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Des Teufels Novize

Des Teufels Novize

Titel: Des Teufels Novize Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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daß ein Unbekannter einen häßlichen Tod erlitten hatte, erschütterte ihn bis ins Mark. Er wußte – da bin ganz sicher –, daß Peter Clemence tot war, doch fast ebenso sicher wußte er nicht, was mit der Leiche geschehen war. Wollt Ihr mir so weit folgen?«
    »So weit«, sagte Cadfael wehmütig, »bin ich bereits gegangen. Es ist wirklich eine Ironie, daß er seine Schar direkt zu diesem Ort führte, denn er dachte an nichts anderes, als seinen armen Leuten Brennstoff für den Winter zu beschaffen.
    Übrigens liegt der Winter auf der Lauer, wenn meine Nase mich nicht sehr trügt.«
    Die Luft war tatsächlich sehr still und kalt geworden, und bleierne, schwere Wolken lagen dicht über der Welt. Der Winter hatte sich verspätet, doch er war nicht mehr weit entfernt.
    »Zuerst einmal«, kam Hugh wieder auf das anstehende Problem zurück, »müssen wir mit diesem Knochen einen Namen verbinden. Der ganze Haushalt von Aspley hat diesen Mann gesehen und einen Abend in seiner Gesellschaft verbracht; die Leute müßten doch seinen Schmuck wiedererkennen, auch wenn er jetzt verschmutzt ist. Es wird sein, als jagte ich eine wilde Katze in einen Taubenschwarm, wenn ich Leoric herrufen lasse, damit er etwas zum Kreuz und dem Ring seines Gastes sagt. Vielleicht können wir eine oder zwei Federn auflesen, wenn die Vögel auffliegen.«
    »Trotzdem«, sagte Cadfael ernst, »würde ich es nicht tun.
    Forscht für den Augenblick nicht weiter nach, wiegt sie in Sicherheit. Gebt nur bekannt, daß wir einen ermordeten Mann gefunden haben, aber nicht mehr. Wenn Ihr zuviel verratet, wird sich der Schuldige auf und davon machen. Laßt ihn glauben, es sei alles in Ordnung, damit er in seiner Wachsamkeit nachläßt.
    Ihr habt sicher nicht vergessen, daß die Heirat des älteren Jungen für den 21. dieses Monats festgesetzt ist, und zwei Tage davor wird sich die ganze Sippe, Nachbarn, Freunde . und alle anderen in unseren Gästehallen versammeln. Laßt sie nur kommen, dann stehen alle zu Eurer Verfügung. Und bis dahin haben wir vielleicht auch eine Möglichkeit gefunden, Wahrheit von Unwahrheit zu scheiden. Und als Beweis dafür, daß dies wirklich Peter Clemence ist – nicht, daß ich noch Zweifel hätte… erzähltet Ihr mir nicht, daß Kanonikus Eluard die Absicht hat, auf dem Rückweg von Lincoln wieder zu uns zu kommen und den König allein nach Westminster Weiterreisen zu lassen?«
    »Richtig, das sagte er. Er will nicht ohne Botschaft für den Bischof nach Winchester zurückkehren, doch wir haben leider keine gute Botschaft für ihn.«
    »Wenn Stephen das Weihnachtsfest in London verbringen will, dann könnte Kanonikus Eluard noch vor der Hochzeitsgesellschaft hier eintreffen. Er kannte Clemence gut, denn sie gehörten beide zur engsten Umgebung von Bischof Henry. Er müßte unser bester Zeuge sein.«
    »Nun, ein paar Wochen mehr oder weniger werden Peter Clemence schwerlich weh tun«, stimmte Hugh trocken zu.
    »Doch habt Ihr, Cadfael, das Seltsamste in diesem Wirrwarr bemerkt? Ihm wurde nichts gestohlen, alles verbrannte mit ihm.
    Und doch war es nicht nur ein Mann; gewiß arbeiteten mehr als zwei Männer daran, den Scheiterhaufen aufzubauen. Würdet Ihr nicht auch sagen, daß ein Mann mit großer Autorität dabei war, der keinen Diebstahl zuließ, obwohl er gezwungen war, einen Mord zu vertuschen? Und die Furcht oder der Gehorsam jener, die seine Befehle ausführten, wog schwerer als ihre Verehrung für Ring und Kreuz.«
    Es war die Wahrheit. Wer auch immer sich entschlossen hatte, Peter Clemence auf diese Weise aus dem Wege zu räumen, hatte den Beweis geliefert, daß sein Tod keinesfalls das Werk von gewöhnlichen Wegelagerern und Dieben war.
    Ein Fehler, wenn er hoffte, jeden Verdacht von sich selbst und seinen Leuten abzulenken. Seltsam, daß diese strenge Ehrlichkeit ihm mehr bedeutete als seine Sicherheit – wer auch immer er war. Ein Mord war für ihn vorstellbar, wenn nicht sogar akzeptabel; doch kein Diebstahl an einem Toten.

9. Kapitel
    In dieser Nacht setzte Frost ein, der eine harte Winterwoche ankündigte. Es fiel kein Schnee, doch von Osten fegte ein schneidender Wind über die Hügel. Wilde Vögel wagten sich nahe an die Siedlungen der Menschen, um Essensreste aufzupicken, und sogar die Füchse des Waldes schlichen eine Meile näher an die Stadt heran. Und ebenso ein unbekanntes menschliches Raubtier, das hin und wieder Hühner aus entlegenen Gehegen schnappte und ab und zu einen Laib Brot aus einer Küche

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