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Des Teufels Novize

Des Teufels Novize

Titel: Des Teufels Novize Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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dem Stapel das Kniegelenk ragen, aus dem sich das Schienbein gelöst hatte«, sagte Bruder Mark bleich, doch gelassen. »Ich sah es sogar abbrechen. Ich bin sicher, daß der Mann dort drin steckt. Das Feuer brach an der anderen Seite durch, ein starker Wind entfachte es, und der Mann blieb vielleicht unversehrt genug für ein christliches Begräbnis. Zumindest können wir seine Knochen einsammeln.«
    »Das soll mit aller Ehrerbietung geschehen«, sagte Hugh, »wenn Ihr recht habt. Fahrt fort, denn Ihr habt noch mehr zu erzählen. Bruder Meriet sah, was Ihr gesehen hattet. Was geschah dann?«
    »Er war tief schockiert und erschrocken. Er hatte erzählt, daß er als Kind oft dorthin gekommen war und dem alten Köhler geholfen hatte. Ich bin sicher, daß er an nichts Schlimmeres dachte als an die Dinge, an die er sich erinnerte. Ich erklärte ihm, daß wir zunächst unsere Leute nach Hause bringen müßten, ohne sie aufzuschrecken, und dabei hielt er sich sehr tapfer«, sagte Bruder Mark. »Wir haben alles gelassen, wie wir es vorfanden – soweit wir es nicht unwissentlich veränderten.
    Ich kann Euch im Morgenlicht den Ort zeigen.«
    »Ich glaube eher«, sagte Hugh nachdenklich, »daß Meriet Aspley das tun soll. Doch nun habt Ihr uns erzählt, was Ihr uns zu erzählen hattet, und Ihr könnt Euch zu mir setzen und eine Kleinigkeit essen und trinken, während wir über diese Angelegenheit beraten.«
    Bruder Mark setzte sich gehorsam und drängte die Last seines Wissens mit einem Seufzen beiseite. Dankbar für die bescheidenste Gastfreundschaft, ließ er sich auch durch die edelste nicht beeindrucken; und da er keinen Stolz hatte, wußte er auch nicht, was Unterwürfigkeit war. Als Aline selbst ihm Fleisch und Wein brachte und Cadfael auf dieselbe Weise bediente, nahm er alles freudig und ungeziert an, in der Art, wie Heilige Almosen annehmen – ewig erstaunt und erfreut, ewig heiter.
    »Ihr sagtet«, drängte Hugh ihn beim Wein sanft weiter, »daß euch die verwehte Asche und die versengten Blätter Grund zur Annahme gaben, das Feuer sei erst vor kurzer Zeit und keinesfalls im letzten Jahr entzündet worden; das will ich akzeptieren. Doch gibt es noch andere Gründe, die Euch darauf brachten?«
    »Allerdings«, sagte Mark einfach. »Denn wir konnten zu unserer Freude ein ganzes Klafter gutes Feuerholz einbringen; doch nicht weit von unserer Sammelstelle entfernt waren zwei flachgedrückte weißliche Umrisse im Gras – grüner als der Fleck, den wir jetzt zurückließen, doch immer noch deutlich zu sehen. Ich nehme an, daß von dort das Holz für den Meiler genommen wurde. Meriet erklärte mir, daß die Stämme lange trocknen müssen. Diese dort waren gewiß seit mehr als einem Jahr getrocknet, wahrscheinlich sogar zu stark für den beabsichtigten Zweck. Es blieb niemand zurück, um das Feuer zu hüten, und das zundertrockene Holz brannte durch und flammte kräftig auf. Ihr werdet die Stellen sehen, an denen das Holz lag. Ihr werdet sicher besser als ich schätzen können, wann es fortgenommen wurde.«
    »Das bezweifle ich«, sagte Hugh lächelnd, »denn wie es scheint, habt Ihr Eure Sache sehr gut gemacht. Wir werden morgen weitersehen. Wir haben Männer, die so etwas sehr genau bestimmen können, indem sie die Insekten und Spinnen, die im Holz Zuflucht gesucht haben, und den Zunder betrachten, der sich aus der Rinde gebildet hat. Bleibt nur sitzen und ruht Euch eine Weile aus, bevor Ihr zurückkehrt; denn vor morgen früh können wir nichts weiter tun.«
    Bruder Mark lehnte sich erleichtert zurück und biß mit erstaunter Freude in die Wildpastete, die Aline gebracht hatte.
    Sie hielt ihn für unterernährt und machte sich Gedanken, weil er so mager schien; und in der Tat war sein Magen leer, denn während er sich um die anderen kümmerte, hatte er das Essen vergessen. In Bruder Mark steckte eine ganze Menge von einer guten Mutter, und Aline erkannte es.
    »Morgen früh«, sagte Hugh, als Mark sich erhob und Abschied nehmen wollte, um zu seinen Schutzbefohlenen zurückzukehren, »werde ich unmittelbar nach der Prim mit meinen Männern nach St. Giles kommen. Ihr könnt Bruder Meriet ausrichten, daß er mit mir gehn und mir die Stelle zeigen soll.«
    Das sollte natürlich einen unschuldigen Mann nicht schrecken, denn Meriet selbst hatte schließlich das Gräßliche entdeckt; doch einem Mann, der nicht völlig unschuldig war oder zumindest mehr wußte, als gut für ihn war, sollte es zumindest eine unruhige Nacht

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