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Des Wahnsinns fette Beute: Macken und Marotten auf der Spur (German Edition)

Des Wahnsinns fette Beute: Macken und Marotten auf der Spur (German Edition)

Titel: Des Wahnsinns fette Beute: Macken und Marotten auf der Spur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Scheel , Hella von Sinnen
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zusehen, dass du abends in den Schlaf kommst, meistens erst um 4 Uhr, nach dem Erfolg oder nach dem Adrenalin-Ausstoß. Dann stellen sie dir das Tablett vor die Tür, machen nicht mal Zellophan rauf, egal, wie viel Sterne das Hotel hat. Ganz egal. Du bist die Aussätzige, wenn du länger schläfst. Um 11 Uhr fangen sie an zu nerven, rufen im Zimmer an: «Wann wollen Sie auschecken?» «Kann Ihr Zimmer jetzt aufgeräumt werden?» Oder die «Hausdamen» putzen so laut um dich herum, dass an Schlaf nicht mehr zu denken ist. Viele Theater sind grenzwertig. Ich kann vielleicht fünf aufzählen, wo alles stimmt mit der Werbung. Saubere Garderoben, nettes Ambiente, der Saal ist geputzt, und die Karten sind gut verkauft. Acht Wochen hat mich ein Management mal rumgeschickt. Da saß ich oft morgens auf meinem Bett und habe gedacht: «Was mache ich hier? Ich habe es so schön in Berlin und sitze hier in einem abgefuckten Hotelzimmer in Köln.» Ich werde dieses Hotel mitten in der Stadt nie vergessen. Ich hatte gespielt, eingepackt, noch einen getrunken, bin mit meinem Techniker ins Hotel, 5-Watt-Birnchen an der Decke, wo du nicht mal siehst, dass in deinem Badezimmer Silberfische Tango tanzen. Nein danke.
     
    Du sagst, du hast Kontrollverlust nicht gern. Würdest du dich als einen Kontrollmenschen bezeichnen?
     
Ja.
     
    Du checkst fünfmal die Herdplatte?
     
Nein, ich bin ja nicht zwanghaft.
     
    Keine Zwänge?
     
Nein, ich kontrolliere nur mehrfach meine Bühnengarderobe, es sind ja manchmal bis zu sechs verschiedene Frauen, die ich spiele.
     
    Wir hatten schon Gespräche mit anderen berühmten Zeitgenossen, die von sich sagten: «Ich bin Perfektionist», da waren einige dabei, die Treppen wieder raufgelaufen sind, um zu gucken, ob der Herd noch an ist oder ob das Bügeleisen ausgeschaltet ist. Das hast du gar nicht?
     
Nein, ich weiß ja, dass ich es ausgeschaltet habe.
     
    Okay.
     
Nein, aber ich bin ein Kontrolletti, das gebe ich ganz offen zu. Ich kann meinen Techniker fragen: «Hast du das Navi eingestellt?» «Ja, ist alles in Ordnung!» Ich traue ihm nicht. Ich muss das Navi nochmal programmieren, weil ich der Kontrolletti bin.
     
    Heißt das dann auch, dass es, wenn du Alkohol trinkst, nie zum endgültigen Rausch bei dir kommt?
     
Das heißt es nicht.
     
    (Lachen.)
     
Also, Pupillenstillstand mache ich natürlich nicht. In der Tat muss ich Restkontrolle haben. Aber es gab durchaus Abende, wo ich die Straße, in der ich wohne, kaum über die Lippen gekriegt habe. Musste dann nochmal rein ins Lokal (lallt:) «Würdest du dem mal sagen, wo ich wohne? Der versteht mich nicht.» Denn wir haben die vielen arabischen Migrationshintergründe, die hinter dem Steuer sitzen. Da ist das besonders schwierig.
     
    Wovor hast du denn Angst im Leben?
     
Mir würde eine Inflation Angst machen, die in anderthalb Jahren kommen soll. Das würde mir Angst machen. Das würde mich sehr in meiner Zufriedenheit erschüttern.
     
    Das heißt, wir reden davon, dass du ein materieller Mensch bist? Dass Geld und Besitztum dir wichtig ist?
     
Das ist nicht wichtig. Ich brauche ja nicht viel, ich brauche nur meine Wohnung und was zu essen. Es wäre sehr schade, wenn ich mir das nicht mehr leisten könnte. Ich würde mich natürlich in Nullkommanix damit arrangieren, aber ich fände es nicht schön, weil ich mir das alles ganz hart erarbeitet habe. Als ich von der Inflation gehört habe – wer weiß denn von uns, was eine Inflation ist? Wenn du meinetwegen 100   000 gespart hast, und das ist dann nur noch 10   000 wert, und für die 10   000 kriegst du zehn Brote, dann mache ich mir Gedanken. Ich scheiß auf Statussymbole. Brauche kein «Gucci», kein «Prada», kein Boot, kein großes Auto, kein Ferienhaus. Brauche ich alles nicht.
     
    Was würdest du als deine größte Macke bezeichnen?
     
Spielen am Computer. Früher war mein Computer: Ich schreibe, bin kreativ, und dann drucke ich das aus. Bis ich dann eines Tages ein Spieleportal entdeckt habe. Und da gibt es ein Mahjong-Spiel. Manchmal habe ich schon gedacht, ich bin spielsüchtig. Das kann ich zwei Stunden am Stück spielen. Meine Maushand schmerzt und meine rechte Schulter – ich kann irgendwie nicht aufhören. Dann denke ich manchmal, gehöre ich jetzt auf ’ne Couch? Muss ich darüber mal reden?
     
    Hmh … zwei Stunden am Tag … und wie viele Tage in der Woche?
     
Jeden Tag. (Lacht.) Aber das entspannt mich ohne Ende.
     
    Du kannst dabei abschalten?
     
Ja.

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