Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Des Todes Dunkler Bruder

Des Todes Dunkler Bruder

Titel: Des Todes Dunkler Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
Vom Netzwerk:
Entsorgung der Leiche würde sich wesentlich einfacher gestalten. Deshalb, äh. Wenn einer gestohlen wurde, ein Transporter. Ein Kühltransporter. Das könnte uns weiterbringen.«
    Nun, das war es zum größten Teil gewesen, und sie hatte es gesagt. Im Raum erblühte ein- oder zweimal gedankenvolles Stirnrunzeln. Ich konnte fast hören, wie die Gänge umgelegt wurden.
    Aber LaGuerta nickte nur. »Das ist ein sehr … interessanter Gedanke, Officer«, sagte sie. Sie betonte das Wort »Officer« nur ganz leicht, um uns alle daran zu erinnern, dass wir in einer Demokratie lebten, in der jeder frei heraus sprechen durfte, aber eigentlich … »Aber ich glaube trotzdem, dass unsere beste Chance darin liegt, den Zeugen zu finden. Wir wissen, dass er dort draußen ist.« Sie lächelte, ein taktisch schüchternes Lächeln.
    »Oder sie « , ergänzte sie, um zu zeigen, wie bissig sie sein konnte. »Aber jemand hat etwas gesehen. Wir wissen das aufgrund der Beweislage. Deshalb wollen wir uns darauf konzentrieren und das Klammern an irgendwelche Strohhalme den Jungs drüben in Broward überlassen, okay?« Sie machte eine Pause, um das durch den Raum laufende leise Kichern abklingen zu lassen.
    »Aber Ihre weitere Hilfe bei der Befragung der Nutten würde ich sehr zu schätzen wissen, Officer Morgan. Man kennt Sie dort draußen.«
    Mein Gott, sie war gut. Sie hatte jedermann davon abgehalten, über Debs Vorschlag nachzudenken, Deb in ihre Schranken gewiesen und die Mannschaft mit dem Witz über unsere Rivalität mit Broward County wieder geschlossen hinter sich versammelt. Mit ein paar einfachen Worten. Mir war danach, ihr zu applaudieren. Aber ich stand natürlich auf Seiten der armen Deborah, und man hatte sie soeben überrollt. Einen Augenblick lang blieb ihr der Mund offen stehen, dann schloss sie ihn wieder, und ich beobachtete, wie die Muskeln an ihrem Kiefer sich verhärteten, als sie ihren Gesichtsausdruck auf Cop Neutral zurückschaltete. Auf ganz eigene Art eine ausgezeichnete Vorstellung, aber, ehrlich, nicht von der gleichen Klasse wie die LaGuertas. Der Rest des Treffens verlief ereignislos. Es war alles gesagt worden, deshalb endete es kurz nach LaGuertas meisterhafter Abfuhr, und wir fanden uns draußen im Flur wieder.
    »Verdammt soll sie sein«, murmelte Deborah leise. »Verdammt, verdammt, verdammt. «
    »Unbedingt«, pflichtete ich bei.
    Sie funkelte mich wütend an. »Danke, Bruder. Du warst eine echte Hilfe.«
    Ich zog die Augenbrauen hoch. »Aber wir hatten doch vereinbart, dass ich mich heraushalte. Damit du die Anerkennung erntest.«
    Sie knurrte. »Tolle Anerkennung. Sie hat mich als Idiotin hingestellt.«
    »Bei allem Respekt, Schwester, du bist ihr auf halbem Weg entgegengekommen.«
    Deborah sah mich an, schaute fort, wart angeekelt die Hände hoch. »Was hätte ich denn sagen sollen? Ich gehöre nicht mal zur Mannschaft. Ich bin nur dabei, weil der Captain angeordnet hat, mich mitmachen zu lassen.«
    »Aber er hat nicht gesagt, dass sie auf dich hören sollen«, sagte ich.
    »Und das tun sie nicht. Und sie werden es auch nicht«, bemerkte Deborah bitter. »Statt mich in die Mordkommission zu bringen, zerstört es meine Karriere. Ich werde als Politesse enden, Dexter.«
    »Es gibt einen Ausweg, Deb«, versicherte ich ihr, und in dem Blick, der sich wieder mir zuwandte, lag ungefähr ein Drittel Hoffnung.
    »Welchen?«, fragte sie.
    Ich lächelte sie an, mit meinem tröstlichsten, herausfordernden Ich-bin-nicht-wirklich-ein-Hai-Lächeln. »Finde den Transporter«, sagte ich.

    Drei Tage vergingen, bevor ich wieder von meiner lieben Adoptivschwester hörte, eine lange Zeit für sie, um nichts von sich hören zu lassen.
    Am Donnerstag kurz nach dem Mittagessen kam sie in mein Büro und wirkte stinkig. »Ich habe ihn gefunden«, verkündete sie, aber ich hatte keine Ahnung, was sie damit meinte.
    »Was gefunden, Deb?«, erkundigte ich mich. »Den Born der Verdrießlichkeit?«
    »Den Transporter«, sagte sie. »Den Kühltransporter.«
    »Das sind ja großartige Neuigkeiten«, sagte ich. »Warum sieht du dann so aus, als wolltest du dem Nächstbesten eine runterhauen?«
    »Weil es so ist«, sagte sie und warf vier oder fünf zusammen-geheftete Seiten auf meinen Schreibtisch. »Sieh dir das an.«
    Ich nahm sie auf und warf einen flüchtigen Blick auf das Deckblatt. »Oh«, sagte ich. »Wie viele insgesamt?«
    »Dreiundzwanzig«, antwortete sie. »Im letzten Monat sind dreiundzwanzig Kühltransporter als

Weitere Kostenlose Bücher