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Des Todes Dunkler Bruder

Des Todes Dunkler Bruder

Titel: Des Todes Dunkler Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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wäre ihm furchtbar übel. Der Mann war absolut unmusikalisch.
    Ich schlug die Augen auf. Unter diesen Umständen konnte man sich unmöglich konzentrieren, und außerdem gab es sowieso nichts mehr zu hören. Das Flüstern hatte aufgehört, als die Schreie einsetzten. Die Schreie sagten ja auch alles, nicht wahr? Und so schlug ich gerade rechtzeitig die Augen auf, um zu sehen, wie Steban aus dem kleinen Kabuff am anderen Ende der Arena schoss, auf Spanisch heiser stöhnte und schließlich kopfüber gegen die Bande knallte. Er raffte sich auf und schlidderte vor Grauen grunzend in Richtung Ausgang.
    Wo er gefallen war, verschmierte ein kleiner Blutfleck das Eis.
    Deborah hastete mit gezogener Waffe durch die Tür, und Steban zwängte sich an ihr vorbei, stolperte ins Tageslicht. »Was ist los?«, fragte Deborah, die Waffe im Anschlag.
    Ich legte, während ich dem letzten Widerhall des trockenen Kicherns lauschte, den Kopf schräg und jetzt, das grauenvolle Grunzen noch immer im Ohr, verstand ich.
    »Ich glaube, Steban hat etwas gefunden«, sagte ich.

22
    P olizeipolitik war, wie ich schon so oft versucht hatte Deborah einzuprägen, eine schlüpfrige und vielschichtige Angelegenheit. Und stießen zwei das Recht vertretende Organisationen aufeinander, die sich herzlich gleichgültig waren, verlangsamten sich die laufenden Operationen unendlich, alles wurde nach Vorschrift und mit einem Höchstmaß an Hinhaltetaktik, vielen Entschuldigungen, versteckten Beleidigungen und Drohungen erledigt. Für den Zuschauer selbstverständlich ein reines Vergnügen, aber es hielt das Procedere ein klein wenig mehr als nötig auf. Konsequenterweise vergingen also nach Stebans grauenhafter kleiner Jodeleinlage mehrere Stunden, bis die Zuständigkeitskabbeleien geklärt waren und unser Team endlich mit der Untersuchung der netten kleinen Überraschung begann, die unser neuer Freund Steban entdeckt hatte, als er die Tür zum Kabuff öffnete.
    Während dieser Zeitspanne stand Deborah meistens abseits und mühte sich, ihre Ungeduld zu bezähmen, nicht so sehr hingegen, diese zu verbergen. Captain Matthews traf mit Detective LaGuerta im Schlepptau ein. Sie tauschten einen Händedruck mit ihren Gegenstücken aus Broward, Captain Moon und Detective McClellan.
    Dann folgten jede Menge fast unhöflicher Wortgefechte, die zusammengefasst auf Folgendes hinausliefen: Matthews war überzeugt, dass die Entdeckung von sechs Armen und Beinen in Broward zu dem Fall mit den drei Köpfen gehörte, denen eben jene Glieder fehlten und mit dessen Untersuchung sein Department in Miami-Dade befasst war. In viel zu freundlichen und einfachen Worten stellte er fest, dass die Annahme ein bisschen weit hergeholt schien, er hätte drei Köpfe ohne Körper gefunden, und dann würden auf einmal drei vollkommen andere Körper ohne Köpfe hier auftauchen.
    Moon und McClellan wiesen ebenso logisch darauf hin, dass in Miami andauernd Köpfe gefunden wurden, während dies in Broward doch ein wenig ungewöhnlicher war und sie es deshalb vielleicht ein bisschen ernster nahmen, und man konnte sowieso nicht wissen, ob diese zueinander gehörten, bevor nicht gewisse Vorarbeiten erledigt waren, die einwandfrei sie vornehmen sollten, da es sich um ihren Zuständigkeitsbereich handelte. Selbstverständlich würden sie die Ergebnisse mit Freuden weitergeben, sobald sie fertig waren.
    Und genauso selbstverständlich war das für Matthews inakzeptabel. Er erklärte behutsam, dass die Leute in Broward nicht wüssten, wonach sie suchen mussten und etwas übersehen oder einen Schlüsselbeweis zerstören könnten. Natürlich nicht aus Inkompetenz oder Dummheit; Matthews war absolut gewiss, dass die Leute aus Broward alles in allem völlig kompetent waren.
    Natürlich war Moon hiervon alles andere als begeistert.
    Er bemerkte mit einer gewissen Heftigkeit, dies scheine zu implizieren, dass sein Department von Trotteln zweiter Wahl bevölkert werde. An diesem Punkt war Captain Matthews wütend genug für die viel zu höfliche Erwiderung, o nein, auf keinen Fall zweite Wahl. Ich war sicher, dass es in einem Faustkampf geendet hätte, wären nicht die Gentlemen vom FDLE erschienen, um zu schlichten.
    Das FDLE ist eine Art FBI auf Bundesstaatsebene. Sie besitzen überall im Staat und zu jeder Zeit die Zuständigkeit, aber anders als die Feds werden sie von den meisten örtlichen Polizisten respektiert. Der fragliche Beamte war ein Mann von mittlerer Größe und Statur mit kahl rasiertem

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