Des Teufels Novize
hätte, da kam kein Leugnen über seine Lippen. Als ich befahl, daß er mit uns zurückkehrte, damit ich ihn hinter Schloß und Riegel halten konnte, bis ich wußte, was angesichts dieser schrecklichen Schande zu tun wäre, weigerte er sich nicht, sondern unterwarf sich ganz und gar. Als ich ihm erklärte, daß ich ihn am Leben lassen und seine Todsünde decken wollte, doch nur unter gewissen Bedingungen, akzeptierte er das Leben und den Rückzug ins Kloster. Ich glaube, daß er es ebenso zum Wohle unseres Namens tat wie für sein eigenes Leben, doch er traf seine Wahl.«
»Er traf seine Wahl, und er tat mehr, als sie nur hinzunehmen«, sagte Cadfael. »Denn er erklärte Isouda, was er später uns allen erklärte – daß er nämlich aus eigenem Willen und auf eigenen Wunsch zu uns käme. Nie hat er gesagt, daß er gezwungen worden war. Doch fahrt fort und sagt mir, was Ihr wißt.«
»Ich tat, was ich ihm versprochen hatte. Ich ließ das Pferd weit nach Norden führen, in die Richtung, die Clemence genommen hätte, und gab es in den Sümpfen frei, so daß man glauben konnte, der Reiter sei versunken. Die Leiche nahmen wir heimlich mit allem, was Clemence gehört hatte, mit uns und legten sie auf der alten Lichtung des Köhlers in einen neuen Meiler und zündeten ihn an. Es war ein böses Werk und ging mir gegen das Gewissen, doch ich will gern den Preis bezahlen, der dafür verlangt wird.«
»Euer Sohn«, erwiderte Cadfael hart, »hat sich bemüht, alles, auch den Todesfall und alles, was Ihr tatet, um ihn zu verbergen, auf sich selbst zu nehmen. Doch er ist nicht bereit, seinem Beichtvater Lügen zu gestehen, da es eine Todsünde ist, die Wahrheit zu verschleiern.«
»Doch warum?« fragte Leoric aufgebracht. »Warum sollte er so nachgiebig sein und alles hinnehmen, wenn er doch eine Antwort für mich hatte? Warum?«
»Weil die Antwort, die er hatte, für Euch wie für ihn selbst nicht zu ertragen gewesen wäre. Er tat es gewiß aus Liebe«, sagte Bruder Cadfael. »Ich bezweifle, daß er je in seinem Leben einen gerechten Anteil Liebe bekam, doch jene, die am meisten danach hungern, vermögen sie am besten zu verschenken.«
»Ich habe ihn geliebt«, protestierte Leoric zornig und leidend.
»Doch er war immer eine störrische Seele; immer mußte er genau das Gegenteil tun.«
»Das Gegenteil zu tun, ist eine Art, Aufmerksamkeit zu bekommen«, sagte Cadfael wehmütig, »wenn Gehorsam und Tugend nicht anerkannt werden. Doch wir wollen es dabei belassen. Ihr wollt Beweise. Diese Stelle, an der Ihr ihn überraschtet, war doch kaum mehr als drei Meilen von Eurem Gut entfernt? Ein Ritt von – nun, vierzig Minuten? Und als Ihr dorthin kamt, war es schon Nachmittag. Wie lange hatte Clemence dort schon tot gelegen? Und plötzlich seht ihr Meriet, der den toten Körper verbergen will und dem reiterlos streunenden Pferd pfeift. Selbst wenn er voller Angst weggelaufen wäre und nach der Untat fiebernd durch die Wälder lief – hätte er sich nicht schon vor der Flucht um das Pferd gekümmert? Es entweder geschlagen, damit es durchging und sich entfernte, oder es gefangen und selbst geritten? Was hat es zu bedeuten, daß er erst am Nachmittag das Pferd rief und festband, Stunden nach dem Tod des Mannes? Habt Ihr nie darüber nachgedacht?«
»Gewiß«, sagte Leoric. Er sprach jetzt langsam und mit großen Augen drängend dicht vor Cadfaels Gesicht. »Wie Ihr sagtet, ist er nach der Untat voller Schrecken fortgelaufen und später, spät am Tag, zurückgekommen, um die Tat vor aller Augen zu verbergen.«
»Das sagte er auch selbst, doch es kostete ihn viel Überwindung und Gewitztheit, diese Entschuldigung aus dem Teich zu fischen.«
»Was«, flüsterte Leoric, der jetzt verwirrt und halbherzig hoffend zitterte, zu ängstlich, um schon zu vertrauen, »was hat ihn dann bewegt, eine so schreckliche Schuld auf sich zu nehmen? Wie kann er sich selbst und mir ein solches Unrecht antun?«
»Aus dem Wunsch vielleicht, Euch vor noch Schlimmerem zu bewahren. Und aus Liebe zu jemand, an dem er Grund zu zweifeln hat, wie Ihr Grund hattet, an ihm zu zweifeln. Meriet hat Euch viel Liebe zu geben«, sagte Bruder Cadfael gemessen, »doch Ihr wolltet ihm nicht erlauben, Euch viel davon zu schenken. Er gab sie einem anderen, der sie nicht zurückwies, wenn dieser andere sie auch sehr unterschätzte.
Muß ich eigens noch betonen, daß Ihr zwei Söhne habt?«
»Nein!« rief Leoric. Es war ein gedämpfter, protestierender, zorniger
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