenbruch des Meilers hatte seine Gelenke gezerrt und ihn auseinandergerissen. Sie mußten, so gut sie konnten, seine Knochen aufsammeln und sie im Gras auslegen, bis sie, abgesehen von kleinen Finger-und Handknochen, den ganzen Mann zusammengesetzt hatten; der Rest mußte aus der Asche gesiebt werden. Der Schädel war erhalten geblieben; über den geschwärzten Ruinen eines Gesichts war eine nackte Halbkugel zu sehen, umgeben von einigen Fransen und Locken von kurzgeschnittenem braunem Haar.
    Sie fanden einige Dinge, die sie neben ihn legten. Die silbernen Schnallen seiner Schuhe hatten, obwohl geschwärzt, die Form beibehalten, die ihnen ein guter Handwerker gegeben hatte. Da war die verdrehte Hälfte eines Gürtels aus gegerbtem Leder, ebenfalls mit einer großen, kunstvollen Silberschnalle und Spuren von Silberornamenten im Leder. Da war ein abgerissenes Stück einer verfärbten Silberkette mit einem silbernen Kreuz, besetzt mit Halbedelsteinen, die jetzt allerdings geschwärzt und mit Schmutz überkrustet waren. Und einer der Männer, der die feine Asche aus der Umgebung des Körpers durchsiebte, fand einen Fingerknochen mit einem Ring; das Fleisch zwischen Metall und Knochen war verbrannt. Der Ring trug einen großen schwarzen Stein, in den ein jetzt von verklebter Asche entstelltes Motiv eingraviert war; was davon noch zu sehen war, schien ein verziertes Kreuz zu sein. Und im zerstörten Brustkasten fanden sie, vom Feuer fast saubergebrannt, die Spitze des Pfeils, der den Mann getötet hatte.
    Hugh stand über den sterblichen Überresten des Mannes und starrte mit grimmigem Gesicht hinab. Dann wandte er sich an Meriet, der aufrecht und steif am Rand der Lichtung stand.
    »Kommt hier herunter, kommt und seht, ob Ihr uns nicht weiterhelfen könnt. Wir müssen diesem Ermordeten einen Namen geben. Kommt und seht, ob Ihr ihn nicht vielleicht kennt.«
    Meriet kam mit bleichem Gesicht so nahe, wie ihm befohlen worden war, und betrachtete, was im Gras ausgelegt war.
    Cadfael hielt sich etwas hinter ihm, beobachtete und lauschte.
    Hugh hatte nicht nur seine Arbeit zu tun, sondern auch mit seinen gequälten Sinnen zu kämpfen, die nach Rache schrien; und wenn er Meriet etwas hart anfaßte, so geschah es nicht völlig ohne Absicht. Denn nun bestanden kaum noch Zweifel an der Identität des Toten, der vor ihnen lag, und die Verbindung zu Meriet war offensichtlich.
    »Ihr bemerkt sicher«, sagte Hugh leise und kalt, »daß er die Tonsur trug, daß er braunes Haar hatte und nach dem Aussehen seiner Knochen ein großer Mann war. Auf welches Alter würdet Ihr ihn schätzen, Cadfael?«
    »Er wirkt aufrecht, ohne die Verformungen, die das Alter bringt. Ein junger Mann. Vielleicht dreißig Jahre alt, kaum älter.«
    »Und ein Priester«, drängte Hugh erbarmungslos.
    »Nach dem Ring, nach dem Kreuz, nach der Tonsur zu schließen – ja, ein Priester.«
    »Ihr hört unsere Folgerungen, Bruder Meriet. Wißt Ihr von einem solchen Mann, der in dieser Gegend vermißt wird?«
    Meriet starrte schweigend die stummen Überbleibsel dessen an, was einmal ein Mann gewesen war. Er riß die Augen auf, und sein Gesicht war bleich wie helles Elfenbein. Schließlich sagte er tonlos: »Ich verstehe Eure Schlüsse, doch ich kenne den Mann nicht. Wie sollte man ihn auch erkennen?«
    »Gewiß nicht an seinem Gesicht. Doch vielleicht an seiner Kleidung? Das Kreuz, der Ring, die

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