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Des Todes Dunkler Bruder

Des Todes Dunkler Bruder

Titel: Des Todes Dunkler Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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Mango schmeckte. Deb war selbstverständlich nicht in der Lage, meine irrational gute Laune zu teilen. Sie sah aus, als hätte sie die Gesichtszüge großer Fische studiert, extrem verdrießlich und mit hängenden Mundwinkeln.
    »Bitte, Deborah«, flehte ich sie an. »Wenn du nicht aufhörst, wird dein Gesicht so bleiben. Die Leute werden dich für depressiv halten.«
    »Mit Sicherheit werden sie mich nicht für einen Cop halten«, sagte sie. »Weil ich bald keiner mehr sein werde.«
    »Unsinn«, sagte ich. »Habe ich dir nicht ein Versprechen gegeben?«
    »Ja, klar. Und du hast auch versprochen, dass es funktionieren würde. Aber du hast nichts über die Blicke gesagt, die Captain Matthews mir zuwirft.«
    »O Deb«, sagte ich. »Er sieht dich an? Das tut mir aber Leid.«
    »Verpiss dich, Dexter. Du warst nicht dabei und es ist nicht dein Leben, das in die Brüche geht.«
    »Ich habe dir gesagt, dass es eine Zeit lang hart sein würde, Deb.«
    »Nun, zumindest damit hattest du Recht. Matthews zufolge stehe ich kurz vor der Suspendierung.«
    »Aber er hat dir erlaubt, dich in deiner Freizeit damit zu beschäftigen?«
    Sie schnaubte. »Er hat gesagt: ›Ich kann Sie nicht davon abhalten, Morgan. Aber ich bin sehr enttäuscht. Und ich frage mich, was Ihr Vater wohl dazu gesagt hätte.‹«
    »Und hast du ihm gesagt: ›Mein Vater hätte den Fall nie mit dem falschen Mann im Gefängnis abgeschlossen‹?«
    Sie sah überrascht auf. »Nein«, sagte sie. »Aber ich habe es gedacht. Woher wusstest du das?«
    »Aber du hast es nicht ausgesprochen, oder, Deborah?«
    »Nein«, sagte sie.
    Ich schob ihr Glas zu ihr hinüber. »Trink ein bisschen mame, Schwester. Die Lage bessert sich.«
    Sie sah mich an. »Bist du sicher, dass du nicht einfach nur an meinem Strick drehst?«
    »Niemals, Deborah. Wie könnte ich?«
    »Mühelos.«
    »Wirklich, Schwesterherz. Du musst mir vertrauen.«
    Sie hielt meinen Blick einen Moment fest, dann sah sie zu Boden. Sie hatte ihren Shake noch gar nicht angerührt, wirklich eine Schande. Sie waren sehr gut. »Ich vertraue dir. Aber ich schwöre bei Gott, ich weiß nicht warum.« Sie sah wieder zu mir herüber, ein seltsamer Ausdruck flackerte über ihr Gesicht. »Und manchmal glaube ich wirklich, ich sollte es nicht, Dexter.«
    Ich bedachte sie mit meinem besten, beruhigenden Großer-Bruder-Lächeln. »Innerhalb der nächsten zwei oder drei Tage wird etwas passieren, ich verspreche es dir.«
    »Das kannst du nicht wissen«, sagte sie.
    »Ich weiß, dass ich das nicht kann, Deb. Aber ich weiß es. Das tue ich wirklich.«
    »Und warum klingst du dann so glücklich?«
    Weil die Vorstellung mich glücklich machte. Weil der Gedanke daran, mehr von diesen blutleeren Wundern zu sehen, mich glücklicher machte als alles andere, was ich mir vorstellen konnte. Doch selbstverständlich war dies keine Einstellung, die Deborah teilen konnte, deshalb behielt ich sie für mich. »Weil ich mich natürlich für dich freue.«
    Sie schnaubte. »Stimmt, das habe ich vergessen«, sagte sie. Aber wenigstens trank sie einen Schluck von ihrem Shake.
    »Hör mal«, sagte ich. »Entweder hat LaGuerta Recht …«
    »Was bedeuten würde, dass ich tot und angeschissen bin.«
    »… oder LaGuerta irrt sich, und du bist eine lebende Jungfrau. Kannst du mir folgen, Schwester?«
    »Mmmm«, erwiderte sie bemerkenswert mürrisch, wenn man bedachte, wie geduldig ich war.
    »Würdest du darauf wetten, dass LaGuerta Recht hat? Egal, wobei?«
    »Vielleicht, was Mode angeht«, sagte sie. »Sie zieht sich wirklich nett an.«
    Die Sandwiches wurden serviert. Der Kellner knallte sie griesgrämig auf den Tisch und zog sich wortlos hinter den Tresen zurück. Trotzdem waren es sehr gute Sandwiches. Ich weiß nicht, warum sie besser als alle anderen medianoches der Stadt waren, aber so war es; das Brot war außen knusprig und innen weich, das Gleichgewicht von Schweinefleisch und Pickles war genau richtig, der Käse perfekt geschmolzen – die reine Glückseligkeit. Ich biss hinein. Deborah spielte mit dem Strohhalm in ihrem Shake.
    Ich schluckte. »Deb, wenn meine bestechende Logik dich nicht aufheitern kann und auch keins von Relampagos Sandwiches, dann ist es zu spät. Du bist bereits tot.«
    Sie sah mich mit ihrem Therapiekandidaten-Lächeln an und biss von ihrem Sandwich ab. »Es ist sehr gut«, sagte sie ausdruckslos. »Siehst du, wie ich heiterer werde?«
    Das arme Ding war nicht überzeugt, ein schrecklicher Schlag für mein Ego. Aber

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