Des Todes Liebste Beute
Ermittlung und das Leben systematisch schwerer. »Miss Richardson, ich muss Sie leider bitten weiterzugehen. Dies hier ist ein polizeilich abgesperrter Tatort, und Sie haben hier nichts zu suchen.«
Sie ignorierte ihn und hielt Julia das Mikrofon vors Gesicht. »Dr. VanderBeck, hat Mr. Conti Ihnen etwas getan?«
»Kein Kommentar«, fauchte Mia und trat vor die Kamera. »Sie werden jetzt von hier verschwinden, Miss Richardson, oder ich verhafte Sie wegen Behinderung der Polizei.«
»Aber –«
»Gehen Sie!«
Mia griff nach den Handschellen, und der Kameramann senkte die Kamera.
»Wir gehen ja schon«, sagte er und warf Richardson einen Blick aus dem Augenwinkel zu.
Richardson schüttelte wütend den Kopf. »Ich denke ja gar nicht dran. Sie sind diejenigen, die hier etwas behindern, und zwar ein Bürgerrecht. Der Bürger hat das Recht auf Informationen.«
»Ich sagte, wir gehen«, wiederholte der Kameramann. Schockiert wandte Zoe sich um. Sie sah aus, als könne sie nicht fassen, dass ihr Mitarbeiter Widerworte gab.
»Ich denke, Sie gehen«, wiederholte Abe trocken.
Richardson sah ihn an, und ihr Blick war hasserfüllt. »Übrigens … wo ist Mayhew denn?«
»Nicht in Ihrer Reichweite. Und falls Sie uns nicht ein weiteres Band überlassen wollen, sollten Sie jetzt tun, was Ihr Kameramann Ihnen nahe gelegt hat.« Er sah ihr nach, als sie davonstampfte. »Ich kann diese Frau wirklich nicht ausstehen.«
Julia strich sich den Mantel glatt. »Kein Wunder. Ich fahre jetzt ins Leichenschauhaus – da ist es wenigstens still. Ich rufe an, wenn ich etwas Neues habe.« Sie schaute zu Jack auf. »Vielen Dank«, sagte sie sanft, wandte sich um und stieg in den Wagen. Zurück blieb ein verwirrter Jack, dessen Wangen sich dunkel verfärbten.
»Vielleicht ist die Sache doch nicht so einseitig«, murmelte Mia grinsend. »Scheint ja im Augenblick zu grassieren.«
Sonntag, 22. Februar, 17.30 Uhr
D as Dinner bei den Reagans war vergleichbar mit einem Wirbelsturm in Kansas. Zwei Fernseher kämpften um die Vorherrschaft: Vor dem einen im Wohnzimmer hatten sich die Männer versammelt und kommentierten das Sportprogramm mit angewidertem Stöhnen. Der zweite befand sich in Mrs. Reagans Küche und war auf den Verkaufssender QVC eingestellt, der gerade enorm preisgünstige Perlenketten anpries. Mrs. Reagan selbst huschte in der Küche herum, stampfte Kartoffeln, schnitt Gemüse und überprüfte den Braten. Jeder kurze Blick in den Ofen brachte einen Schwaden köstlichen Dufts hervor, und Kristens Magen hatte längst zu knurren begonnen.
»Das riecht so lecker«, sagte sie. Sie saß neben Rachel am Küchentisch, auf den das Mädchen einen Kassettenrekorder gestellt hatte.
»Mom ist die beste Köchin, die man sich denken kann. Alle meine Freundinnen finden das auch.« Sie blätterte in ihrem Spiralheft, bis sie eine leere Seite gefunden hatte. »Vielen Dank, dass Sie das Interview machen. Meine Mom sagt, ich soll Sie damit nicht belästigen. Bei allem, was jetzt gerade los ist und so.«
»Schon okay. Es hat mich sowieso wahnsinnig gemacht, ganz allein im Haus rumzusitzen.« Ein lautes Brüllen ertönte aus dem Wohnzimmer. »Ich dachte, die Football-Saison wäre vorbei.«
Rachel lehnte sich weit genug zurück, um durch die Küchentür ins Wohnzimmer zu spähen. »Ist sie auch. Da läuft gerade ein Hockey-Spiel und College-Basketball. Sean hat Dad zu Weihnachten einen dieser Fernseher mit Split-Screen geschenkt.« Sie lächelte verschmitzt. »Mom war echt angefressen. Also – macht es Ihnen was aus, wenn ich unser Gespräch aufnehme?«
»Glaubst du wirklich, dass du bei dem Lärm irgendwas hören kannst?«
»Na klar. Ich bin schließlich in diesem Haus aufgewachsen. Da entwickelt man ein exzellentes und sehr selektives Gehör.« Rachel drückte auf die Aufnahmetaste. »Das hier ist ein Interview mit der Zweiten Staatsanwältin Kristen Mayhew. Können Sie uns zunächst sagen, warum Sie das Gesetz als Beruf gewählt haben?«
Kristen öffnete den Mund, um die Antwort auszusprechen, die sie für solche Fälle stets parat hatte. Die Antwort, die nicht der Wahrheit entsprach. Aber irgendetwas in Rachels blauen Augen ließ sie es sich anders überlegen. »Zuerst wollte ich gar nicht«, sagte sie also aufrichtig. »Ich hatte vor, Kunst zu studieren. Ich hatte sogar ein Stipendium. Aber in meinem zweiten College-Jahr wurde jemand, der mir sehr nahe stand, Opfer eines Verbrechens.«
Rachels Augen wurden groß. »Wer
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