Des Teufels Novize
daß ich euch hier finde«, sagte Bruder Cadfael und blies mit dem kleinen Blasebalg in die Kohlenpfanne, bis sie zu rosigem Leben erwachte, denn es war nicht gerade warm in der Hütte. Er schloß die Tür und verriegelte sie, um den Zug draußen zu halten, der einen Weg durch die Ritzen gefunden hatte. »Ich glaube, ihr habt wohl noch nicht gegessen«, sagte er, während er über das Regal neben der Tür tastete. »Hier sind Eichelmehlkuchen und einige Äpfel, und ich glaube, ich habe noch ein Stückchen Käse. Ihr könnt sicher einen Bissen gebrauchen. Und ich habe einen Wein, der euch auch nicht schaden wird.«
Wie hungrig der Junge war! So einfach war das. Er war noch nicht lange neunzehn und körperlich ziemlich kräftig, und er hatte seit dem Morgengrauen nichts mehr gegessen. Er begann lustlos, folgte ergeben dem gutgemeinten Befehl, doch beim ersten Bissen wurde er lebendig und spürte seinen Hunger.
Seine Augen leuchteten, das Glühen der angefachten Kohlenpfanne vergoldete seine eingefallenen Wangen und gab ihnen einen weichen Ton. Wie Cadfael vorausgesagt hatte, schadete der Wein ihm absolut nicht. Blut strömte wieder durch ihn und belebte ihn mit neuer Wärme.
Cadfael sagte kein Wort über Bruder, Vater oder verlorene Liebe. Es war noch zu früh. Meriet hatte gehört, wie er von der einen fälschlich beschuldigt und von dem anderen fälschlich verdächtigt wurde – und was hatte der dritte getan? Er überließ ihn seinem dummen Selbstopfer, ohne ihn auch nur mit einem Wort zu entlasten. Meriet hatte noch viel Bitterkeit aus seinem Herzen zu vertreiben. Doch gelobt sei der Herr, das Essen gab ihm das Leben zurück, und er aß wie ein verhungerter Schuljunge. Bruder Cadfael war sehr ermutigt.
In der Friedhofskapelle, wo Peter Clemence in seinem versiegelten Sarg auf der geschmückten Bahre lag, hatte Leoric Aspley endlich die Beichte abgelegt und Abt Radulfus als den Priester gewählt, der sie anhören sollte. Aus freiem Willen auf den Steinfliesen auf den Knien erzählte er die Geschichte, wie er sie gesehen hatte – die schreckliche Entdeckung seines jüngsten Sohnes, der sich mühte, einen toten Mann in Deckung zu schleppen und ihn vor aller Augen zu verbergen; Meriets schweigende Annahme der Schuld, sein eigenes Widerstreben, seinen Sohn dem Tod auszuliefern oder ihn ungestraft zu lassen.
»Ich versprach Meriet, mich um diesen Toten zu kümmern, selbst wenn es mich mein Seeelenheil kosten würde, damit er leben konnte; doch er sollte als Buße für immer aus der Welt verbannt werden. Er stimmte zu und nahm seine Strafe an; wie ich jetzt weiß oder zu wissen fürchte, aus Liebe zu seinem Bruder, den für einen Mörder zu halten er einen viel besseren Grund hatte, als ich ihn je hatte. Ich fürchte, Vater, daß er sein Schicksal ebenso zu meinem wie zu seines Bruders Wohl auf sich nahm, denn er hatte zu meiner Schande allen Grund zu glauben – nein, er mußte sicher sein! –, daß ich nur auf Nigel baute und viel zu wenig auf ihn. So konnte er weiterleben, wenn er aus meinem Leben verschwand, während der Verlust Nigels mein Tod gewesen wäre. Und nun ist er wirklich verloren, doch ich kann und werde leben. Deshalb ist meine schreckliche Sünde gegen meinen Sohn Meriet nicht nur der Zweifel an ihm, die Bereitwilligkeit, mit der ich sein Verbrechen glaubte und ihn ins Kloster verbannte, sondern sie begann schon, als er gerade geboren war; denn nie schätzte ich ihn als das, was er ist.
Und was meine Sünde gegen Euch, Vater, und gegen dieses Haus betrifft, so beichte und bereue ich auch sie; es war kein guter Weg, einen Mordverdächtigen zu beseitigen, indem ich einen jungen Mann ohne wirkliche Berufung in Euer Haus zwang. Das war für ihn und dieses Haus eine üble Tat. Rechnet auch dies ein, denn ich will alle Schuld büßen, die ich auf mich genommen habe.
Und die Sünde an Peter Clemence, meinem Gast und Verwandten. Ihm enthielt ich ein christliches Begräbnis vor, um den guten Namen meines Hauses zu schützen, und nun bin ich froh, daß Gottes Hand sich meines mißbrauchten Sohnes bediente, um das Böse, das ich tat, aufzudecken und ungeschehen zu machen. Welche Buße Ihr auch immer für angemessen haltet, ich will dazu die Verpflichtung aussprechen, mein Leben lang für Peter Clemence Messen zu bestellen…«
Beim Beichten von Sünden ebenso stolz und aufrecht wie stets, erzählte er die Geschichte zu Ende; und Radulfus lauschte geduldig und ernst bis zu Ende, erlegte ihm eine mäßige
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