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Des Teufels Novize

Des Teufels Novize

Titel: Des Teufels Novize Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Mönch.«
    Meriets Lippen, die ruhig und kalt auf ihrer Wange lagen, regten sich und zitterten plötzlich und drängten in hilfloser Leidenschaft. Nicht sie als Frau war gemeint, noch nicht, sondern ihre Wärme, ihre Freundlichkeit: ein Mensch, der mit offenen Armen und ohne Fragen oder Vorwürfe gekommen war. Er umarmte sie linkisch, schwankte zwischen der Heftigkeit und der Schüchternheit seines neu entdeckten Wesens und zitterte unter der Berührung.
    »Du bist noch lahm«, sagte sie umsichtig. »Komm und setz dich zu mir. Ich will nicht lange bleiben, um dich nicht zu ermüden, doch ich wollte nicht so nahe sein, ohne dich wiederzusehen. Erzähl mir von diesem Haus«, befahl sie, während sie ihn neben sich aufs Bett zog. »Hier gibt es doch auch Kinder, ich habe ihre Stimmen gehört. Ganz kleine Kinder.«
    Wie verzaubert begann er in stolpernden, abgerissenen Sätzen von Bruder Mark zu erzählen, dem kleinen, zerbrechlichen und unverwüstlichen Gefährten, der das Zeichen Gottes an sich trug und sich danach sehnte, Priester zu werden. Es war nicht schwer, über den Freund zu reden und über die Unglücklichen, die doch glücklich waren, in solche Hände zu kommen. Kein Wort wurde über ihn und sie gesprochen, während sie Schulter an Schulter saßen und einander näherkamen, während Isoudas Augen unablässig beobachteten und abschätzten, welche Veränderungen seine Prüfungen bewirkt hatten. Er vergaß, daß er sich selbst verurteilt hatte, daß nur noch ein kurzes, doch seltsam ruhiges Leben vor ihm lag, daß sie die plötzlich zu Schönheit erblühte junge Erbin eines doppelt so großen Anwesens wie Aspley war.
    Sie saßen losgelöst von der Zeit und ausgeschlossen von der Welt; und Cadfael huschte zufrieden hinaus und ging, ein Wort mit Bruder Mark zu wechseln, solange er noch Zeit hatte. Sie hatte den Finger am Puls der Stunde, sie würde nicht zu lange bleiben. Die Kunst bestand darin zu erstaunen, zu wärmen, eine absurde, doch ausgesprochen realistische Hoffnung zu entfachen und zu scheiden.
    Als sie gehen wollte, führte Meriet sie an der Hand aus der Scheune. Sie hatten beide eine lebhafte Farbe und strahlende Augen bekommen, und wie sie zusammen gingen, hatten sie anscheinend die erste Scheu überwunden und wie alte Bekannte geredet, und das war gut so. Er beugte sich herunter, um zum Abschied einen Kuß zu bekommen, und sie gab ihn stürmisch und bot ihm dafür ihre Wange und erklärte, daß er immer noch der alte störrische Esel sei, und ließ den Freund aufgeregt und fast zufrieden zurück, während sie selbst mit vorsichtiger Hoffnung ging.
    »Ich habe ihm so gut wie versprochen, ihm mein Pferd zu schicken, damit er gleich morgen früh abgeholt wird«, sagte sie, als sie die ersten verstreuten Häuser der Klostersiedlung erreichten.
    »Ich habe Mark praktisch dasselbe versprochen«, sagte Cadfael. »Doch er sollte besser verhüllt und im stillen kommen.
    Gott weiß, ob ich wirklich einen guten Grund habe, doch mir jucken die Finger, und ich will ihn dabei haben, ohne daß es seine nächsten Verwandten wissen.«
    »Wir machen uns zu viele Sorgen«, sagte das Mädchen munter und von ihrem Erfolg erregt. »Ich sagte Euch schon damals, daß er mein ist und daß niemand sonst ihn bekommen wird. Wenn es nötig ist, Peter Clemence’ Mörder zu stellen, damit ich Meriet bekomme, warum sollen wir uns dann sorgen?
    Dann werden wir ihn stellen.«
    »Mädchen«, sagte Cadfael mit einem tiefen Atemzug, »Ihr schreckt mich wie eine Tat Gottes. Und ich glaube, Ihr werdet wohl die Donnerschläge loslassen.«
    In der Wärme und dem weichen Licht in der kleinen Gästehalle saßen die beiden Mädchen, die ein Bett teilten, nach dem Abendessen beisammen und brüteten über ihre Pläne für den nächsten Tag. Sie waren nicht schläfrig, denn ihnen ging viel zuviel im Kopf herum, um den Schlaf zu suchen.
    Roswithas Zofe, die sie beide bediente, war schon vor einer Stunde ins Bett gegangen; sie war ein ungebildetes Mädchen vom Lande, der man die Auswahl der Juwelen, des Schmucks und des Parfüms für eine Hochzeitsfeier nicht zumuten konnte.
    Isouda würde ihrer Freundin das Haar richten, ihr ins Hochzeitskleid helfen und sie von der Gästehalle zur Kirche und wieder zurück führen, ihr an der Kirchentür in der Dezemberkälte den Übermantel abnehmen und ihn ihr wieder anlegen, wenn sie am Arm ihres Gatten als frischvermählte Frau herauskam.
    Roswitha hatte ihr Hochzeitskleid auf dem Bett ausgebreitet, um jede

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