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Des Todes Dunkler Bruder

Des Todes Dunkler Bruder

Titel: Des Todes Dunkler Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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entgangen war? »Welche Frage, Schwester?«
    Sie wies mit dem Kopf auf das Grüppchen hochrangiger Cops, die in einer Ecke der Eisfläche immer noch diskutierten. »Die der Zuständigkeit. Der Fall gehört uns. Komm.«
    An der Oberfläche zeigte sich Detective LaGuerta von dem neuen Beweisstück nicht beeindruckt. Vielleicht verbarg sie unter der sorgfältig aufgebauten Fassade der Gleichgültigkeit eine tiefe, nagende Sorge wegen des Symbolismus des Spiegels und allem, was damit verbunden war. Entweder das, oder sie war wirklich so stumpf wie ein Sack Steine. Sie stand immer noch bei Doakes.
    Zu seiner Ehrenrettung sei gesagt, dass er beunruhigt wirkte, aber vielleicht war sein Gesicht von seinem permanenten gemeinen Glotzen auch nur ausgelaugt, und er versuchte etwas Neues.
    »Morgan«, grüßte LaGuerta meine Schwester. »Bekleidet habe ich Sie gar nicht erkannt.«
    »Ich schätze, es gibt eine Menge Offensichtliches, das einem entgehen kann, Detective«, erwiderte Deborah, bevor ich sie aufhalten konnte.
    »So ist es«, sagte LaGuerta. »Deshalb schaffen es einige von uns auch nie bis zum Detective.« Es war ein kompletter, müheloser Sieg, und LaGuerta wartete nicht einmal ab, ob der Schuss gesessen hatte. Sie wandte sich von Deb ab und sprach mit Doakes. »Finden Sie heraus, wer Schlüssel für die Arena hat. Wer hier nach Belieben ein und aus gehen konnte.«
    »Ähem«, räusperte sich Doakes. »Soll ich alle Schlösser überprüfen, um zu sehen, ob eingebrochen wurde?«
    »Nein«, beschied ihn LaGuerta mit einem reizenden kleinen Stirnrunzeln. »Wir haben mittlerweile unsere Eis-Verbindung.« Sie warf Deborah einen Seitenblick zu. »Dieser Kühltransporter soll uns nur verwirren.«
    Wieder zu Doakes. »Die Schäden am Gewebe müssen vom Eis stammen, von hier. Das ist die Verbindung des Killers zu diesem Ort.« Sie sah Deborah ein letztes Mal an. »Nicht der Transporter.«
    »Ähem«, räusperte sich Doakes. Er wirkte nicht überzeugt, aber er trug auch nicht die Verantwortung.
    LaGuerta sah zu mir herüber. »Ich denke, Sie können nach Hause fahren, Dexter«, sagte sie. »Ich weiß, wo ich Sie finde, wenn ich Sie brauche.« Wenigstens zwinkerte sie nicht.
    Deborah brachte mich zu den großen Doppeltüren der Arena. »Wenn das so weitergeht, regle ich in einem Jahr den Verkehr an einer Kreuzung«, murrte sie.
    »Unsinn, Deb«, sagte ich. »Zwei Monate, höchstens.«
    »Danke.«
    »Also wirklich. Du kannst sie doch nicht so öffentlich herausfordern. Hast du nicht gesehen, wie Sergeant Doakes es macht? Sei doch um Himmels willen mal ein bisschen subtil.«
    »Subtil!« Sie blieb abrupt stehen und riss mich zu sich herüber. »Hör zu, Dexter«, sagte sie. »Das hier ist kein Spiel.«
    »Natürlich ist es das, Deborah. Ein taktisches Spiel. Und du spielst es nicht richtig.«
    »Ich spiele überhaupt nicht«, knurrte sie. »Menschenleben stehen auf dem Spiel. Ein Schlächter läuft frei herum, und er wird weiter frei herumlaufen, solange diese minderbemittelte LaGuerta die Sache leitet.«
    Ich kämpfte einen Anflug von Hoffnung nieder. »Das mag sein …«
    »Es ist so«, beharrte Deb.
    »… aber du wirst nichts daran ändern, wenn du dich zur Verkehrspolizei von Coconut Grove ins Exil bugsierst.«
    »Nein«, sagte sie. »Aber ich kann es ändern, indem ich den Mörder finde.«
    Gut, das war es. Einige Menschen haben keine Ahnung davon, wie das Leben funktioniert. Auf anderen Gebieten war sie eine kluge Frau. Wirklich, das war sie.
    Sie hatte einfach Harrys erdverbundene Direktheit geerbt, seine gradlinige Art, mit Dingen umzugehen, ohne gleichzeitig etwas von seiner Weisheit mitzubekommen.
    Für Harry war Barschheit ein Mittel, fäkale Sachverhalte aufzuklären. Für Deborah war sie ein Weg, so zu tun, als ob es diese nicht gäbe.
    Einer der Streifenwagen draußen vor der Arena brachte mich zu meinem Auto zurück. Ich fuhr nach Hause, wobei ich mir vorstellte, ich hätte den Kopf behalten, ihn sorgfältig in Küchenpapier eingewickelt und auf den Rücksitz gelegt, um ihn mit in mein trautes Heim zu nehmen. Schrecklich und dumm, ich weiß. Zum ersten Mal verstand ich diese elenden Menschen, meist Nekrophile, die mit Damenschuhen schmusten oder schmutzige Unterwäsche mit sich herumtrugen. Ein ekliges Gefühl, das in mir ein fast ebenso starkes Verlangen nach einer Dusche auslöste, wie es mich verlangte, den Kopf zu streicheln.
    Aber ich hatte ihn nicht. Mir blieb nur, nach Hause zu fahren. Ich fuhr langsam, ein

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