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Des Todes Dunkler Bruder

Des Todes Dunkler Bruder

Titel: Des Todes Dunkler Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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Schicksals nach. Nach so vielen Jahren einsamer Selbstständigkeit wurde ich plötzlich aus allen Richtungen von hungrigen Frauen gejagt. Deb, Rita, LaGuerta – sie konnten anscheinend nicht mehr ohne mich leben. Doch die einzige Person, mit der ich ein wenig Qualitätszeit verbringen wollte, hielt sich bedeckt und hinterließ Barbiepuppen in meinem Gefrierfach. War das fair?
    Ich steckte die Hand in die Tasche und spürte den kleinen Glasstreifen warm und trocken in seinem Ziploctütchen.
    Einen Moment lang fühlte ich mich besser. Wenigstens unternahm ich etwas. Schließlich hatte das Leben keine andere Verpflichtung als interessant zu sein, was es momentan mit Sicherheit war. »Interessant« war noch untertrieben. Ich würde ein Jahr meines Lebens opfern, um mehr über dieses schwer fassbare Irrlicht herauszufinden, das mich mit seiner eleganten Arbeit so gnadenlos piesackte. Tatsächlich hätte ich mit meinem kleinen Jaworski-Zwischenspiel beinah mehr als ein Jahr geopfert.
    Ja, es war mit Sicherheit interessant. Und sagte man im Department wirklich, dass ich ein Händchen für Serienmorde hatte? Das war sehr beunruhigend. Es bedeutete, dass meine sorgfältige Tarnung jederzeit auffliegen konnte. Ich war bei zu vielen Gelegenheiten zu gut gewesen. Das konnte sich zum Problem entwickeln. Aber was konnte ich tun? Mich eine Weile dumm stellen? Ich war nicht sicher, ob ich wusste, wie das ging, selbst nach so vielen Jahren eingehender Beobachtung.
    Ach, nun gut. Ich schlug die Jaworski-Akte auf, der arme Mann. Nachdem ich eine Stunde darin gelesen hatte, gelangte ich zu einer Reihe von Schlussfolgerungen. Die erste und wichtigste lautete, ich würde noch einmal davonkommen, trotz der unverzeihlichen, schludrigen Spontaneität der Ausführung. Und zweitens – vielleicht bestand eine Möglichkeit, dass Deborah davon profitieren konnte. Falls sie beweisen konnte, dass dies das Werk unseres wahren Künstlers war und LaGuerta an der Nachahmertheorie festhielt, konnte sich Deborah im Handumdrehen von jemandem, dem sie nicht mal den Kaffeedienst anvertrauten, in den Liebling des Monats verwandeln. Selbstverständlich war es nicht wirklich die Arbeit desselben Mannes, aber das schien an diesem Punkt ein äußerst kleinlicher Einwand.
    Und da ich ohne jeden Zweifel wusste, dass man in naher Zukunft noch mehr Leichen finden würde, musste ich mir darüber keine Gedanken machen.
    Und gleichzeitig hatte ich natürlich die lästige Detective LaGuerta mit ausreichend Seil zu versorgen, an dem sie sich aufhängen konnte. Was mir, wie mir auffiel, auch in persönlicher Hinsicht sehr gelegen kommen würde. In die Ecke getrieben und als Idiotin hingestellt, würde LaGuerta natürlich versuchen, die Schuld jenem schwachsinnigen Labortechniker in die Schuhe zu schieben, dessen Ergebnisse sie zu falschen Schlussfolgerungen verleitet hatten – dem dumpfen, dummen Dexter. Und daraufhin würde mein Ansehen in der dringend gewünschten Mittelmäßigkeit versinken. Selbstverständlich wäre mein Job nicht gefährdet, da ich zum Auswerten von Blutspuren eingestellt war, nicht, um Täterprofile zu erstellen. Wenn alles funktionierte, stand LaGuerta als die Schwachsinnige da, die sie war, und Deborahs Aktien würden noch weiter steigen.
    Entzückend, wenn sich eins so schön ins andere fügt. Ich rief Deborah an.
    Ich traf sie am nächsten Tag um halb eins in einem kleinen Restaurant wenige Blocks nördlich des Flughafens.
    Es lag in einer kleinen Geschäftsstraße, eingeklemmt zwischen einem Autoersatzteilhandel und einem Waffengeschäft. Es war ein Ort, den wir beide gut kannten, nicht zu weit entfernt vom Polizeipräsidium, und man konnte hier die besten kubanischen Sandwiches der Welt kaufen.
    Das mag vielleicht unwichtig erscheinen, aber ich versichere Ihnen, es gibt Augenblicke, in denen es nur ein medianoche sein darf und in diesen Momenten ist das Café Relampago der einzige Ort, wo man es holen sollte. Die Morgans waren hier seit 1974 Gäste.
    Jedenfalls hatte ich das Gefühl, eine kleine Aufmunterung wäre angesagt – wenn schon keine richtige Feier, dann wenigstens eine Anerkennung, dass die Lage sich langsam besserte. Vielleicht war ich auch nur so beschwingt, weil ich bei meinem lieben Freund Jaworski ein wenig Dampf abgelassen hatte, aber jedenfalls fühlte ich mich unbeschreiblich gut. Ich bestellte sogar ein batido de mame, einen einzigartigen, kubanischen Milchshake, der nach einer Kombination aus Wassermelone, Pfirsich und

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