Des Teufels Novize
die Spange sei zu schwer und altmodisch, um sie zu tragen. Ich beließ es dabei und verschwieg, was ich wußte. Ich bezweifle, daß sie weiß, was sie da hat oder wie der, der sie ihr gab, in ihren Besitz kam. Allerdings glaube ich, daß er sie warnte, sie nicht zu tragen und sie niemand zu zeigen, noch nicht… warum sonst hätte sie sie so schnell vor mir versteckt?
Oder sie mag sie einfach nicht – vielleicht ist auch nicht mehr dahinter. Aber ich weiß, was es ist und woher es kam, und Ihr werdet es gleich erfahren…« Ihr war in der Hast der Atem ausgegangen, und sie schnaufte warm und leise an seiner Wange und beugte sich näher zu ihm. »Ich habe die Spange schon einmal gesehen, und sie vielleicht nicht. Ich nahm ihm den Mantel ab und trug ihn hinein, in die Kammer, die wir für ihn vorbereitet hatten. Fremund trug seine Satteltaschen und ich den Mantel… und diese Spange steckte im Kragen.«
Cadfael legte eine Hand über ihre kleine Hand, die seinen Ärmel packte und fragte halb zweifelnd und halb wissend:
»Wessen Mantel? Wollt Ihr sagen, daß dieses Ding Peter Clemence gehörte?« »Genau das sage ich. Ich würde es beschwören.« »Seid Ihr sicher, daß es dieselbe Spange ist?«
»Ganz sicher. Ich sage Euch, ich trug den Mantel, ich berührte und bewunderte sie.«
»Nein, es kann kaum zwei von der Sorte geben«, sagte er und holte tief Luft. »Von so kostbaren Dingen werden selten zwei gleiche hergestellt.«
»Und selbst wenn, warum sollten beide gleichzeitig in diese Grafschaft kommen? Aber nein, sie wurde für einen Prinzen oder Anführer gemacht, und sie ist einzigartig. Mein Großvater hatte eine solche Spange, doch sie war lange nicht so schön und groß; er sagte, sie sei vor langer Zeit aus Irland gekommen. Außerdem erinnere ich mich an die Farben und die seltsamen Tiere. Es ist dieselbe. Und sie hat sie!« Ihr fiel noch etwas ein, und sie sprach es eifrig aus. »Kanonikus Eluard ist noch hier. Er erkannte Kreuz und Ring, und er wird auch die Spange sicherlich erkennen und es beschwören. Doch wenn es sich als Fehler erweist, so will ich dafür einstehen. Morgen – wie sollen wir uns morgen verhalten? Denn Hugh Beringar ist nicht hier, und wir haben so wenig Zeit. Es liegt bei uns. Sagt mir, was ich tun soll.«
»Das will ich«, sagte Cadfael langsam, der immer noch fest ihre Hand hielt. »Wenn Ihr mir noch das Allerwichtigste verraten habt. Diese Spange – ist sie heil und sauber? Kein Flecken, keine Verfärbung auf Metall oder Email? Keine blanken Stellen, wo solche Verfärbungen weggescheuert worden sein könnten?«
»Nein!« sagte Isouda nach kurzem Schweigen. Dann atmete sie verstehend ein. »Daran hatte ich noch nicht gedacht! Nein, sie ist, wie sie gemacht wurde, wunderschön und vollkommen.
Nicht wie die anderen Sachen… nein, dieses Ding hat nicht im Feuer gelegen.«
12. Kapitel
Der Hochzeitstag dämmerte klar, strahlend und sehr kalt.
Eine oder zwei Schneeflocken, fast zu kalt, um gesehen zu werden, machten sich mit kleinen Stichen auf Isoudas Wange bemerkbar, als sie über den Hof zur Prim ging; doch der Himmel war so rein und hoch, daß es wahrscheinlich nicht stärker schneien würde. Isouda betete ernst und schlicht und verlangte eher die Hilfe des Himmels, als zaghaft darum zu bitten. Nach der Kirche ging sie in die Ställe und trug dem Burschen auf, mit ihrem Pferd loszugehen und Meriet mit Marks Hilfe rechtzeitig zu holen, damit Meriet die Vermählung seines Bruders miterleben konnte. Dann ging sie, um Roswitha einzukleiden, ihr Haar zu flechten und sie mit den Silberkämmen und dem goldenen Netz hochzustecken. Sie legte ihr die gelbe Kette um den Hals, ging um sie herum und rückte die Falten zurecht. Onkel Leoric, ob er nun bewußt die Kammern der Frauen mied oder grimmig über die auseinanderstrebenden Schicksale seiner Söhne grübelte, ließ sich jedenfalls erst sehen, als der Augenblick gekommen war, seinen Platz in der Kirche einzunehmen. Wulfric Linde jedoch kam, um zufrieden die Schönheit seiner Tochter zu genießen, und die Überzahl der Frauen schien ihm keineswegs den Atem zu rauben. Isouda begrüßte ihn mit freundlicher Toleranz; ein einfacher, herzlicher Mann, der fähig war, aus einem Anwesen etwas zu machen, und der vernünftig mit Pächtern und Leibeigenen umging, doch selten einen Blick über seine Felder hinaus warf; er war immer der letzte, der erfuhr, was seine Kinder oder Nachbarn taten.
Im gleichen Augenblick waren Janyn und Nigel an
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