Des Wahnsinns fette Beute: Macken und Marotten auf der Spur (German Edition)
nachgefragt, ob es einen Grund hatte, dass wir damals bei dir Wildschwein mit Serviettenknödel serviert bekamen. Wir schwärmen heute noch davon!
Ich muss dich leider enttäuschen, liebe Hella. Es ist nicht so, dass ich für bestimmte Menschen ein bestimmtes Gericht oder eine bestimmte Art von Gerichten im Kopf habe, nein. Gerade Wildschwein und Wild generell hängt von der Jahreszeit ab. Im Hochsommer wart ihr mit Sicherheit dann nicht bei mir zu Gast.
Bist du denn auch tapfer, wenn Gäste bestimmte Wünsche äußern? Wenn die sagen: «Mensch, Alfred, ich will jetzt einen Karpfen.» Sagst du dann: «Kinder, das ist mir zu aufwendig. Heut gibt es bei mir eine Sardelle.»
Bis jetzt kann ich mich nicht erinnern, dass sich jemand etwas Spezielles gewünscht hat.
Was ist für dich das Sinnlichste oder auch Entspannendste bei diesem ganzen Gewerkel? Das Schnippeln der Zutaten? Das Köcheln? Das Servieren? Das Essen? Was ist das Schönste?
Das Schönste ist eigentlich, dass man dann am Tisch sitzt mit seinen Gästen und gemeinsam das Ergebnis der Schnippelei, des Rührens und des Kochens eben gemeinsam genießt. Natürlich freue ich mich, wenn die Gäste dann sagen: «Mmmh, das schmeckt gut!» Ich liebe es, mit angenehmen Gästen bei einem guten Essen positiv zu kommunizieren.
Bist du auch gerne bei anderen zu Gast? Gibt es Menschen, die genauso gut kochen wie du?
Ja, und das hängt nicht vom Kochen ab. Ich bin gerne Gast, auch wenn der Gastgeber nicht so doll kochen kann. Das ist nicht das Entscheidende. Mich freut die Atmosphäre, mich freut das Zusammensein, die Gespräche.
Hast du denn ein Lieblingsessen?
Nein.
Echt nicht?
Nein.
Auch nicht von deiner Mutter selig von früher?
Ich habe überhaupt nichts «Lieblings» in meinem Leben.
Ach.
Ich habe keine Lieblingsfarbe, ich habe kein Lieblingsbuch, ich habe kein Lieblingsland. Ich habe keine Lieblingsmusik, ich habe nichts Lieblings. Ich werde ja dauernd gefragt: «Welches war Ihr Lieblingsgast in all den Jahren?» Ich kann es nicht sagen. Genauso wenig kann ich die Frage nach meinem Lieblingsgericht beantworten. Ich bin kein Mensch, der sich gerne festlegt. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum ich diese Sendungen machen konnte. In einer Woche war der Staatsmann Putin zu Gast, in der nächsten Woche waren es Menschen mit Behinderung. Diese totale Mixtur. Mein Leben war immer ganz offen nach allen Seiten. Das gilt fürs Essen, das gilt für Reisen, das gilt für die Bücher, für alles. Ich habe nichts Lieblings.
Aber du hast doch ein Ferienhäuschen in Griechenland. Hätte das auch auf Sizilien oder in Frankreich stehen können? Hat das nichts mit dem Land zu tun?
Doch, es hat mit dem Land zu tun. Ich würde es jedoch trotzdem nicht mein Lieblingsland nennen. Durch eine Aneinanderreihung von Zufällen hat es mich in jungen Jahren dorthin verschlagen. Ich war als 16-Jähriger im Schüleraustausch in Amerika. Am Ende des Jahres nahm ich an einer 14-tägigen Busreise quer durch das Land teil. Immer wieder setzte ich mich mit einem jungen Mädchen aus Athen zusammen. Wir freundeten uns an, und wenig später unternahm ich eine Reise nach Athen, nicht zuletzt, um auch sie dort wiederzusehen. Das war meine erste Reise nach Griechenland, und es sollten noch viele folgen. Land und Leute hatten es mir angetan, und so habe ich mir später dort ein Urlaubsdomizil errichtet. Wer weiß, wäre die junge Dame in Istanbul beheimatet gewesen, hätte ich jetzt vielleicht ein Häuschen irgendwo in der sonnigen Türkei. Griechenland ist wunderschön, ich möchte es aber nicht als mein Lieblingsland bezeichnen.
Wenn du sagst, du hast keine Lieblings und nichts Lieblings, keine Lieblingsmusik, kein Lieblingsland, gibt es denn auf der anderen Seite Dinge, die dich sehr anstrengen oder die du verabscheust? Gibt es eine Farbe, von der du sagst: «Damit würde ich niemals meine Wand streichen?»
Nein.
Gibt es eine Musik, wo du sagst: «Davon würde ich mir niemals eine CD kaufen?»
Nein.
Willst du dich nicht festlegen auf Lieblings, oder ist es einfach so, dass du für alles offen und empfänglich bist?
Ich bin ein Generalist. Mein Leben lang war das immer so. Auch bei den Sendungen, diese unterschiedlichen Dinge, was ich da alles gemacht habe. Gerade in «Bios Bahnhof» hatten wir klassische Sänger, Dirigenten mit großem Orchester, Opernsänger, aber genauso die verrücktesten Leute zu
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