Des Teufels Novize
der Hüfte eng anlag und in sanften Falten auslief; darunter trug sie ein langärmliges, hochgeschlossenes Hemd aus hellrosafarbener Wolle: Alles wirkte ausgesprochen erwachsen und ganz und gar nicht wie die Farben oder der Schnitt, für den sich ein Wildfang entscheiden würde, der endlich einmal mit den Erwachsenen speisen durfte. Ihr Betragen, wie immer aufrecht und selbstbewußt, war nun, derart bekleidet, durch eine herrschaftliche Würde ergänzt, und als sie eintrat, schritt sie wie eine Prinzessin. Die enge Halskette aus schweren Natursteinen, die ungeschnitten poliert worden waren, lenkte das Auge geschickt auf die feine Haltung ihres Kopfes. Anderen Schmuck trug sie nicht.
»Für mich wäre es gut genug«, sagte Cadfael einfach, »wenn ich ein grüner Junge wäre, der eine Range aus seiner Kindheit erwartet. Ich frage mich nur, ob Ihr ebenso unvorbereitet seid wie er.«
Isouda schüttelte den Kopf, daß die braunen Locken tanzten und zu einem neuen hübschen Muster auf ihren Schultern zusammenfanden. »Nein! Ich habe über alles nachgedacht, was Ihr mir erzählt habt, und ich kenne meinen Meriet. Ihr braucht euch keine Sorgen zu machen. Ich komme schon zurecht!«
»Dann solltet Ihr«, sagte Cadfael, »bevor wir gehen, mit allem gewappnet sein, was ich inzwischen zusammentragen konnte.« Und er setzte sich mit ihr nieder und erzählte es ihr.
Sie hörte mit ernstem, doch gelassenem Gesicht unerschüttert zu.
»Hört, Bruder Cadfael, warum sollte er nicht die Heirat seines Bruders mitansehen, wenn die Dinge doch so liegen, wie Ihr sagt? Ich weiß, daß es nicht gut wäre – noch nicht jedenfalls –, ihm zu sagen, daß wir wissen, daß er unschuldig ist und niemand täuschen kann; denn dies würde ihm nur Sorgen um den bereiten, den er schützt. Doch Ihr kennt ihn inzwischen.
Wenn er sein Wort gegeben hat, dann wird er es nicht brechen, und er ist unschuldig genug, Gott mag es bezeugen, zu glauben, daß andere Männer ebenso aufrichtig sind wie er und sein Wort so nehmen, wie er es gibt. Er würde nicht einmal etwas dabei finden, wenn Hugh Beringar einem überführten Dieb erlaubte, ebenfalls an der Feier teilzunehmen.«
»Er kann noch nicht so weit laufen«, sagte Cadfael, doch der Gedanke ließ ihn nicht mehr los.
»Braucht er auch nicht. Ich würde ihm einen Burschen mit einem Pferd schicken. Bruder Mark könnte mit ihm kommen.
Warum nicht? Er könnte früh kommen und eingekleidet werden und einen versteckten Platz finden, von dem aus er zusehen kann. Was auch immer geschieht«, sagte Isouda fest entschlossen, »ich bin nicht so dumm, nicht zu erkennen, daß irgendein Kummer über ihr Haus kommen wird – doch was immer geschieht, ich will, daß er ans Tageslicht kommt. Und egal, wer darob das Gesicht verzieht! Denn seines ist schön genug, und ich will, daß es gesehen wird.«
»Ich auch«, sagte Cadfael herzlich, »ich auch.«
»Dann fragt Hugh Beringar, ob ich ihn holen lassen darf. Ich weiß nicht – ich habe das Gefühl, daß er gebraucht werden könnte, und daß er das Recht hat, dabei zu sein, daß er dabei sein muß.«
»Ich will mit Hugh sprechen«, sagte Cadfael. »Und nun kommt, laßt uns nach St. Giles gehen, bevor der Abend dämmert.«
Sie gingen zusammen durch die Klostersiedlung, bogen am bleichen Grasdreieck des Pferdemarktes rechts ab und gingen zwischen vereinzelten Häusern und grünen Feldern weiter zum Spital. Die Skelette der Bäume zeichneten feine Muster in den grünlich bleichen Himmel, der Frost versprach.
»Ist das der Ort, an dem sogar Aussätzige Zuflucht finden?« fragte sie, als sie den sanften Grashang zum Grenzzaun hinaufstiegen. »Werden sie hier versorgt und wenn möglich geheilt? Das ist edel!«
»Hin und wieder haben sie sogar Erfolg«, sagte Cadfael. »Es gibt immer Freiwillige, die hier dienen wollen, sogar nach einem Todesfall. Mark hat sich sehr bemüht, Euren Meriet an Körper und Seele zu heilen.«
»Wenn ich beendet habe, was er begann«, sagte sie mit einem plötzlichen, strahlenden Lächeln, »dann werde ich ihm danken, wie es sich gehört. Wohin müssen wir nun?«
Cadfael führte sie direkt in die Scheune, doch zu dieser Stunde war sie verlassen. Es war noch nicht Zeit fürs Abendessen, obwohl das Licht schon zu schwach war, um noch draußen arbeiten zu können. Das einsame, niedrige Lager stand sauber mit der graubraunen Decke bezogen.
»Ist das sein Bett?« fragte sie, während sie es nachdenklich betrachtete.
»Ja, das ist es. Vorher
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