Des Teufels Novize
Bruder Cadfael kann es bezeugen!«
Und dieser Abschied fiel etwas anders aus als der letzte.
Cadfael hatte sich schon Gedanken darüber gemacht. Leoric wandte sich zum Gehen, drehte sich wieder um, rang einen Augenblick mit seinem unbeugsamen Stolz und bückte sich schließlich unbeholfen und sehr kurz und setzte einen Kuß, der immer noch einem Schlag ähnelte, auf Meriets hochgereckte Wange. Eine heftige Röte färbte Meriets geschundene Haut, als Leoric sich aufrichtete, sich umdrehte und aus der Scheune schritt.
Er ging stumm und steif zum Tor, und seine Augen blickten eher nach drinnen als nach draußen, so daß er kaum den Schlag bemerkte, als er mit Schulter und Hüfte gegen den Torpfosten prallte.
»Wartet!« sagte Cadfael. »Kommt mit mir in die Kirche und sagt, was immer Ihr zu sagen habt, und ich will dasselbe tun.
Wir haben noch genug Zeit.«
In der kleinen, einschiffigen Kirche des Spitals, direkt unter dem gedrungenen Turm, war es düster und kalt und sehr still.
Leoric faltete seine von dicken Adern durchzogenen Hände, rang sie und wandte sich in verhaltener, doch heißer Wut an seinen Führer. »War das wirklich ein gutes Werk, Bruder? Ihr habt mich unter falschen Voraussetzungen hergebracht! Ihr sagtet mir, mein Sohn sei sterbenskrank.«
»Das ist er auch«, sagte Cadfael. »Habt Ihr nicht sein eigenes Wort vernommen, wie nahe er sich dem Tode fühlt?
Genau wie Ihr, genau wie wir alle. Die Krankheit, die Sterblichkeit genannt wird, steckt uns vom Mutterleib an in den Knochen, denn gleich nach der Geburt beginnt unsere Reise zum Tod. Was spielt es da für eine Rolle, wie wir reisen. Ihr habt ihn gehört. Er hat den Mord an Peter Clemence gestanden. Warum habt Ihr das noch nicht von jemand anders als von Meriet erfahren? Weil es Euch niemand außer Bruder Mark, Hugh Beringar oder mir selbst sagen konnte, denn niemand sonst weiß es. Meriet glaubt, er würde als überführter Missetäter betrachtet und die Scheune sei sein Gefängnis. Nun will ich Euch sagen, Aspley, daß dem nicht so ist. Nicht einer von uns dreien, die sein Bekenntnis hörten, zweifelt im Herzen, daß er lügt. Ihr seid der vierte, sein Vater, und der einzige, der an seine Schuld glaubt.«
Leoric schüttelte ebenso heftig wie elend den Kopf. »Ich wünschte, es wäre so, doch ich weiß es besser. Wie könnt Ihr sagen, daß er lügt? Welchen Beweis habt Ihr für Euer Vertrauen, verglichen mit dem, was mir Gewißheit gibt?«
»Ich will Euch«, sagte Cadfael, »im Austausch gegen alle Eure Beweise für seine Schuld einen einzigen für mein Vertrauen geben. Sobald er hörte, daß ein anderer Mann beschuldigt wurde, gestand Meriet seine Schuld vor dem Gesetz, die ihn das Leben kosten kann. Doch er weigerte sich entschlossen und weigert sich immer noch, das Geständnis vor einem Priester zu wiederholen und die Buße und Absolution für eine Sünde zu bekommen, die er nicht beging. Deshalb halte ich ihn für unschuldig. Nun sagt mir, wenn Ihr könnt, einen ebenso guten Grund für Euren Glauben, daß er schuldig sei.«
Der überhebliche, ergraute Mann schüttelte immer noch gequält den Kopf. »Ich wünsche bei Gott, daß Ihr recht habt und ich nicht, doch ich weiß, was ich sah und was ich hörte. Ich werde es nie vergessen. Nun, da ich es offenbaren muß, denn schließlich steht das Leben eines Unschuldigen auf dem Spiel, und da Meriet, was ihm hoch angerechnet werden muß, gestanden hat, kann ich es Euch auch erzählen. Mein Gast war sicher auf den Weg gebracht, es war ein Tag wie viele andere.
Ich ritt aus, um die Falken und Hunde zu bewegen, und drei Männer kamen mit mir: mein Kaplan, mein Jäger und ein Bursche. Alle drei aufrichtige Männer, die meine Worte bestätigen können. Drei Meilen nördlich von unserem Anwesen erstreckt sich dichtes Waldland in einem breiten Gürtel. Die Hunde hörten Meriets Stimme, für mich kaum mehr als ein ferner Ruf, bis wir näherkamen und ich ihn erkannte. Er pfiff und rief Barbar – das Pferd, das Clemence ritt. Vielleicht hatten die Hunde auch zuerst das Pfeifen gehört und begannen eifrig, doch still, nach Meriet zu suchen. Als wir ihn fanden, hatte er das Pferd bereits angebunden – Ihr wißt ja, wie gut er mit Tieren umgehen kann. Als wir ihn überraschten, hatte er einen toten Mann unter den Armen gepackt und schleppte ihn jenseits des Pfades in ein Gebüsch. Ein Pfeil in Peters Brust, Bogen und Köcher auf Meriets Rücken. Braucht Ihr noch mehr? Als ich ihn anrief, was er getan
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