Des Todes Liebste Beute
Urteil verkündet hatten. Jacob Contis Sohn war ein freier Mann. Zumindest so lange, bis sie ihn erneut vor Gericht stellen konnten. »Ich werde jemanden darauf ansetzen, die Finanzen vom Geschworenen Nummer drei zu überprüfen. Früher oder später wird er seine Rechnungen mit dem Geld bezahlen. Es ist nur eine Frage der Zeit.«
»Und bis dahin?«
»Kümmere ich mich um den nächsten Prozess. Angelo Conti wird nach Hause zurückkehren und weitersaufen. Thomas Garcia wird allein in seiner Wohnung sitzen und die leere Wiege anstarren.«
John seufzte. »Sie haben Ihr Bestes gegeben, Kristen. Manchmal geht nicht mehr. Sicher wäre es besser gewesen, wenn …«
»Sicher wäre es besser gewesen, wenn er und nicht Paula Garcia das Auto gegen den Baum gesetzt hätte«, sagte Kristen bitter. »Und wenn er nicht so besoffen gewesen wäre, dass er Paula aus dem Autowrack gezerrt und sie mit dem Wagenheber zu Tode geprügelt hätte, damit sie ihren Mund hält.« Sie zitterte jetzt, sowohl aus Müdigkeit als auch aus Trauer über den Tod der jungen Frau und des Ungeborenen, das mit ihr gestorben war. »Sicher wäre es besser gewesen, wenn Jacob Conti seinem Sohn so etwas wie Moral und Verantwortung beigebracht hätte, anstatt ihn mit seinem Geld vor Gefängnisstrafen zu bewahren.«
»Und wenn Jacob Conti ihm Moral und Verantwortung beigebracht hätte,
bevor
er ihm die Schlüssel zu einem Hunderttausend-Dollar-Sportwagen gab. Gehen Sie nach Hause, Kristen. Sie sehen grausig aus.«
Ihr Lachen war aufgesetzt. »Sie wissen jedenfalls, wie man Komplimente macht.«
Alden lächelte nicht. »Ich meine es ernst. Sie sehen aus, als ob Sie gleich umfallen. Aber ich brauche Sie morgen wieder hier.«
Sie schaute zu ihm auf und verzog das Gesicht. »Schleimer.«
Jetzt musste er doch grinsen. Doch schnell wurde er wieder ernst. »Ich will Conti, Kristen. Er hat unser System korrumpiert und die Geschworenen bestochen. Ich will, dass er dafür bezahlt.«
Kristen rutschte vom Hocker, stellte sich auf die Füße und strich ihr Kostüm glatt. Dann begegnete sie Johns Blick. »Das will ich auch.«
Mittwoch, 18. Februar, 18.45 Uhr
Abe Reagan war sich der vielen neugierigen Blicke bewusst, als er durch das Labyrinth der Tische ging und nach Lieutenant Marc Spinelli suchte. Sein neuer Chef.
Die Tür war nur angelehnt, und als er nur noch drei Schritte davon entfernt war, hörte er Stimmen von innen. »Wieso er?«, fragte eine Frau barsch. »Wieso nicht Wellinski oder Murphy? Verdammt, Marc, ich will einen Partner, dem ich trauen kann, nicht irgendeinen Neuen, von dem niemand etwas weiß.«
Abe wartete auf Spinellis Antwort. Er zweifelte nicht daran, dass diese Frau seine neue Partnerin Mia Mitchell war, und da er von ihrem Verlust gehört hatte, konnte er ihr ihre feindliche Haltung nicht einmal übel nehmen.
»Sie wollen überhaupt keinen neuen Partner«, kam die ruhige Antwort, und Abe vermutete, dass das der Wahrheit entsprach. »Aber Sie werden trotzdem einen kriegen«, fuhr Spinelli fort. »Und da ich, wenn ich mich recht entsinne, immer noch Ihr Vorgesetzter bin, suche
ich
aus, wer dieser Partner ist.«
»Aber er hat es noch nie mit Mord zu tun gehabt. Ich brauche jemanden mit Erfahrung.«
»Er hat Erfahrung, Mia.« Spinellis Stimme klang besänftigend, ohne herablassend zu sein. Das gefiel Abe. »Die letzten fünf Jahre war er undercover in der Drogenszene.«
Fünf Jahre. Er war, ein Jahr nachdem Debra angeschossen worden war, in die Szene gegangen, weil er gehofft hatte, dass das zusätzliche Risiko den Schmerz, seine Frau an lebenserhaltenden Geräten dahinvegetieren zu sehen, verdrängen würde. Doch das war nicht geschehen. Vor einem Jahr dann war sie gestorben, und er war undercover geblieben, weil er gehofft hatte, dass das Risiko nun den Schmerz, sie endgültig verloren zu haben, verdrängen würde. Und dieses Mal hatte es funktioniert.
Mitchell schwieg, und Abe hob die Hand, um zu klopfen, als Spinellis Stimme erneut ertönte. Diesmal lag ein Hauch eines Vorwurfs darin. »Haben Sie in die Akte, die ich Ihnen gegeben habe, überhaupt mal reingesehen?«
Ein kurzes Zögern. »Ich hatte keine Zeit«, antwortete Mitchell defensiv. »Ich musste zusehen, dass Cindy und die Kinder Essen auf den Tisch kriegen.«
Cindy durfte Mrs. Ray Rawlston sein, die Witwe von Mias ehemaligem Partner, der bei einer Schießerei getötet worden war. Mia selbst hatte, wie Abe wusste, als Andenken an den Hinterhalt eine Narbe am Brustkorb,
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