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Des Todes Dunkler Bruder

Des Todes Dunkler Bruder

Titel: Des Todes Dunkler Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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natürlich nicht die Frage, aber ich fühlte mich dadurch ein wenig besser. Wie schlimm konnte es kommen, wenn meine Haare ordentlich gekämmt waren?
    Wahrhaftig, ich hatte keine Ahnung. Es konnte sehr schlimm kommen. Alle, zumindest viele meiner Schrauben konnten sich lockern. Was, falls ich seit Jahren Stück für Stück den Verstand verlor und dieser neue Mörder einfach der Auslöser für meinen finalen Kopfsprung in die vollkommene Verrücktheit war? Wie konnte ich hoffen, die relative geistige Gesundheit von jemandem wie mir messen zu können? Die Bilder waren so real gewesen. Aber das konnten sie nicht sein. Ich hatte direkt hier in meinem Bett gelegen.
    Und doch hatte ich fast den Geruch des Salzwassers riechen können, die Abgase und das billige Parfüm, die über dem Biscayne Boulevard waberten. Vollkommen real … War das nicht eines der Anzeichen für geistige Zerrüttung – die Unfähigkeit, Einbildung und Realität zu unterscheiden? Ich wusste keine Antwort und sah keine Möglichkeit, eine zu finden. Mit einem Psychiater zu reden verbot sich von selbst. Ich würde den armen Kerl zu Tode erschrecken, und er würde sich vielleicht verpflichtet fühlen, mich irgendwo einsperren zu lassen.
    Ich konnte natürlich die Weisheit dieser Entscheidung nicht in Frage stellen. Aber es war ausschließlich mein Problem, wenn ich die geistige Gesundheit verlor, die ich mir aufgebaut hatte, und ein Teil des Problems lag darin, dass ich keine Möglichkeit hatte, das festzustellen.
    Allerdings, wenn ich so darüber nachdachte, gab es doch einen Weg.
    Zehn Minuten später fuhr ich am Bayfront Park vorbei.
    Ich fuhr langsam, weil ich nicht genau wusste, wonach ich eigentlich Ausschau hielt. Dieses Viertel meiner Stadt schlief, wie es das immer tat. Ein paar Leute bevölkerten noch das Straßenbild Miamis: Touristen, die nicht schlafen konnten, weil sie zu viel kubanischen Kaffee getrunken hatten. Durchreisende aus Iowa auf der Suche nach einer Tankstelle. Fremde auf der Suche nach South Beach. Und natürlich die Raubtiere – Schlägertypen, Straßenräuber, Fixer, Vampire, Nachtmahre und erlesene Ungeheuer wie ich. Aber in dieser Gegend um diese Uhrzeit insgesamt sehr wenig. Dieses Miami war verlassen, so verlassen wie nur möglich, ein Ort, den die Geister des geschäftigen Tages noch einsamer erscheinen ließen. Eine Stadt, die sich ohne den fröhlichen Deckmantel des Sonnenscheins und der leuchtenden T-Shirts auf ein reines Jagdrevier reduziert hatte.
    Und so jagte ich. Die Augen der Nacht folgten mir und verloren mich, während ich ohne abzubremsen an ihnen vorüberfuhr. Ich fuhr nach Norden, über die alte Zugbrücke, durch Downtown Miami, immer noch nicht sicher, wonach ich eigentlich suchte, und ohne es zu finden – und doch aus irgendeinem beunruhigenden Grund absolut sicher, dass ich es finden würde, dass ich in die richtige Richtung fuhr, dass es dort auf mich wartete.
    Direkt hinter dem Omni wurde das Nachtleben aktiver.
    Es war mehr los, gab mehr zu sehen. Gedränge auf den Bürgersteigen, blecherne Musik, die durch die Wagenfenster strömte. Die Nachtschwalben kamen heraus, standen in Horden an den Straßenecken, kicherten miteinander oder starrten dumpf auf vorüberfahrende Autos. Und die Fahrer bremsten ab, starrten zurück, begafften die Kostüme und das, was diese unbedeckt ließen. Zwei Blocks vor mir hielt ein neuer Corniche und sofort löste sich ein Rudel Mädchen aus den Schatten, lief vom Bürgersteig auf die Straße und versammelte sich um den Wagen. Der Verkehr kam beinah zum Erliegen, Hupen schrillten. Die meisten Fahrer blieben einen Moment stehen, zufrieden damit zu spannen, aber ein ungeduldiger Laster zog an dem Wagenpulk vorbei und auf die entgegenkommende Fahrbahn.
    Ein Kühltransporter.
    Das ist er nicht, sagte ich mir. Nächtliche Joghurtlieferung; Schweinewürstchen fürs Frühstück, mit Frischegarantie. Eine ganze Reihe Laster fuhr in Richtung Norden oder zum Flughafen. In Miami fahren Kühltransporter rund um die Uhr, selbst jetzt, selbst zu dieser späten Stunde – das war alles, nichts weiter.
    Aber trotzdem gab ich Gas. Ich beschleunigte, fädelte mich durch den Verkehr. Ich näherte mich bis auf drei Wagenlängen dem Corniche und seinem belagerten Fahrer. Der Verkehr kam zum Erliegen. Ich schaute nach vorn zu dem Transporter. Er fuhr den Biscayne hoch, einer Reihe von Ampeln entgegen. Ich würde ihn verlieren, wenn ich zu weit zurückblieb. Und plötzlich wünschte ich mir

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