Des Wahnsinns fette Beute: Macken und Marotten auf der Spur (German Edition)
Gast.
Vielleicht hat das deinen großen Erfolg ausgemacht, dass du auf jeden Gast offen zugegangen bist.
Ja, vielleicht.
Du hast aber schon Lieblingsmenschen?
Ja, das ja. Aber das sind eben auch viele. Es gibt natürlich Leute, die mir nichts sagen. Das ist ja klar. Und es gibt andere, bei denen der Funke überspringt. Vorhin habe ich von der Busreise durch Amerika erzählt. Ich fuhr in diesem Bus zwei Wochen durch das Land, und plötzlich stellte ich nach einer Woche fest, dass ich von zehn Mal acht Mal immer neben derselben Person gesessen habe. Dafür muss es einen Grund geben. Es ist mit der Freundschaft genauso. Man lernt jemanden kennen, und dann bleibt er. Ich habe so viele Kandidaten bei «Mensch Meier» kennengelernt. Heute kann ich mich nicht an einen einzigen auch nur vage erinnern. Mit einer Ausnahme! Das ist die Lea Linster, eine Köchin aus Luxemburg, mit der ich heute noch ganz eng befreundet bin. Wir waren zusammen in New York, und sie hat auch schon hier in meiner Küche gekocht. Lea wurde von einer Kandidatin zu einer Freundin. Warum? Weil wir beide die gleiche Wellenlänge und die gleichen Interessen haben. Ich behaupte, irgendwie riecht man es, ob jemand zu einem passt oder nicht. Das ist so ein Gespür.
Aber bei Menschen ist es schon so, dass du jetzt nicht sagen würdest: «Ich habe 20 Menschen, für die ich gleich empfinde.»
Nein.
In der Liebe oder in der Freundschaft bist du durchaus bereit, dich festzulegen?
Ja, absolut.
Gibt es etwas, was dir bei Menschen richtig auf die Nerven geht? Wo du keine Toleranz kennst?
Natürlich!
(Er macht sich kurz Gedanken.)
Wenn mich die Menschen belügen. Aber das erlebe ich nicht oft.
Ich möchte nochmal auf Hellas Frage zurückkommen, ob es bei Menschen etwas gibt, was dich über alle Maßen stören würde. Du hast diese Frage sehr diplomatisch beantwortet. Folgende Situation: Du kochst für Menschen, von denen du nicht alle kennst. Viele bringen einen Bekannten mit, und du kochst ein hervorragendes Essen. Alle lieben es, aber einer der Gäste hat überhaupt keine Tischmanieren. Er isst mit den Ellenbogen auf dem Tisch und rülpst nach dem Dessert durch deine gute Stube.
(Wie aus der Pistole geschossen:) Das wäre das klassische Beispiel für jemanden, mit dem ich mich nicht anfreunden würde. An dem Abend würde ich nichts sagen, ich würde nur denken: «Der wird nicht ein zweites Mal eingeladen.» Verstehst du? Ich sage zu mir: «Okay. Dann soll er so sein, wie er ist, aber er passt nicht zu mir.»
Du warst ja viele Jahre im Showbusiness tätig. Hast du mit Aberglauben zu tun? Gab es etwas, was vor einem Auftritt nicht passieren durfte, was du als schlechtes Omen empfunden hast?
Nein.
Bist du als Jurist ein durch und durch rationaler Mensch?
Ja, ich bin ein durch und durch rationaler Mensch. Das klingt langweilig, ist aber so.
Ich sehe diesen Ring an deinem Finger nicht zum ersten Mal. Ist er ein Talisman für dich?
Ja, schon. Den hat Keith, mein damaliger Partner, von dem Tisch anfertigen lassen.
Von dem Tisch?
Von dem berühmten, schönen Tisch, den du, Conny, auch so liebst. Unten am Fuß hat er ein kleines Stückchen Holz rausgeschnitten und diesen Ring bei einem Goldschmied fertigen lassen. Die Idee kam von seiner Tante. Die war zu Besuch hier und hat gemerkt, welchen Bezug ich zu diesem Tisch habe. Einige Zeit später, wir feierten auf einem Schiff vor der türkischen Küste, hat er ihn mir überreicht.
Jetzt haben wir dich ertappt! Wenn das nicht ein LIEBLINGSring ist, dann heiße ich nicht mehr von Sinnen.
(Grummelnd:) Jaaaaa.
Komm Alfred, Butter bei die Fische! Wenn der weg wäre, wärst du traurig.
Ja, aber – Lieblingsring heißt ja, dass ich –
– andere nicht so schön finde? Ist das dein einziger Ring?
Ich habe tatsächlich nur den.
Okay.
Ich würde sonst nichts Lieblings nennen, aber ich mag den gerne.
Wo wir gerade deinen Tisch erwähnt haben. Liebe Lesenation, es gibt hier einen wunderschönen Tisch bei Alfred im Esszimmer, der über 200 Jahre alt ist. Da du ihn aber schon 60 Jahre hast, sind es am End fast 300 Jahre. Weißt du noch, wie du den entdeckt hast oder warum dieser Tisch dich angesprungen hat?
Mein Bruder kannte, als er noch in Köln lebte, einen sogenannten «Aufkäufer». Darunter versteht man Antiquitätenhändler, die übers Land fahren und alte Möbel, die in Scheunen zu
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