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Des Todes Dunkler Bruder

Des Todes Dunkler Bruder

Titel: Des Todes Dunkler Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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letzten zwanzig Jahren hatte er zwölf als Gast des Staates Florida verbracht. Der teure Sergeant Doakes hatte seinen Namen aus den Personalakten der Arena ausgegraben. Bei einem Computersuchlauf nach Angestellten, die wegen Gewalttätigkeit oder anderen schweren Vergehen vorbestraft waren, war McHales Name gleich zweimal aufgetaucht.
    Daryll Earl war ein Trinker, und er schlug seine Frau.
    Anscheinend überfiel er nur wegen des Unterhaltungswerts auch Tankstellen. Man konnte darauf vertrauen, dass er einen Aushilfsjob ein oder zwei Monate hielt.
    Aber irgendeines schönen Freitagabends spülte er dann ein paar Sechserpacks hinunter und begann sich für den Zorn Gottes zu halten. Dann fuhr er herum, bis er eine Tankstelle fand, die ihn hinauswarf. Seine Antwort bestand darin, seine Waffe zu schwenken, das Geld abzukassieren und davonzufahren. Mit der imposanten Beute von achtzig oder neunzig Dollar kaufte er sich noch mehr Bier, bis er so gut draufkam, dass er einfach jemanden zusammenschlagen musste. Daryll Earl war kein großer Mann; knapp 1,68 Meter und knochig. Da er die Gefahr scheute, handelte es sich bei dem Jemand gewöhnlich um seine Frau.
    Wie die Dinge lagen, war er einige Male damit durchgekommen. Aber eines Abends ging er ein bisschen zu weit und verpasste seiner Frau einen Monat Streckverband.
    Sie zeigte ihn an, und Daryll Earl, der bereits einschlägig vorbestraft war, musste längere Zeit absitzen.
    Er trank immer noch, aber offensichtlich hatten ihn die Schrecken von Raiford ein wenig zur Vernunft gebracht.
    Er hatte eine Stelle als Wächter bei der Arena gefunden und bis heute behalten. Soweit wir das beurteilen konnten, hatte er seine Frau seit Ewigkeiten nicht mehr geschlagen.
    Mehr noch, unser Goldjunge hatte wenige Augenblicke des Ruhms erlebt, als die Panthers die Ausscheidungsrunde um den Stanley Cup erreichten. Es gehörte zu seinem Job, auf das Eis zu laufen und die Gegenstände zu entfernen, die Fans während des Spiels auf die Fläche warfen. In jenem Stanley-Cup-Jahr war das schwere Arbeit gewesen, da jedes Mal, wenn die Panthers ein Tor schossen, die Fans drei- oder viertausend Plastikratten aufs Eis geworfen hatten. Daryll Earl musste hinausgleiten und sie aufsammeln, ein langweiliger Job, keine Frage. Und so hatte er eines Abends, ermutigt von ein paar Schlückchen Wodka, eine der Ratten genommen und so etwas wie einen kleinen »Rattentanz« aufgeführt. Die Menge schluckte es und brüllte nach mehr. Sie begann danach zu rufen, sobald Daryll Earl auf das Eis glitt.
    Daryll Earl hatte den Rest der Saison getanzt.
    Heutzutage waren Plastikratten verboten. Selbst wenn die Gesetze des Bundesstaates es vorgeschrieben hätten, wären sie nicht mehr geworfen worden. Das letzte Tor der Panthers war in jenen Tagen gefallen, da Miami noch einen ehrlichen Bürgermeister hatte, irgendwann im letzten Jahrhundert. Aber McHale ließ sich in der Hoffnung auf einen Stepptanz vor laufender Kamera nach wie vor bei den Spielen sehen.
    Diesen Teil handhabte LaGuerta während der Pressekonferenz ganz großartig. Sie stellte es so dar, als hätte die Erinnerung an seinen kurzen Ruhm Daryll in den Wahnsinn, zum Mord getrieben. Und selbstverständlich war er Dank seines Alkoholismus und seiner Vorstrafen wegen Gewalt gegen Frauen der perfekte Verdächtige für diese brutalen, dumpfen Serienmorde. Aber Miamis Nutten könnten wieder ruhig schlafen; das Morden sei vorüber. Unter dem überwältigenden Druck einer gründlichen, gnadenlosen Untersuchung habe Daryll Earl gestanden. Der Fall sei abgeschlossen. Zurück an die Arbeit, Mädels.
    Die Presse schluckte es. Man konnte ihr nicht wirklich einen Vorwurf daraus machen, nehme ich an. LaGuerta leistete bei der Darstellung der von hochglanzlackiertem Wunschdenken eingefärbten spärlichen Fakten so meisterliche Arbeit, dass fast jeder überzeugt gewesen wäre. Und natürlich muss man keinen Intelligenztest bestehen, um Reporter werden zu dürfen. Aber selbst unter solchen Umständen hoffe ich immer noch auf den schmalsten Lichtstreif. Und werde jedes Mal enttäuscht. Vielleicht habe ich als Kind zu viele Schwarzweißfilme gesehen. Ich glaubte nach wie vor, der zynische, weltmüde Trinker vom Großstadtblatt sollte eine unbequeme Frage stellen und die Ermittler zwingen, die Beweise noch einmal sorgfältig unter die Lupe zu nehmen.
    Aber leider imitiert das Leben nicht immer die Kunst.
    Bei LaGuertas Pressekonferenz wurde die Rolle Spencer Tracys von einer Reihe

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