Des Todes Liebste Beute
setzt, die glauben, das Rechtssystem unseres Landes und seine Diener verspotten zu dürfen. Ich verbleibe wie stets – Ihr ergebener Diener.‹«
Abe schaute auf und sah, wie Kristen sich behutsam auf einen Stuhl niederließ. »Was steht unter P. S.?«
»Eine Autonummer.« Abe gab ihr den Brief, und sie las stirnrunzelnd.
»Meine ist es jedenfalls nicht«, sagte sie. »Das verstehe ich nicht.«
»Ich denke, wir sollten mit dem Jungen reden, der das Paket gebracht hat«, sagte Mia, und Abe nickte.
Mia und Abe gingen hinaus zum Streifenwagen, wo der Junge auf dem Rücksitz wartete.
»Er heißt Tyrone Yates«, sagte McIntyre. »Seine Eltern sind unterwegs.«
»Ich hab nichts gemacht«, knurrte der Junge.
»Das hat auch keiner gesagt«, knurrte Mia zurück. Langsam hatte sie es satt, dass diese Kids immer gleich in die Defensive gingen.
Tyrone erzählte ihnen eine Geschichte, die der von Aaron Jenkins ähnelte. Diesmal jedoch trug der weiße Lieferwagen das Emblem eines Teppichhändlers. Als der Junge mit seiner Aussage fertig war, kamen auch bereits die Eltern, die ihn mit nach Hause nahmen.
Kristen machte Tee, als Mia und Abe gefolgt von McIntyre wieder ins Haus kamen. Mia ließ sich auf einen Stuhl fallen, während Abe zu dem Fenster trat, das auf den zugefrorenen Garten hinausging. McIntyre blieb unschlüssig in der Tür stehen.
»Was gibt es Neues?«, fragte Kristen.
Abe warf ihr einen frustrierten Blick zu. »Nicht gerade viel.«
McIntyre trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. »Was den weißen Lieferwagen angeht …«
»Den Floristik-Lieferwagen?«, fragte Kristen, doch Mia schüttelte den Kopf.
»Inzwischen nehmen wir an, dass er die Schilder auf den Seiten auswechseln kann. Sie sind wahrscheinlich magnetisch.« Sie zuckte die Achseln. »Der Junge von der King High meint, es sei der Wagen von einem Elektriker gewesen. Der Bursche eben sagt, er habe einen Teppichwagen gesehen.«
»Kein Wunder, dass ich an den Milchkisten keinerlei Spuren von Pflanzen oder Erde gefunden habe«, sagte Jack verärgert und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Verdammt. Er wechselt den Betrieb nach Lust und Laune.«
Abe wandte sich mit nüchterner Miene vom Fenster ab. »Was war mit dem Wagen, McIntyre?«
»An dem Abend, als Miss Mayhew von der Straße abgedrängt wurde, habe ich mich um den Verkehr gekümmert. Sie wissen ja – es sind immer ziemlich schnell Gaffer da. Ich erinnere mich an einen weißen Lieferwagen mit dem Emblem eines Elektrohandels.«
Kristens Magen drehte sich um. Jetzt wusste sie, welches Nummernschild im P. S. erwähnt worden war. Sie nahm den Brief vom Tisch und zeigte ihn McIntyre. »Erkennen Sie dieses Kennzeichen, Officer?«
Er nickte. »Das war der Wagen, der Sie gerammt hat. Er ist am Tag zuvor gestohlen worden.«
Jack stieß einen Fluch aus. »Er war da.«
Abe lachte freudlos. »Wahrscheinlich war er nah genug, um ihn am Kragen packen zu können. Wissen Sie noch, wie er aussah, McIntyre?«
McIntyre schüttelte den Kopf. »Er hatte eine Mütze mit Klappen über den Ohren auf. Mit dem Schirm zusammen war beinahe nichts von seinem Gesicht zu sehen. Es war so kalt, dass ich mir nichts dabei gedacht habe. Aber ich erinnere mich, dass er sehr höflich war.«
»Alter?«
McIntyre zuckte unglücklich die Schultern. »Ich weiß nicht. Vielleicht vierzig? Er hat ja auch nicht viel gesagt, hat bloß genickt, als ich ihn bat weiterzufahren. Ich weiß noch, dass ich dachte, es wäre ihm vielleicht peinlich, beim Gaffen ertappt worden zu sein.«
Eine Weile lang schwiegen alle Anwesenden, dann stand Jack auf. »Ich muss meine Leute anrufen und sie zu der angegebenen Stelle hier schicken. Und ich rufe Julia an. Kommt ihr auch?«
»Das lasse ich mir nicht entgehen«, sagte Abe grimmig. »Dann los.«
Kristen stand ebenfalls auf, aber Abe winkte ab. »Bleib hier. Bitte!«
»Ich will aber auch dabei sein«, sagte sie leise. Sie war sich bewusst, dass die anderen sie beobachteten.
Abe sah nacheinander Jack, Mia und McIntyre an. »Könnt ihr uns eben allein lassen?«
McIntyre trat augenblicklich den Rückzug an. »Muss wieder auf meinen Posten.«
Mia zog die Brauen hoch und betrachtete sie mit unverhohlener Neugier. »Okay.«
Kristens Wangen begannen zu glühen. »Reagan, bitte.«
Jack warf ihr einen ernsten Blick zu. »Er hat Recht. Sie hatten in dieser Woche bereits einen Unfall. Ich möchte nicht, dass Ihnen etwas zustößt.« Dann folgte er Mia aus der Küche,
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