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Des Teufels Novize

Des Teufels Novize

Titel: Des Teufels Novize Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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einem anderen Ort mit einem ähnlichen, uralten Tanz beschäftigt, denn sie bereiteten den Bräutigam auf das Ereignis vor, das zugleich Triumph und Opfer war.
    Wulfric musterte den Sitz von Roswithas Brautkleid und drehte sie liebevoll herum, um sie aus jedem Winkel zu bewundern. Isouda zog sich zur Wäschekommode zurück und ließ die beiden sich völlig vertieft beraten, während sie, ohne hinzusehen, die alte Ringspange, die Peter Clemence gehört hatte, vom Boden des Schmuckkästchens fischte und mit der Nadel in ihrem weiten Ärmel befestigte.
    Der Bursche Edred kam rechtzeitig mit zwei Pferden nach St. Giles, um Meriet und Bruder Mark in die düstere Abgeschiedenheit der Kirche zu ringen, bevor sich die geladene Gesellschaft versammelte. Trotz seines verständlichen Wunsches, die Hochzeit seines Bruders mitzuerleben, hatte Meriet sich zuerst gesträubt zu kommen, da er ein überführter Missetäter und eine Schande für das Haus seines Vaters sei.
    Dies hatte er Isouda erklärt, als sie ihm anbot, ihn abzuholen; doch sie hatte ihm versichert, daß Hugh Beringar gewiß dem Wort des Gefangenen, daß dieser das Entgegenkommen nicht ausnutzte, trauen würde. Seine Skrupel kamen Isoudas Absichten sehr entgegen, und sie begrüßte sie nun sogar noch mehr. Er durfte sich niemand zeigen, und niemand sollte ihn bemerken oder gar erkennen. Edred würde ihn früh bringen, und er konnte sicher in einer düsteren Ecke des Chorgestühls sitzen, bevor die Gäste hereinkamen; an einem abgeschiedenen Ort, von dem aus er sehen konnte, ohne gesehen zu werden. Und wenn die Frischvermählten und nach ihnen die Gäste hinausgingen, konnte er unbemerkt folgen und mit seinem freundlichen Aufseher in sein Gefängnis zurückkehren. Dabei war der Aufseher eher ein Freund, der, wenn nötig, ihn stützen und als Zeuge dienen konnte, wenn Meriet auch nicht ahnte, daß die Anwesenheit eines gut informierten Zeugen notwendig werden könnte.
    »Und die Herrin von Foriet befahl mir«, sagte Edred munter, »die Pferde außerhalb des Klosters anzubinden, damit sie bereitstehen, wann immer Ihr zurückkehren wollt. Ich werde sie vor dem Torhaus zurücklassen, denn dort sind Bügel in die Wand eingelassen, und wenn Ihr wollt, könnt Ihr Euch Zeit lassen, bis die anderen hineingegangen sind. Es wird Euch doch nichts ausmachen, Brüder, wenn ich mir eine oder zwei Stunden freinehme, solange Ihr drinnen seid? Unten in der Klostersiedlung wohnt meine Schwester mit ihrem Mann in einem kleinen Haus.« Und in der Nachbarhütte das Mädchen, das er liebte, doch er hielt es nicht für nötig, auch das zu erwähnen.
    Meriet kam hart gespannt wie eine zu hoch gestimmte Laute aus der Scheune, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Den Stock brauchte er jetzt nur noch, wenn er am Ende des Tages müde wurde, doch mit dem verrenkten Fuß humpelte er noch leicht. Mark hielt sich dicht bei seinem Ellbogen und betrachtete das scharfe, schlanke Profil, das unter dem dunklen Tuch der Kapuze noch schärfer geschnitten schien – die hochgezogenen Augenbrauen, die spitze, fast überhebliche Nase.
    »Darf ich dort wirklich eindringen?« fragte Meriet, dessen leise Stimme seinen Schmerz verriet. »Er hat nicht nach mir gefragt«, sagte er mühsam und wandte beschämt, da er solche Zweifel hatte, das Gesicht ab.
    »Du sollst und du mußt dabei sein«, sagte Mark fest. »Du hast es der Dame versprochen, und sie hat sich selbst bemüht, dir den Weg leicht zu machen. Nun laß dir von ihrem Burschen in den Sattel helfen, denn du kannst deinen Fuß noch nicht wieder voll belasten wie ein junger Hüpfer.«
    Meriet gab nach und ließ sich in den Sattel helfen. »Und da habt Ihr sogar ihr eigenes Reitpferd«, sagte Edred, der stolz zum großgewachsenen jungen Wallach hinaufblickte. »Und sie ist eine gewandte kleine Reitersfrau, die große Stücke auf ihn hält. Sie läßt nicht viele in diesem Sattel reiten, das kann ich Euch sagen.«
    Meriet begann sich mit einiger Verspätung zu fragen, ob er Bruder Mark nicht etwas überforderte, wenn er ihn zwang, auf ein Tier zu klettern, das ihm fremd war und ihm womöglich Angst machte. Er wußte so wenig von diesem kleinen, unverwüstlichen Bruder – nur das, was er jetzt war und nicht, was er früher gewesen war und wie lange er die Kutte trug; im Kloster waren schließlich Brüder, die von Kindheit an nichts anderes gekannt hatten. Doch Bruder Mark setzte den Fuß energisch in den Steigbügel und schwang sich ungeziert und mühelos in

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